Die Gang: Roman (German Edition)
– oder ihre Spiegelbilder – um eine Ecke verschwinden zu sehen.
»Beeil dich«, sagte Tanya. »Wir dürfen einander nicht verlieren.«
Jeremy eilte weiter, Schulter an Schulter mit Tanya, und fuhr mit den Fingern am Glas entlang, um den Weg zu finden.
»Ich will verdammt sein, wenn das nicht …«
Dann war plötzlich kein Glas mehr an Jeremys Fingern. Er ging weiter, tastete zur Seite und stieß gegen Liz’ Rücken.
»Heh, pass mit der Kerze auf«, warnte sie und wich vor ihm zurück.
»Tut mir leid.«
»Seht mal, was ich gefunden habe«, sagte Cowboy.
Jeremy trat zur Seite, um an Liz’ Kopf vorbeisehen zu können. Cowboy stand vor ihm – oder sonstwo – und bückte sich. Er richtete sich wieder auf und drehte sich um. Sein Messer hatte er zwischen den Zähnen. Die Kerze war in der einen Hand. In der anderen hielt er eine Kamera mit Blitzlicht.
»Fantastisch«, sagte Tanya.
»Eine richtige Schönheit«, sagte er durch die Zähne.
»Eine Minolta.«
»Wen interessiert das?«, fragte Liz. »Nimm den Film raus.«
»Ich werde das ganze Ding einfach behalten.« Er zog den Gurt über seinen Kopf und zuckte leicht zusammen, als er mit der Hand sein bandagiertes Ohr berührte.
»Behalte sie, wenn du willst. Aber nimm den Film jetzt gleich raus. Wir können nicht riskieren, ihn zu verlieren.«
»Okay, wenn du meinst.« Er senkte den Kopf und starrte die Kamera an, versuchte herauszufinden, wie man sie öffnen konnte. »Ich bin wirklich nicht sicher …«
» HINTER DIR! «, schrie Tanya.
Liz kreischte.
Cowboy sprang überrascht auf, wirbelte herum und riss das Messer aus seinem Mund, als ein riesiger Troll zwischen den Spiegeln hervorkam und eine Axt niedersausen ließ. Zehn Riesen. Fünfzig. Unzählige gewaltige Trolle, die Cowboys Schädel in der Mitte durchhackten. Blut sprühte durch die Luft. Die Hälften von Cowboys Kopf fielen auf die Schultern nieder. Seine Beine knickten nach vorn. Er fiel zu Boden. Der Troll riss die Axt heraus und hob sie erneut.
Liz schrie gellend und sprang auf Cowboy zu. Sie kauerte sich hinter ihn, legte die Hände unter die Hälften seines Kopfes und hob sie hoch, als ob sie ihn wieder zusammensetzen könnte.
» NEIN! «, schrie Tanya.
Der Troll holte zum Schlag auf Liz aus.
Jeremy warf das Hackmesser. Es blitzte im Kerzenlicht auf, als es sich überschlagend durch die Luft sauste. Die Klinge bohrte sich in die Brust des Trolls. Er brüllte. Aber er fiel nicht. Das Hackmesser blieb in seiner Brust stecken, und er holte seitlich aus.
Jeremy hörte ein feuchtes Klatschen.
Liz’ Kopf flog von ihrem Hals, fiel nach vorne, Blut und Haare. Die Axt zischte weiter und krachte in den Spiegel rechts von ihr. Liz’ Kopf schlug gegen den Spiegel, fiel auf den Boden und rollte davon.
Ihr kopfloser Körper war immer noch hinter Cowboy gebückt. Blut sprudelte aus dem Halsstumpf wie Wasser aus einem Schlauch. Daneben drehte sich der Troll zur Seite. Als er seine Axt wieder heben wollte, schoss Tanya hinter Liz hervor und sprang durch die Blutfontäne. Sie warf sich auf ihn. Es war, als wenn sie gegen einen Baum gesprungen wäre. Der Troll wankte nicht. Sie prallte von seiner Brust ab und fiel rückwärts auf die Körper. Das Hackmesser, durch Tanyas Aufprall verschoben, blieb noch einen Moment hängen und fiel dann klappernd zu Boden.
Er stand über ihr und hob die Axt hoch über die Schulter.
Jeremy sah, dass der Griff von Tanyas Messer aus seinem Hals ragte.
Der Troll blieb hoch aufgerichtet und starr stehen, dann fiel er nach hinten. Die Axt zertrümmerte den Spiegel hinter ihm. Er fiel durch das splitternde Glas, sein Rücken brach durch den Sockel des Spiegels, und Glassplitter regneten auf ihn nieder.
Nur noch Jeremys Kerze brannte.
Aber ihre einzelne Flamme wurde von den Spiegeln vervielfacht und beleuchtete die Szene mit einem flackernden orangefarbenen Licht.
Er sah, wie Tanya von den Leichen herunterkletterte. Sie kroch auf den am Boden liegenden Troll, griff über seinen Kopf, kletterte dann schnell wieder herunter und zog die Axt mit sich.
Neben ihm stehend hob sie die Axt. Jeremy sah sie niedersausen, er hörte den dumpfen Schlag, als sie traf. Tanya beugte sich vor und zog ihr Messer aus dem Hals des Trolls. Dann trat sie von dem riesenhaften Körper zurück. »Komm her und hol dir die Axt«, sagte sie. Ihre Stimme war rau und atemlos. »Wir können sie brauchen.«
Jeremy nickte. Er bewegte sich vorwärts, warf einen Blick auf Liz und Cowboy, wandte dann
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