Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
tiefer hinunter. Diesmal hielt sie unten nicht an, sondern wurde weitergezogen, wieder hochgehoben. Joans Angst verschwand. Sie schwangen über den höchsten Punkt und wieder hinab.
    Jetzt ist alles gut, dachte sie. Man muss sich nur eine Zeit lang daran gewöhnen.
    Wenn ich ihn erst einmal im Bett hätte, wäre er schon okay.
    Richtig. Ein kleiner Teil von ihm wäre okay, der, der sich vor mir fürchtet. Und was wäre mit dem Rest? Sie wusste, sie würde sich nie auf ihn verlassen können, sich nie auf ihn stützen, nie von seiner Kraft ermutigt werden. Sie würde immer die Starke sein müssen, die Anführerin.
    Eher seine Mutter als seine Geliebte.
    Das habe ich nicht nötig.
    Plötzlich hielt das Riesenrad an. Sie kamen Stück für Stück wieder nach unten. Harold ließ den Sicherheitsbügel nicht los, bis der Aufseher zu ihnen kam. Sie kletterten hinaus.
    Auf der Promenade sagte Joan: »Du kannst mich jetzt nach Hause fahren.«
    »Du bist böse auf mich«, sagte er.
    »Nein. Es ist alles in Ordnung.«
    »Ich bin immerhin mit dem verdammten Ding gefahren.«
    »Ich weiß. Das war sehr tapfer von dir.«
    »Was das andere angeht …«
    »Das ist in Ordnung«, sagte Joan. »Ich verstehe es.«
    »Du bist so … anders als die anderen Frauen, die ich kenne. So viel lebendiger und schöner. Ich glaube, ich war einfach zu überwältigt, und ich wollte nicht riskieren, dich zu verlieren. Ich hatte Angst, dass, wenn ich mich auf dich stürzte … du vielleicht … ich weiß nicht …«
    »Es ist in Ordnung, Harold. Du musst das nicht erklären.«
    »Ich wollte dich nicht verlieren«, sagte er wieder.
    Sie nahm seine Hand. Sie verließen Funland und kamen auf den Parkplatz, und er öffnete die Tür seines Wagens für sie. Sie lehnte sich über den Sitz und entriegelte die Fahrertür. Er stieg ein, ohne sie anzusehen.
    Er fuhr vom Parkplatz.
    »Ich wusste, wir hätten uns besser Macbeth angesehen«, sagte er.
    Joan schwieg.
    »Sollen wir irgendwo anhalten für einen Schlaftrunk?«
    »Nein, vielen Dank. Ich fühle mich nicht so besonders. Fahr mich einfach nach Hause.«
    »Wir sollten wirklich darüber reden …«
    »Ein anderes Mal, ja?«
    »Gut.«
    An ihrem Haus angekommen, fuhr er an den Bordstein, schaltete den Motor aus und drehte sich zu ihr um. »Ich komme noch mit dir rein«, sagte er. Im matten Licht der Straßenbeleuchtung sah sie ein nervöses Lächeln auf seinem Gesicht. »Jetzt, wo ich weiß, wie du empfindest, kann ich … können wir das Versäumte doch nachholen. Wie hört sich das an?«
    Erbärmlich, dachte Joan. So hört sich das an.
    »Nicht heute«, sagte sie. »Ich fühle mich wirklich nicht so gut.«
    »Joan, bitte.«
    »Ich rufe dich an.« Sie tätschelte sein Knie, spürte, dass er ihre Handgelenke fassen wollte, und zog schnell die Hand zurück. Sie öffnete die Tür.
    »Sei doch nicht so, bitte.«
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte sie. »Ich rufe dich an.«
    Sie stieg aus dem Auto, warf die Tür zu und eilte in Richtung Haustür.

8
    Robin wachte auf und konnte kaum glauben, dass der Film schon zu Ende war. Sie war ein wenig zu spät ins Kino gekommen und hatte den Anfang des neuen James-Bond-Films verpasst, und so war sie während der Pause dort geblieben und hatte sich nachträglich den Anfang angesehen. Sie hatte gehen wollen, sobald ihr eine Szene bekannt vorkam. So viel zu ihren Plänen.
    Offensichtlich war sie eingenickt und hatte den ganzen Rest der Vorführung verschlafen. Jetzt waren die Lichter an, und die Leute verließen ihre Sitzplätze. Sie war erleichtert, dass niemand versucht hatte, sie zu bestehlen.
    Einer ihrer Arme lag immer noch um die Träger des Rucksacks, eine Vorsichtsmaßnahme, die sie getroffen haben musste, bevor sie eingeschlafen war. Der Banjokasten stand auf dem Boden, zwischen ihren Beinen. Sie schob den Kasten zur Seite, stand auf und schwang sich den Rucksack auf den Rücken. Dann griff sie nach dem Kasten und ging durch die leere Sitzreihe zum Mittelgang.
    Auf dem Weg nach draußen betrat sie noch einmal die Toilette. Es war niemand da, als sie die Kabine verließ. Sie nahm sich ein paar Minuten Zeit zum Waschen und Zähneputzen.
    Der Vorraum war leer, bis auf ein paar Leute, die Vorbereitungen trafen, das Kino für die Nacht zu schließen. Teenager. Als sie zur Tür ging, hörte sie eines der Mädchen hinter der Theke sagen: »Und er sagt: ›Du wirst nicht dran sterben‹, und ich sage: ›Vergiss es, Josáe.‹« Ein anderes Mädchen sagte: »Der Kerl ist ein

Weitere Kostenlose Bücher