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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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dieser Perversion eines Vergnügungspalastes den Schädel spalten lassen konnte. Debbie drehte sich um. Sie schniefte und wischte sich die Augen. »Das ist Cowboy«, sagte sie. »Und Liz. O Gott!« Sie presste die Hand vor den Mund und schloss die Augen ganz fest.
    »Ist noch jemand übrig?«, fragte Joan sie.
    Sie nickte. »Jeremy«, sagte sie durch die Hand. »Und Tanya. Nur die beiden.« Sie nahm die Hand weg, drückte ihr Gesicht an Joans Schulter und umarmte sie fest. »Jeremy ist mein Freund, Joanie. Ich habe versucht, ihn aufzuhalten. Ich will nicht, dass er stirbt.«
    »Okay«, sagte Dave. »Wir machen’s jetzt auf die schnelle Tour.« Er zog seine Pistole und rief: » WER DAS HIER HÖRT, SOLL SICH BESSER FLACH AUF DEN BODEN LEGEN! HINLEGEN! ICH SCHIESSE! «
    Zu Füßen des riesigen toten Trolls stehend, klemmte er die Taschenlampe zwischen die Beine, zielte auf den Spiegel vor sich und feuerte.
    Debbie zuckte zusammen, als die Schüsse die Stille zerrissen. Sie steckte die Finger in die Ohren.
    Auch Joan hielt ihre Ohren zu.
    Dave feuerte weiter, die Beretta spuckte und riss seine Hand ruckartig immer wieder hoch. Die Spiegelwände vor ihm zersprangen in tausend Stücke, als die Kugeln der 380er sie trafen. Das zerbrechende Glas glitzerte im Licht der Taschenlampe. Er schwenkte den Lauf nur ein wenig von einer Seite zur anderen und brach einen Korridor mitten durch den Irrgarten.
    Etwa zehn Meter weiter erschien dünnes Kerzenlicht. Die beleuchtete Fläche wurde größer, als Dave weiterfeuerte und noch mehr Spiegel zerstörte.
    Nach dreizehn Schüssen ließ er das Magazin in die Handfläche fallen. Er steckte ein frisches Magazin in den Griff der Pistole und lud durch.
    Joan und Debbie gingen vorsichtig um die Leichen herum und blieben neben Dave stehen. Joan spähte an ihm vorbei und entdeckte hinter all dem zerbrochenen Glas einen kerzenbeleuchteten Flur.
    Und auf dem Boden lagen Menschen ausgestreckt.
    Dave rieb sich mit einer zitternden Hand über den Mund.
    »O Gott«, murmelte er. »Ich habe doch gerufen, sie sollten sich hinlegen.«
    »Dann hätten sie sich hinlegen sollen«, sagte Joan.
    »Vielleicht konnten sie mich nicht hören.«
    »Lass uns weitergehen.« Sie zog die Taschenlampe zwischen Daves Beinen heraus, bückte sich unter Spiegelscherben hindurch und ging über den mit Glassplittern besäten Boden weiter. Das Glas knirschte unter ihren Sohlen. »Seid vorsichtig da hinten«, sagte sie.
    Sie ging langsam weiter.
    Manchmal schlug sie noch in den Rahmen hängende Scherben mit dem Revolvergriff ab, bevor sie einen Spiegelrahmen durchschritt. Sie konnte hören, dass Dave und Debbie dicht hinter ihr waren, das Glas knirschte und klirrte unter ihren Schuhen.
    Vor ihr auf dem Flur fingen ein paar der Leute an, sich zu bewegen.
    Sie krochen herum und standen auf.
    Mindestens drei aber blieben liegen.
    Die, die aufstanden, waren keine Kids.
    Sie sahen auch nicht wie Trolle aus.
    Ihr wurde kalt. Gänsehaut überlief sie.
    Sie erinnerte sich, dass Jasper Dunn einmal Besitzer einer Freakshow gewesen war. Er hatte sie schließen müssen, nachdem ein paar Freaks sich befreit und Leute im Funhouse angegriffen hatten.
    Er hatte die Show geschlossen.
    Aber offensichtlich hatte er die Freaks behalten. Und ihnen ein Heim im Funhouse eingerichtet.
    Joan hörte, wie Dave hinter ihr aufstöhnte.
    Eine Hand griff nach dem Rücken ihres T-Shirts, zog den feuchten Stoff von ihrer Haut weg und versuchte, sie nach hinten zu ziehen. Mit hoher, zitternder Stimme sagte Debbie: »Ich will wieder zurück. Bitte, Joanie. Können wir nicht einfach zurückgehen?«
    Jeremy fiel in die Dunkelheit und erwartete, dass sein Fall mit einem knochenzerschmetternden Aufprall enden würde. Stattdessen landete er auf etwas Federndem. Einem Netz? Es sank unter seinem Gewicht nach unten und hob ihn dann wieder hoch. Die festen Schnüre zitterten, als er versuchte, seine Arme und Beine zu befreien. Sie waren klebrig.
    Sie blieben an ihm kleben.
    Er hörte Tanya keuchen. Rechts von ihm, nicht weit entfernt. Ihre Bewegungen erschütterten das Netz.
    »Bist du in Ordnung?«, flüsterte er.
    »Was ist das für ein Scheißzeug?«
    Links von Jeremy öffnete sich eine Tür.
    Das ist die andere Tür, stellte er fest. Die am Fuß der Treppe.
    Da vorne ist der Ausgang.
    Jemand kam herein und brachte eine Kerosinlaterne mit. Jeremy blinzelte, als ihn die Helligkeit der Laterne blendete.
    Er sah den großen, leichenhaften Mann mit Frack und Zylinder.

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