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Die Gang: Roman (German Edition)

Die Gang: Roman (German Edition)

Titel: Die Gang: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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halb zwölf zurückbringen. Ist das in Ordnung?«
    »Aber sicher. Viel Spaß, meine Lieben.«
    Jeremy öffnete die Tür für Shiner. Als sie hinausging, lächelte er seine Mutter an. Sie zog ein Gesicht – hochgezogene Augenbrauen, die Augen verdreht, die Lippen vorgeschoben –, das bedeutete: »Ich kann’s kaum glauben! Wie hast du so ein Mädchen an Land ziehen können?« Die Tür fiel ins Schloss, und er nahm Shiners Hand. »Du hast sie umgehauen!«
    »Aber selbstverständlich.«
    »Sie hatte eigentlich vor, dich total abzulehnen.«
    »Sie ist nett. Ich mag sie.«
    Sie kamen zum Wagen. Shiner schloss die Beifahrertür für Jeremy auf und ging dann um den Wagen herum.
    »Du siehst heute Abend wirklich gut aus«, sagte er, als sie hinter das Steuer schlüpfte.
    »Danke. Du auch.«
    Er wünschte, sie hätte ein Kleid getragen, aber sie sah in ihren weißen Jeans wahnsinnig gut aus. Und die Bluse gefiel ihm: leicht und eng anliegend. Wenn er sie im Arm hielt, würde sie sich glatt anfühlen, und er könnte sie über ihre Haut schieben.
    Ihr Duft erinnerte ihn an die Luft im Wald nach einem Frühlingsregen.
    Sie ließ den Motor an und fuhr los. »Ich habe nachgedacht«, sagte sie, »wir müssen eigentlich nicht zu diesem Zeug bei Tanya gehen. Es wird ziemlich nervig werden, weißt du. Viel Gerede über den Typ, der abgekratzt ist. Wir könnten etwas anderes machen. Ins Kino gehen, in Funland rumhängen oder so.«
    »Willst du denn nicht hin?«, fragte Jeremy.
    »Wenn du magst. Ich habe nur gesagt, dass wir nicht müssen .«
    Die Vorstellung, mit Shiner ins Kino oder nach Funland zu gehen, erregte ihn. Aber andererseits wollte er Tanyas Party nicht verpassen.
    »Ich bin ziemlich neugierig darauf«, sagte er.
    »Also gut. Dann gehen wir hin. Kein Problem.«
    »Bist du sicher?«
    »Es war nur so eine Idee. Und wahrscheinlich sollten wir hingehen. Tanya will, dass wir alle kommen. Ich habe wohl einfach kalte Füße bekommen.«
    »Fürchtest du dich?«
    »Nein, es ist nicht Furcht. Vielleicht bin ich ein bisschen nervös. Ich weiß nicht, ich habe so ein Gefühl, als würde ich später wünschen, wir wären nicht hingegangen.«
    »Dann sollten wir besser auch nicht gehen«, sagte er höflich und selbstlos und fühlte sich schrecklich dabei.
    »Nein, nein. Du willst es doch nicht verpassen. Und ich bin mir nicht sicher, was ich wirklich will. Vielleicht wird es toll.«
    »Wir gehen einfach für eine Weile hin«, schlug Jeremy vor. »Wir zeigen uns mal und sehen nach, was so läuft. Und wenn uns danach ist, verschwinden wir wieder.«
    »Hört sich gut an«, sagte Shiner.
    Er ließ sich in den Sitz zurückfallen.
    Der Rest der Fahrt war wunderbar. Jeremy war nervös, aber auch angeregt. Er war allein im Auto mit Shiner, seinem Mädchen, seiner richtigen Freundin, und die war tatsächlich, wie Letterman es ausdrücken würde, »ein tolles Baby«. Sie war schön, und sie gehörte ihm. Und sie waren auf dem Weg zu einer Party. Bei Tanya. Wo alles Mögliche geschehen konnte, aber eines war sicher: Er würde in Tanyas Nähe sein. Und sie war kein tolles Baby, sie war eine Naturgewalt.
    Das alles geschieht wirklich, versicherte er sich. Gerade jetzt. Es passiert mir!
    Als Jeremy aufhörte zu träumen, stellte er fest, dass sie in einer Wohngegend waren, die er noch nie zuvor gesehen hatte. »Wo sind wir?«, fragte er.
    »Du könntest es als ›die andere Seite der Stadt‹ bezeichnen.«
    »Wie?«
    »Wir kommen ins Nordviertel. Wo die reichen Leute wohnen.«
    »Tanya wohnt hier?«
    »Sicher. Sie ist steinreich. Ihr Vater ist Orthopäde und ihre Mutter Rechtsanwältin.«
    »Wenn sie so viel Geld hat, wieso muss sie dann arbeiten?«
    Shiner lenkte den Wagen auf eine schmale Straße, die sich über einen bewaldeten Hügelkamm zog. »Nun, offensichtlich muss sie das nicht. Es gefällt ihr einfach. Denk doch mal nach, was sie tut. Sie ist Rettungsschwimmerin. Hängt den ganzen Tag am Strand herum, sieht toll aus, steht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit aller Typen – und ab und zu kann sie die Heldin spielen.«
    Shiner wirkte ein wenig amüsiert und so, als stünde sie selbst über diesen Dingen.
    »Du hörst dich an, als würdest du sie nicht mögen«, sagte Jeremy.
    »Nein. Ich kann sie gut leiden. Ich bete sie nur nicht an wie jeder andere hier.«
    Schließt sie mich mit ein?, fragte sich Jeremy. Weiß sie etwas? Wie kann sie das wissen?
    Shiner hielt an einer Straßengabelung an. Sie zog ein Blatt Papier aus der Blusentasche und

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