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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Ihr Blick wurde misstrauisch. »Denk nicht einmal daran. Ich kann’s mit dir jederzeit aufnehmen.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht.«
    »Ach was, wir sind doch Freunde. Ich bleibe bei dir. Wir denken uns was aus.«
    Jingles schob die Hand hinten in die Shorts. Ihre Pobacken fühlten sich kalt und ein bisschen klebrig an. Sie kratzte mit ihren Fingernägeln. Das fühlte sich gut an. Sie schloss die Augen und kratzte weiter.
    Selbst wenn sie es schaffen könnte, sich Lornas T-Shirt zu schnappen, wäre später die Hölle los.
    Lorna würde ihr keine Ruhe lassen, bis sie sich gerächt hätte. Und Woody würde sich auch daran beteiligen. Könnte sein, dass er den Bullen entkommen war. Selbst wenn nicht, wäre er ziemlich bald auf Kaution raus. Jingles wollte lieber nicht riskieren, dass einer der beiden wütend wurde. Sie würde sich ziemlich üble Prügel einfangen.
    »Pass auf«, sagte Lorna. »Warum warten wir nicht, bis es dunkel wird? Dann springen wir irgendeinen an, der vorbeikommt, und nehmen uns was zum Anziehen für dich. Was meinst du?«
    »Das dauert noch Stunden .«
    »Hast du eine bessere Idee?«
    Jingles schüttelte den Kopf. »Nein, eigentlich nicht.«
    Sie saßen da und warteten, ein Stück voneinander entfernt, jede hinter einem Pfahl versteckt, damit sie nicht entdeckt wurden, wenn jemand vorbeikam und in die Schatten unter der Promenade schaute. Nach einiger Zeit streckte sich Lorna aus, legte den Kopf auf die Arme und schloss die Augen.
    Jingles hörte, wie die Wellen an den Strand schlugen, die klappernden Schritte auf dem Holz der Promenade, den entfernten Klang von Karussellmusik, das schwache, aus noch größerer Entfernung erklingende Dröhnen der Achterbahn.
    Es gab nicht viel zu sehen: den Sand vor ihr, ein paar weggeworfene Flaschen, Taschen und Lumpen, die wahrscheinlich irgendwelche Säufer hier zurückgelassen hatten, Pfähle, dick wie Telefonmasten, die Grundmauern einiger Gebäude.
    Nicht viele Mauern. Sie nahm an, dass die meisten Gebäude hier auf den Pfählen ruhten. Wo es keine Mauern gab, herrschte zwischen den Pfählen fast völlige Dunkelheit. Wir könnten hier auf Entdeckungsreise gehen, um die Zeit herumzukriegen, dachte sie. Vielleicht finden wir sogar einen Weg nach draußen.
    Aber wozu sollte das gut sein?
    Es könnte uns näher an den Parkplatz bringen.
    Wenn es einen Weg nach draußen gäbe, würde dort Licht durchscheinen.
    Außerdem hatte sie keine Lust, diese Dunkelheit zu betreten. Es könnte jemand dort sein.
    Jingles wünschte, das wäre ihr nicht eingefallen. Aber jetzt konnte sie den Gedanken nicht mehr aus dem Kopf kriegen.
    Vielleicht krochen hier Säufer und Perverse herum?
    Und wenn? Solange sie die Augen offen hielt, konnte sich niemand heranschleichen. Es lag ein ziemlich großer halbdunkler Bereich zwischen ihr und den wirklich dunklen Ecken. Sobald sich da Ärger ankündigte, würde sie losrennen, mit Hemd oder ohne.
    Wir warten hier, bis es dunkel wird, aber dann werden wir hier unten überhaupt nichts mehr sehen können.
    Die Alternative war jedoch noch schlimmer. Selbst wenn sie ein Top hätte, wäre es sehr wahrscheinlich, von den Bullen erwischt zu werden, sobald sie noch bei Tageslicht den Kopf hier herausstreckte.
    Hier unten ist niemand außer uns, versuchte sie sich zu beruhigen.
    Aber es war ihr nicht wohl dabei, wenn sie die dunklen Ecken sah.
    Sie schaute sich stattdessen die nächste Mauer an. Wahrscheinlich gehörte sie zum Funhouse, denn es lag direkt neben dem Kuriositätenkabinett und war zwei Stockwerke hoch. So ein großes Haus brauchte anscheinend ein festes Fundament.
    Die Steinmauern reichten bis zu den Planken der Promenade. Sie waren mit grobem Gekritzel verziert, von der Art, wie man es auf Toilettenwänden sieht. Neben Zeichnungen von Genitalien gab es comicartige Bilder von Schädeln, Spinnen, Schlangen und misshandelten Körpern. Was darum herum gekritzelt war, hatte größtenteils mit Sex zu tun, aber andere Mitteilungen waren beunruhigender. Sie las Sätze wie: Saug mein Blut! , Zerreißt sie! , Nehmt euch in Acht! und Reich des Satans .
    Ein Satz, Wo ich wohne , stand auf der Wand über ein paar angenagelten Brettern in der Mitte des Fundaments. Jingles nahm an, dass die Bretter ein Loch in der Wand verdeckten. Vielleicht waren ein paar Wermutbrüder hier eingebrochen und hatten Schutz in dem verlassenen Funhouse gesucht, und die Bretter waren angenagelt worden, um sie draußen zu halten.
    Nach Einbruch der Dunkelheit

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