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Die Gartenparty

Die Gartenparty

Titel: Die Gartenparty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellery Queen
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sein, dachte Masters.
    »Hat hier jemand etwas berührt, Doktor?«
    »Nein. Nancy ist ohnmächtig geworden, als sie die Leiche sah, und David mußte sie nach unten tragen. Ich bin sofort ans Telefon unten im Flur gegangen und habe die Polizei angerufen.«
    »Daran taten Sie recht.«
    Masters kniete sich neben die Leiche und betastete sie mit den Fingerspitzen. Die Waffe, stellte er fest, war kein Messer, sondern ein Brieföffner aus Metall. Die Frau war offensichtlieh bereits seit geraumer Zeit tot. Fast hätte er den Doktor nach seiner Meinung gefragt, doch die Vorsicht gebot ihm, das lieber nicht zu tun. Es war besser, auf den Bericht des Polizeiarztes zu warten. Masters stand auf und wischte sich mit dem Taschentuch die Finger ab. Dann durchsuchte er kurz das Zimmer.
    »Komisch«, sagte er.
    »Das, würde ich sagen, hängt davon ab, was man unter komisch versteht«, sagte Jack Richmond von der Tür her.
    »Merkwürdig, meine ich.«
    »Was?«
    »Das Zimmer. Es ist so ordentlich. Wenn dem Mord ein Streit zwischen ihr und ihrem Mann vorangegangen ist, müßten doch Anzeichen für einen Kampf zu finden sein.«
    »Nicht unbedingt, Leutnant. Larry war in mancher Hinsicht ein eigenartiger Mensch. Ich könnte mir vorstellen, daß er in dem Augenblick, als er sich zu dieser drastischen Maßnahme gezwungen sah, sie sehr sauber und ordentlich ausführte. Vermutlich hat er einfach den Brieföffner genommen und zugestochen, noch ehe Lila erkannte, was er beabsichtigte.«
    »Sie sind ja sehr sicher, daß er der Täter ist, Doktor.«
    »Es deutet doch alles darauf hin, nicht? Er ist davongelaufen. Und wer sonst hätte Gelegenheit zur Tat gehabt?«
    Masters knurrte. »Weshalb glauben Sie, daß die Mordwaffe ein Brieföffner ist?«
    »Weil der Griff danach aussieht, deshalb.«
    »Stimmt. Sie haben gute Augen, Doktor. Ich frage mich nur, warum die Klimaanlage abgeschaltet ist. Wüßten Sie darauf vielleicht eine Antwort?«
    »Gewiß. Als die beiden gestern abend nach Haus kamen, war es inzwischen viel kühler geworden. Ich nehme an, sie wollten hier oben die Fenster öffnen. Frische Luft ist in jedem Fall besser als eine Klimaanlage. Meine Frau und ich haben das gleiche getan.«
    »Aber es sind keine Fenster offen.«
    »Dann sind sie eben nicht mehr dazu gekommen, sie zu öffnen. Vermutlich kam der Streit dazwischen.«
    »Gut kombiniert, Doktor. Nun ja, hier gibt’s nichts mehr zu tun, bis nachher der Coroner und mein Fingerabdruckexperte kommen. Gehen wir wieder hinunter auf die Terrasse.«
    Draußen im Flur blieb Masters unvermittelt stehen und starrte auf die Wand neben der Schlafzimmertür, als habe er plötzlich eine überaus wichtige Entdeckung gemacht.
    »Ist das der Thermostat?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    Er streckte den Arm aus und drehte mit dem Zeigefinger langsam den Zeiger, der die Temperatur regulierte. Gleich darauf kam aus den Luftöffnungen ein schwaches Klicken und ein leichter Luftstrom.
    »Er geht«, sagte Masters.
    »Natürlich geht er. Was dachten Sie denn?«
    »Ich dachte, er wäre vielleicht kaputt. Aber er geht.« Er drehte den Zeiger in die alte Stellung zurück, und der Luftstrom versiegte. »Der Thermostat muß absichtlich so eingestellt worden sein, daß die Klimaanlage nicht ansprang.«
    »Natürlich. War meiner auch, gestern abend. Sie wollten eben die Fenster öffnen.«
    »Zweifellos eine äußerst logische Erklärung, Doktor. Na, dann wollen wir mal nach unten gehen.«
    Auf der Connorschen Terrasse übernahm es Jack Richmond, Leutnant Masters offiziell vorzustellen, und Masters merkte sich jedes Gesicht, wobei er sich in Gedanken die entsprechenden Notizen dazu machte. Stanley Walters war eine Qualle; unter Druck gesetzt, positiver oder negativer Natur, würde er vermutlich weich werden und nachgeben. Seine bemerkenswerte Frau, Mae Walters, besaß sehr schlechte Nerven; ihr Einfluß auf Stanley, der fast in Zwang ausartete, ließ der Verbindung der beiden auf die Dauer nur geringe Chancen. David Howell war ein liebenswerter Bursche mit offenem, sauber geschrubbtem Gesicht, doch mochte dies eine gute Tarnung sein für einen Menschen, der unter Umständen ganz anders war. Nancy Howell, bereits notiert als Irrwisch, besaß nichtsdestoweniger eine Art naiver Neugier, die, gekoppelt mit Scharfsinn, sie sowohl nützlich als auch lästig werden lassen mochte, mit ihrem Charme bildete sie bereits jetzt eine Gefahr für Masters’ Objektivität. Vera Richmond, hübsch und fest in den Hüften, machte ihm

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