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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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aufgehängte Puppe. Mitten in den Bauch. Die Beine der Puppe flogen nach oben, und sie begann, am Seil hin und her zu wackeln.
    Joan warf Harold einen Blick zu. Er sah aus, als bedauerte er, Glorias Artikel erwähnt zu haben.
    Sie schoss einen weiteren Tennisball auf die Puppe. Diesmal erwischte es den ausgestopften Kopf.
    »Wir könnten diese verdammte Bande festnageln , wenn wir ein bisschen Unterstützung von den Opfern erhielten. Sie erzählen uns nichts. Überhaupt nichts. Weißt du, was wir bisher herausgefunden haben?«
    Sie schoss der Puppe einen Ball an die Brust.
    »Es sind Teenager. Manche sagen, es wären ausschließlich Mädchen. Andere erzählen, es wären ausschließlich Jungen. Zahlenmäßig sollen es zwischen drei und fünfzig sein, je nachdem, welches Opfer man fragt. Der Anführer ist Satan persönlich mit Hörnern und Schwanz, eine hinreißende Blondine, Bürgermeister Donaldson, ein riesenhafter Schwarzer, Charles Mansons Zwillingsbruder, Zarch aus der sechsten Dimension …«
    »Ich verstehe«, sagte Harold.
    Joan verfehlte die Puppe.
    »Blödes, selbstgefälliges Luder.«
    Ihr letzter Ball traf die Puppe ins Gesicht.
    Harold legte eine Hand auf ihre Schulter. »Ich wollte dich nicht verärgern.«
    »Wer ist hier verärgert?«
    »Gloria tut nur ihre Arbeit.«
    »Und wir tun unsere, aber das vergisst sie, wenn es ihr in den Kram passt.«
    Sie gingen mit der umherschlendernden Menge mit.
    »Willst du die Auto-Scooter versuchen?«, fragte sie.
    »Bei deiner Laune wirst du vielleicht jemanden verletzen.«
    »Meine Laune ist ausgezeichnet.«
    »Kommt hier rein, Leute!«
    Sie sah Jasper Dunn. Der leichenhaft aussehende Mann schielte sie lüstern an.
    Sie beschleunigte ihre Schritte.
    »Rennen Sie nicht weg, Polizeifräulein. Kommen Sie hier herein, Sie und Ihr gut aussehender Kavalier, und sehen Sie die erstaunlichen Wunder von Jaspers Kuriositätenkabinett. Bring sie hierher, Junge. Genau hierher. Verpass das nicht. Sieh dir das zweiköpfige Baby an, den haarlosen Orang-Utan aus Borneo, die Mumie Ram-Hotep und andere seltene und rätselhafte Dinge. Sie wird bei diesem Anblick zittern und beben. Sie wird ohnmächtig und hilflos in deine Arme sinken.«
    Sie gingen weiter.
    »Ich sehe«, sagte Harold, »dass du an Jaspers Kuriositäten nicht interessiert bist.«
    »Der Kerl ist der absolute Abschaum.«
    »Hat er dir etwas getan?«
    »Nur mit seinen Augen. Jedes Mal, wenn ich vorbeikomme. Glücklicherweise verbringt er die meiste Zeit drinnen bei seinen Kuriositäten. Manchmal vergeht eine ganze Schicht, ohne dass ich ihn zu Gesicht bekomme. Er bleibt gern drin und beobachtet, wie die Leute reagieren. Und glotzt die Frauen an.«
    »Er mag es, wenn sie zittern und beben«, sagte Harold. »Bist du jemals drin gewesen?«
    »Nur einmal. Ein Mädchen war ohnmächtig geworden.«
    »Diese Kuriositäten müssen ja wirklich toll sein.«
    »Ich glaube, es kam von der Hitze. Sie lag auf dem Boden, und ihr Rock war hochgeschoben, und Dunn hockte neben ihr. Ich will nicht sagen, dass er sie befummelt hat oder so, aber er war ziemlich erschrocken, als ihr Freund uns hereinholte.«
    Sie blieb stehen und schaute zurück. Zwei Mädchen im Teenageralter erkletterten gemeinsam mit ihren Begleitern die Treppe und gaben Dunn ihre Eintrittskarten. Eines der Mädchen war dick, aber das andere war schlank und trug ein kurzes Top und Shorts. »Pass auf«, sagte Joan. »Er wird ihnen folgen. Verfluchter alter geiler Bock.«
    Dunn folgte den Teenagern hinein.
    »Ich wünschte, dieser alte Widerling würde endgültig vertrocknen und davongeweht werden. Ihm gehört der Vergnügungspark, das alte Funhouse, weißt du.« Joan wies mit dem Kopf auf das zweistöckige Gebäude, das neben dem Kuriositätenkabinett stand. Die ausgeschaltete Neon reklame über dem Eingang war im Licht der anderen Buden sichtbar. Jaspers Funhouse. Die Fenster waren alle mit Brettern vernagelt. »Ich habe gehört, in einem der Gänge hatte er ein Gitter im Boden eingebaut. Und darunter versteckte er sich und schaute den Frauen unter die Röcke, wenn sie darüber gingen.«
    »Reizender Bursche. Ist es deshalb geschlossen?«
    Joan schüttelte den Kopf. »Er hatte dort eine Freakshow. Zusammen mit den Kuriositäten. Einige Freaks sind eines Abends ausgebrochen. Ein paar ganz schön scheußlich aussehende … Leute. Das habe ich jedenfalls gehört. Einige davon sind im Funhouse aufgetaucht. Ich glaube, das war vor fünf oder sechs Jahren, ich war noch in Stanford.

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