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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Dave hat mir davon erzählt. Er berichtete, sie hätten sich auf ein kleines Mädchen und dessen Großmutter gestürzt.«
    »Schrecklich«, murmelte Harold.
    »Die alte Frau erlitt eine Herzattacke.«
    »Und was war mit dem Mädchen?«
    »Sie wurde nicht verletzt. Ein paar Seeleute kamen ihr zur Hilfe. Aber die Großmutter ist gestorben. Dunn wurde gezwungen, seine Freakshow zu schließen. Und dann konnte er sich die Haftpflichtversicherung für das Funhouse nicht mehr leisten und musste es dichtmachen. Es gehört ihm aber immer noch. Niemand kann ihn dazu bringen, es abzureißen.«
    »Vielleicht will er es eines Tages wieder eröffnen.«
    »Das würde mich nicht überraschen. In seinem Kuriositätenkabinett hat er kein Gitter im Fußboden eingebaut.«
    Harold schaute das verlassene Funhouse an und schüttelte den Kopf. »Das hätte mir vielleicht gefallen«, sagte er.
    »Also wirklich. Das ist eine Schande. Die einzige Attraktion auf der ganzen Promenade, die dir gefallen könnte, und sie ist geschlossen.«
    »Nein, das meine ich ganz ernst. Als ich ein kleiner Junge war, ging ich gern in Chicago ins Riverview . Ich fürchte, das ist längst geschlossen. Auch dort gab es einen Vergnügungspalast, der Aladins Schloss hieß. Oder Palast? Ich kann mich nicht mehr erinnern. Aber den liebte ich sehr.«
    »Es gibt also noch Hoffnung für dich.« Sie nahm wieder seinen Arm, und sie spazierten weiter. »Du hast also Vergnügungsparks einmal gemocht. In deiner frühen Jugend.«
    »Bevor ich so ein Spielverderber wurde.«
    »Erzähl mir mehr von dieser Zeit.« Joan lächelte.
    »Ich fürchtete mich immer mehr, als gut für mich war.«
    Sie drückte seinen Arm, sagte: »Einen Augenblick mal«, und lächelte, während sie jemandem zuwinkte. »He, Jim, Beth.«
    Die beiden Polizisten kamen auf sie zu. Jim starrte auf ihre Beine.
    »Du kannst wohl nicht genug von Funland kriegen?«, fragte Beth.
    »Dave lässt mich nie Achterbahn fahren.«
    »Er lässt dich nur drauf rumklettern«, sagte Jim.
    Sie stellte die beiden Harold vor.
    »Sei vorsichtig mit ihr, Harry«, sagte Jim.
    »Ist sie so zerbrechlich?«
    »Sie hat den schwarzen Gürtel.«
    »Und manchmal verprügel ich Leute damit«, sagte Joan.
    »Lass nicht zu, dass sie dich mit Handschellen ans Bett fesselt. Wenn du ihr erst einmal hilflos ausgeliefert bist, holt sie den Gürtel raus.«
    »Sprechen Sie aus persönlicher Erfahrung?«, fragte Harold.
    »Höchstens aus seinen Träumen«, sagte Joan.
    Beth schubste Jim mit dem Ellbogen weiter. »Komm weiter, Casanova. Nett, Sie getroffen zu haben, Harold.«
    »Ja«, sagte Jim. Er gab Harold einen Klaps auf den Arm.
    »Ich hab noch ein, zwei weise Worte für dich auf Lager, Harry: Halt dich ran.«
    Harold grinste und nickte.
    »Das waren drei Worte, du Dummschwätzer.«
    »Wen interessiert’s?«
    Er und Beth gingen weiter. Bevor sie in der Menge verschwanden, konnte Joan sehen, wie sie sich gegenseitig ansahen und zu reden begannen. Zweifellos über ihren Freund. Jim war bestimmt nicht begeistert.
    »Interessanter Bursche«, sagte Harold.
    »Kaum.«
    Immerhin hält Jim sich wirklich ran, dachte Joan. Man will vielleicht gar nicht, dass er das tut, und muss ihm ordentlich eines überbraten, damit er einen in Ruhe lässt, aber er ist jedenfalls interessiert genug, es zu versuchen.
    »Stimmt es, dass du den schwarzen Gürtel hast?«
    »Ich habe einen schwarzen Strumpfgürtel.«
    »Magst du ein bisschen Zuckerwatte?«
    »Klar. Das wäre toll.«
    Was muss ich anstellen, damit er auf mich reagiert, fragte sie sich.
    Er kaufte Zuckerwatte für Joan, keine für sich selbst.
    Sie riss ein bauschiges Stück mit den Zähnen heraus, sog es in den Mund und spürte, wie es sich auflöste, bevor sie darauf kauen konnte.
    »Und in diesem Riverview«, sagte sie, »was hast du da noch gemacht, außer in Aladins Schloss zu gehen? Bist du Achterbahn gefahren?«
    »Dort hätte man mich auch mit Gewalt nicht hinzerren können. Oder in den Jaguar-Express. Wie ich schon sagte: Ich hatte Angst.«
    »Wie war’s mit dem Riesenrad?«
    »Ich habe mich nicht mal in die Nähe gewagt.«
    »Und wie wäre es jetzt mit dem Riesenrad?«
    »Ach nein, ich glaube nicht.«
    »Ich aber schon.« Das Zeichen am Eingang besagte, dass man fünf Karten brauchte. Sie ging zu einer Kartenbude in der Nähe, Harold eilte hinter ihr her.
    »Joan, ich steige nicht in dieses Ding.«
    Sie stellte sich in die Warteschlange. »Halte das mal«, sagte sie und reichte ihm die Zuckerwatte.

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