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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Rücken, und sie ging weiter. Er eilte hinter ihr her. Im Gehen zog er seine Weste wieder an. Obwohl es ihm lieber gewesen wäre, wenn Joan sie getragen hätte, wollte er keine Zeit mit Diskussionen verschwenden.
    Joan und Debbie hockten gebückt vor einem den Flur ausfüllenden Fass. Dave trat hinter sie und hörte, wie Debbie murmelte: »Mein Gott.«
    Ein toter Junge lag ausgestreckt im Fass. Rund um ihn her waren Hunderte von Metallspitzen im Fass nach innen gerichtet.
    »Einer deiner Freunde?«
    »Samson.«
    »Sieht so aus, als hätten sie ihn als Brücke benutzt«, sagte Dave.
    »Wir sollten das wohl auch tun«, meinte Joan.
    Debbie legte die Hand seitlich an den Mund und rief durch das Fass: » HALLO! JEREMY! HE, LEUTE, HIER IST SHINER! KÖNNT IHR MICH HÖREN? «
    Keine Antwort.
    » JEREMY? TANYA? COWBOY? LIZ? ICH BIN’S, SHINER. WIR HABEN PISTOLEN! WARTET AUF UNS! ODER KOMMT ZURÜCK! ES WIRD ALLES GUT! WIR SIND BEWAFFNET! «
    Immer noch keine Antwort.
    »Verdammt«, murmelte sie.
    »Ich gehe zuerst«, sagte Dave. Er schob sich an ihnen vorbei und stieß mit der Schuhspitze gegen eine der Stacheln. Das Fass begann, von einer Seite zur anderen zu schaukeln. »Himmel«, sagte er.
    Debbie und Joan packten die Stacheln an der Kante des Fasses, um es festzuhalten.
    Dave kniete sich auf die Waden des toten Jungen. Sie verrutschten nicht. Natürlich nicht, dachte er. Er ist aufgespießt. Er lehnte sich nach vorne, griff nach den Oberschenkeln des Jungen und kroch los.
    Robin kniete auf dem Sitz und hielt sich an der Lehne fest. Sie beobachtete, wie der Troll auf den Rahmen des Rades kletterte, der direkt zu ihr hinführte.
    Dieselbe Strecke hatte der andere benutzt.
    Mit dem war sie auch fertiggeworden.
    Zwei erledigt und noch einer übrig.
    Der hier war größer als der letzte Troll. Er hatte ein rundes Gesicht, fast überhaupt keinen Hals und Schultern wie Schinken. Seine Augen waren klein und standen eng zusammen. Schweinsäuglein, dachte Robin. Eine platte, aufgestülpte Nase. Ein kleiner, fest geschlossener Mund. Er sieht wirklich wie ein Schwein aus.
    Aber irgendwie kam er ihr auch vor wie ein kleiner Junge in einem Körper, der beim Wachsen außer Kontrolle geraten war.
    Er trug eine Baseballmütze mit hochgeklapptem Schirm. Die Haut darunter war haarlos.
    »Geh zurück«, sagte sie. »Ich will dich nicht umbringen.«
    Während sie sprach, sah sie sich selbst mit Nate im dampfenden Whirlpool sitzen, wie sie sich in den Armen hielten und über die Morde, die sie begangen hatten, weinten.
    Sie sah Nate auf dem Bett. Seinen blutüberströmten Kopf. Ihre Kehle zog sich zusammen.
    O Gott, Nate.
    Hatte er das verdient, fragte sie sich. War hier eine sehr harte Gerechtigkeit am Werk?
    »Ich will dich wirklich nicht umbringen«, bat sie mit höher werdender Stimme. »Ich will niemanden umbringen.«
    Der Troll setzte sich rittlings auf den äußeren Rahmen des Rades und starrte sie an.
    »Geh einfach weg«, bat sie. »Bitte.«
    Der Troll senkte den Kopf. Sah er hinab zu den Toten? Er beugte sich schnell vor und umklammerte die Schiene.
    Er hat Angst, dachte Robin. Er will nicht abstürzen. »Wenn ich dich hier runterwerfe«, sagte sie, »bleiben von dir nur Stücke übrig.«
    Er begann, leise jammernde Töne von sich zu geben.
    O nein, dachte Jeremy.
    Wir haben die Kamera vergessen.
    Sie war irgendwo da hinten, hing um Cowboys Hals, und der Film war noch drin.
    Er beschloss, Tanya nicht daran zu erinnern.
    Sie könnte sich entschließen, wieder zurückzugehen. Sie waren ein ganzes Stück weitergekommen, in der Dunkelheit, hatten in Sackgassen ihren Weg zwischen den Spiegeln gesucht. Jetzt zurückzugehen …
    Wieder in der Nähe der Leichen zu sein …
    Jeremy schauderte, als er daran dachte, wie er auf Liz und Cowboy gefallen war. Als er aufstehen wollte, hatten seine Hände etwas Nasses und Weiches berührt.
    Außerdem ist der Film unwichtig, sagte er sich. Die meisten auf dem Film waren schon tot.
    Nur noch wir beide sind übrig. Und Heather. Heather hatte Glück gehabt. Sie war geflohen, bevor es schlimm wurde.
    Wir hätten auch gehen sollen.
    Wenn ich nur auf Shiner gehört hätte.
    Ich bin schuld, dass Shiner tot ist.
    Es schien eine Ewigkeit her zu sein, und der Schmerz und die Schuldgefühle waren betäubt von all dem, was in der Zwischenzeit geschehen war. Die Axt stieß gegen Glas. Er schwenkte sie vorsichtig nach links, traf auf keinen Widerstand und wandte sich in diese Richtung. Tanya hatte eine Hand auf

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