Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
auf. Er wandte den Blick ab, als Debbie sich bückte und an den Resten ihrer Unterwäsche riss. Er hörte Stoff zerreißen.
    »Wo hat er dich verletzt?«, fragte Joan.
    »Unwichtig.«
    »Hat er …«
    »Er hat es nicht gemacht.« Sie schniefte. »Ich kann noch gar nicht glauben, dass ich am Leben bin.«
    »Ich auch nicht«, meinte Joan.
    »Als ich euch hier reden hörte …« Ihre Stimme brach.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte Joan.
    »Dave, ist der Kerl da drin tot?«
    »Hast du ihn nicht gesehen?«, fragte er und blickte sie an. Sie zog ihr Sweatshirt aus.
    »Er ist tot«. Debbie schnappte zwischen Schluchzern nach Luft. »Das sollte er jedenfalls sein.« Sie wischte sich mit blutigen Händen die Tränen ab. Sie hatte ihre Jeans hochgezogen und sie geschlossen. Ein Teil der Jeans war immer noch weiß.
    Obwohl ihr Körper blutbeschmiert war, konnte Dave keine Wunden sehen.
    Joan nahm das Schulterhalfter und das Messer ab und zog die kugelsichere Weste aus.
    Das T-Shirt klebte an ihrem Körper. Es war weiß. Das kam Dave merkwürdig und beruhigend vor. Er hatte in den letzten Minuten so viel Blut gesehen, dass er schon fast geglaubt hatte, Blutrot sei die übliche Farbe der Dinge. Joan zog ihrer Schwester die Weste an und befestigte sie mit den Klettbändern. Dann gab sie Debbie ihr Sweatshirt. Das Mädchen wischte sich damit das Gesicht ab und zog es über den Kopf, während Joan schnell wieder die Waffen anlegte.
    Dann bückte sie sich und nahm die kleine halb automatische Pistole aus dem Halfter. Sie reichte sie Debbie.
    Debbie ging an ihr vorbei auf die Rutschbahn zu.
    »Warte!«
    »Ich weiß. Irgendwas stimmt damit nicht.«
    Als Dave an Joan vorbeikam, griff sie nach seinem Handgelenk und zog es zur Seite, damit die Taschenlampe in den Schrank leuchtete. »Mein Gott!«, murmelte sie.
    Sie zuckten beide zusammen, als jemand vor Schmerzen und Schreck schrie. In Sekundenschnelle hörte man Rufe, Gelächter, Schreie, einige erstickt, einige laut. Es schien vom Ende des Flures zu kommen. Dave drehte sich um. Er konnte sehen, wie Rauch durch eines der Gitter im Boden stieg. Rauch, und dann sah er Feuer flackern.
    »Was zum Teufel ist da los?«, fragte Joan.
    »Wir sehen besser, dass wir hier schnell wegkommen«, sagte Dave.
    Debbie hielt Joans Hand fest.
    Dave schob sie zur Seite, ging in die Knie und leuchtete die Rutschbahn hinunter.
    »Lass uns den Weg zurückgehen, den wir gekommen sind«, meinte Joan.
    »Das können wir nicht!«, rief Debbie. »Meine Freunde sind da unten! Wir müssen sie retten!«
    »Ich glaube, wir können es die Rutschbahn hinunter schaffen«, sagte Dave.

45
    »Jetzt haben wir es ihnen gezeigt«, schnaubte Tanya.
    »Ich hoffe, die Bude brennt ab«, sagte Liz.
    »Nicht, bevor wir hier raus sind«, meinte Cowboy. Die Kerze in einer Hand, das Messer in der anderen, betrat er das Spiegelkabinett. Liz eilte hinter ihm her. Jeremy blieb dicht an Tanyas Seite und ging auf eine Öffnung zwischen den Spiegeln zu. Jemand oberhalb der Decke schrie immer noch. Und er hörte andere, die jammerten und schluchzten.
    Wir haben ihnen wehgetan, dachte er. Vielleicht haben wir sogar einen oder zwei umgebracht.
    Ich könnte sie alle umbringen.
    Oder die verdammte Bude niederbrennen, jeden Einzelnen von ihnen grillen.
    Aber wahrscheinlich hatte es nicht ausgereicht, einigen die Haare anzuzünden.
    Egal. Die Vorstellung, dass Shiners Leiche mitbrennen würde, entsetzte ihn. Samson und Karen würden ebenfalls verbrennen.
    Er sah, wie Liz zwischen den Spiegeln verschwand. Aber sie tauchte wieder auf, zusammen mit Cowboy, als Jeremy sich durch eine Lücke zwischen den Spiegeln schob. Sie waren links von ihm. Dachte er. Es war schwierig zu sagen, wo sie sich wirklich befanden. Von Spiegeln auf beiden Seiten und direkt vor ihnen wurden sie überall reflektiert. Eine Unmenge blutüberströmter Kids mit Kerzen, Messern und Hackmessern. Bilder in Bildern, die sich vorwärts und rückwärts bewegten. Jeremy konnte nicht unterscheiden, wo der wirkliche Cowboy und die wirkliche Liz waren und wo ihre Spiegelbilder. Dann verschwanden sie, und Jeremy war nur noch von Bildern seiner selbst und Tanyas umgeben. Er stocherte vorsichtig mit dem Hackmesser nach vorn. Ging auf sich selbst und Tanya zu, und auf beiden Seiten gingen weitere Doppelgänger von ihnen. Die Kante der Klinge stieß an Glas. Er streckte die Hand nach rechts aus und traf auf keinen Widerstand, also ging er dort entlang, gerade rechtzeitig, um Cowboy und Liz

Weitere Kostenlose Bücher