Die Gang: Roman (German Edition)
fragte Dave.
Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. Er ging immer noch rückwärts und hatte den Blick auf die Tür des dunklen Raums gerichtet. »Sieh es dir selbst an«, sagte sie.
Er drehte sich um. »Mein Gott!«
Er hielt die Taschenlampe nach unten. Der Lichtstrahl fand den hängenden Mann.
Er stöhnte.
Joan empfand eine merkwürdige Mischung aus Ekel und Erleichterung. Der Kerl sah widerwärtig aus mit seinen herausfallenden Gedärmen, aber das war auch nicht schlimmer als das, was sie in dem Raum vorher gesehen hatte. Sie war froh, dass er tot war. Er war nicht mehr so erschreckend.
Dave richtete den Lichtkegel an ihm vorbei.
Joan wartete, bis Dave neben ihr war, und ging dann schneller. Als sie nahe genug an dem hängenden Körper waren, ging er voran. Er beleuchtete mit der Taschenlampe Boden und Wand, drehte sich zur Seite und drückte sich, mit dem Rücken dicht an der Wand, an der Leiche vorbei. Joan machte es ihm nach.
Dann lief sie hinter ihm her. Ein paarmal hörte sie Metallgitter unter ihren Schuhen klappern.
Sie erinnerte sich an die Geschichten, wie Jasper Dunn in seinem Funhouse lauerte und unter Röcke sah. Das muss der Flur sein, von dem aus er es getan hat, dachte sie.
Beim nächsten Gitter blickte sie hinab und sah verschwommen ein Gesicht. Sie keuchte erschrocken.
Dave fuhr herum. »Nichts«, sagte sie. »Geh weiter.«
Sie sah noch mehr Gesichter unter den Gittern.
Ein gottverdammtes Publikum.
Dave blieb stehen. Er hatte das Ende des Flures erreicht. Rechts war eine geschlossene Tür. Links eine Öffnung in der Wand.
Er ging zur Öffnung, kniete sich hin und leuchtete mit der Taschenlampe hinunter. »Lieber Himmel«, murmelte er.
»Was?«
»Eine Rutschbahn.«
Joan hockte sich neben ihn und sah ihm über die Schulter. Die Rutschbahn glänzte silbern. Etwa nach drei Vierteln des Weges standen zwei Klingen aufrecht hervor, als hätte man zwei Jagdmesser von unten durch das Metall gestoßen. Die Klingen und der untere Teil der Rutschbahn waren blutverschmiert.
»Jemand ist da runtergerutscht«, flüsterte Dave.
Joan drückte seine Schultern fest.
Nicht Debbie, dachte sie. Es war nicht Debbie. Bitte.
»Die anderen müssen einen anderen Weg genommen haben«, sagte sie.
»Ich weiß nicht. Nach dem ersten könnten die anderen heil hinuntergekommen sein.«
»Indem sie über ihn gekrochen sind?« Oder über sie.
»Ja.«
»O Gott.«
»Lass uns die Tür überprüfen«, sagte Dave.
Er reichte Joan die Taschenlampe. Sie stellte sich in die Mitte des Flures und hielt die Taschenlampe mit der linken Hand. Die rechte Hand war ausgestreckt, zielte, Zeigefinger am Abzug der Smith & Wesson. Sie sah an den Angeln der Tür, dass sie sich nach außen öffnen würde. Dave stellte sich rechts von der Tür, die Waffe erhoben, den Lauf dicht am Türrahmen. Mit der linken Hand griff er hinüber, drehte den Knauf und zog.
Die Tür blieb geschlossen.
Er sah Joan an und schüttelte den Kopf.
»Warum schießen wir sie nicht auf?«, sagte sie.
»Wenn sie verschlossen ist, sind die Kids da nicht entlanggegangen.«
»Vielleicht hat sie sich hinter ihnen geschlossen.«
»Ich denke, sie haben die Rutschbahn benutzt.«
»Wir können das nicht.«
Ein Riegel klickte.
Dave wich zurück. Joans Herz blieb fast stehen.
Er riss die Tür weit auf.
»Hände hoch«, rief Joan.
Das blutüberströmte Ding, das hinter der Tür kniete, lächelte. »Nicht schießen, Joanie.«
»Wir können ihn da nicht rauskriegen, selbst wenn wir wollten«, sagte Tanya.
»Und wir wollen auch nicht«, fügte Liz hinzu.
»Ich will ihn nur nicht den Trollen überlassen«, sagte Cowboy.
»Wir haben Shiner auch dagelassen«, erinnerte ihn Jeremy.
»Und Karen«, fügte Tanya hinzu. »Mach dir keine Gedanken, wir denken uns was aus, um ihn herauszubekommen. Wir rufen die Bullen an oder so was. Aber zuerst müssen wir selbst hier rauskommen.«
»Ja, wahrscheinlich.«
»Willst du das wiederhaben?«, fragte Jeremy und hielt ihm das Hackmesser hin.
»Behalte es ruhig. Ich habe mein Jagdmesser.« Er drehte sich um und sagte: »Also, adios, Samuel.«
Sie gingen den Flur entlang, Tanya und Jeremy vorn, Cowboy und Liz dicht hinter ihnen.
Vor einer Tür mit zwei Flügeln blieben sie stehen.
Jeremys Magen krampfte sich zusammen.
Tanya murmelte: »Scheiße.«
Jeremy trat nach einer der Türen. Sie flog auf, und er wich zurück, als er jemanden vor sich im von Kerzen beleuchteten Raum sah – ein dünner Junge, rot von Blut, mit
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