Die Gang: Roman (German Edition)
sagte Tanya. »Cowboy, bring Samson hierher.«
44
Dave riss die Tür auf. Er leuchtete mit seiner Taschenlampe in den Raum hinein, und was er sah, erweckte in ihm nur das Bedürfnis, sich umzudrehen und wegzulaufen. Aber er wusste, dass sie nicht ohne Debbie gehen konnten. Er betrat den Raum. »Polizei!«, rief er. »Waffen fallen lassen! Hände an die Wand!«
Joan war hinter ihm. »O mein Gott«, murmelte sie. Die Tür fiel ins Schloss.
Schulter an Schulter schwenkten sie ihre Waffen von einer Seite zur anderen, während der Lichtstrahl aus Daves Taschenlampe die Dunkelheit durchschnitt.
Die Trolle krochen voneinander herunter. Sie krochen von am Boden ausgestreckten Körpern, die sich nicht mehr bewegten. Sie taumelten zur rechten Seite des Raumes – einige warfen Messer auf den weichen Schaumgummiboden – und drückten sich mit den Rücken an die Wand. Etwa ein Dutzend. Die meisten hatten wenig oder nichts an. Und alle waren blutüberströmt.
Vier Körper blieben auf dem Boden liegen.
Zwei männliche, zwei weibliche.
Nackt und misshandelt. Dave sah eingeschlagene Gesichter, leere Augenhöhlen, durchschnittene Kehlen, einen abgerissenen Arm, einen Mann, dem die Haut von der Brust gezogen worden war. Er sah noch Schlimmeres und schwenkte den Lichtkegel weg von dem Blutbad. Er starrte die Trolle an, die sich an der Wand aufgereiht hatten.
»Was seid ihr?«, flüsterte er.
Eine grauhaarige Alte gackerte, hob eine Hand und wiederholte: »Was seid ihr? Was seid ihr?« Während sie sprach, bewegte sich ihre Hand, bewegte sich der »Mund« der blutigen Socke, die sie über ihre Hand gezogen hatte.
Dave zielte auf ihr Gesicht.
»Kugel in den Bauch«, sang ihre Sockenpuppe. »Eins auf den Keks. Schlecht für’n Kopf ist das.«
»Halt’s Maul!«
Joan trat nach vorn. Sie beugte sich über eine der weiblichen Leichen. Dave beleuchtete sie für sie. Sie war jung und schlank. Die Beine standen nach beiden Seiten ab, als hätten ein paar Trolle damit Tauziehen gespielt. Von den Brüsten war nicht viel übrig. Und überhaupt nichts vom Gesicht.
»Das ist nicht Debbie«, murmelte Joan.
Woher konnte sie das wissen?
Dave konnte es nicht über sich bringen, sie zu fragen. Er sah selbst, dass die andere misshandelte Frau nicht Joans Schwester war. Diese Leiche war dick.
Joan stieg über die Leiche. Sie drehte sich um und ging dann rückwärts zu der Tür am anderen Ende des Raums.
»Lass uns gehen«, sagte sie.
Dave ließ den Lichtstrahl über die Trolle an der Wand gleiten. »Was ist mit denen da?«
»Ist mir egal. Lass sie einfach hier.«
»Nach allem, was sie getan haben?«
»Das kümmert mich nicht. Ich will Debbie.«
Dave ging hinüber, leuchtete mit der Taschenlampe auf die am Boden liegenden Körper, ging um sie herum. Seine Schuhe sanken auf der weichen Gummimatte ein und rutschten auf dem Blut. Er richtete den Lichtkegel nach vorn, um für Joan den Weg zu beleuchten. Anschließend ließ er das Licht über die Trolle an der Wand gleiten.
Joan wartete, bis er nahe genug war. Dann öffnete sie die Tür.
»Jeder, der hinter uns herkommt, ist so gut wie tot«, warnte er. Dann folgte er Joan. Er zog die Tür hinter sich zu und drehte am Knauf. Die Tür war verschlossen, aber vielleicht nur von dieser Seite.
Er ging rückwärts weiter, die Pistole im Anschlag, falls sich die Tür plötzlich öffnen sollte, und hoffte halb, dass die Trolle es versuchen würden.
Jeremy bückte sich, legte das Hackmesser auf den Boden und fasste nach einem der Stahlstachel, um das Fass so gut wie möglich festzuhalten, während Tanya hindurchkroch. Im Licht ihrer Kerze konnte er Liz und Cowboy am anderen Ende sehen, wie sie ebenfalls Stacheln festhielten. Aber es reichte nicht ganz aus, das Fass wackelte leicht von einer Seite zur anderen, während Tanya über Samson kletterte.
Ihm war nicht wohl dabei, Samsons Körper auf diese Weise zu benutzen. Aber keiner wäre lebend hier durchgekommen, wenn sie nicht die Leiche über den Boden des Fasses gelegt hätten. Samson war groß genug, um fast die gesamte Länge des Fasses zu überbrücken, und dick genug, um die zehn Zentimeter langen Stacheln aufzunehmen. Es hatten sich ungefähr zwanzig oder dreißig davon in seinen Körper gebohrt.
Samson spürte sie nicht mehr.
Wenn er wüsste, was geschah, wäre er wahrscheinlich sogar froh darüber. Er war wie eine Brücke, die seine Freunde vielleicht hier herausbringen konnte. Und es hätte ihm vermutlich gefallen, dass sich
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