Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
Hitschi-Himmel und seine Bewohner wusste.
Sie schliefen, so viel sie konnten. Im Gurtnetz neben Paul brodelten und strömten Wans jugendliche Säfte. Er wand und krümmte sich bei den unangemeldeten kleinen Kursänderungen des Schiffes und wünschte sich, dass er allein wäre, um jene Dinge zu tun, die verboten zu sein schienen, wenn man nicht allein war – oder wünschte sich, nicht allein zu sein, sondern mit Janine zusammen, damit er die noch schöneren Dinge tun konnte, die ihm Tiny Jim und Henrietta beschrieben hatten. Er hatte Henrietta unzählige Male gefragt, welches die weibliche Rolle bei diesem Zusammenspiel sei. Darauf hatte sie fast nie so geantwortet, dass es für Wan hilfreich gewesen wäre. Gleichgültig, wie ihre Sätze beginnen mochten, sie hörten fast immer damit auf, dass sie in Tränen darüber ausbrach, dass ihr Mann sie mit diesem Weibsbild Doris betrogen hatte.
Er wusste nicht einmal, in welcher Beziehung sich eine Frau körperlich vom Mann genau unterschied. Bilder und Worte reichten hier nicht. Gegen Ende des Fluges überwand die Neugier die kulturelle Anpassung, und er flehte Janine oder Lurvy (wer es war, spielte keine so große Rolle) an, ihm das zu zeigen. Auch ohne Berühren.
»Na, du kleines Ferkel«, sagte Janine kritisch. Sie war nicht zornig. Sie lächelte. »Lass dir Zeit, mein Junge, deine Zeit kommt noch.«
Aber Lurvy war nicht belustigt, und als Wan sich untröstlich entfernt hatte, führten sie und ihre Schwester ein für ihre Verhältnisse langes Gespräch.
»Lurvy, Liebling«, sagte Janine schließlich, »ich weiß . Ich weiß, dass ich erst fünfzehn bin – na ja, fast fünfzehn – und Wan nicht viel älter ist. Ich weiß, dass ich, vier Jahre von einem Arzt entfernt, nicht schwanger werden will, noch dazu, wenn alles Mögliche passieren kann, von dem wir noch nichts ahnen – das weiß ich alles. Du findest, ich bin nur deine rotznasige, kleine Schwester. Das bin ich auch. Aber ich bin deine schlaue rotznasige, kleine Schwester. Wenn du etwas sagst, bei dem das Zuhören sich lohnt, dann höre ich zu. Verpiss dich bloß, liebe Lurvy.« Sie lächelte behaglich, stieß sich ab, um Wan zu folgen, kam zurück und küsste Lurvy. »Du und Paps«, sagte sie, »ihr treibt einen die Wand hoch. Aber ich liebe euch beide sehr – und Paul auch.«
Es lag nicht allein an Wan, das wusste Lurvy. Sie rochen alle stark. In ihrem Schweiß und ihren ganzen Ausdünstungen waren Pheromone genug, um einen Mönch geil zu machen, geschweige denn einen leicht beeindruckbaren jungfräulichen Burschen. Und dafür konnte Wan überhaupt nichts, ganz im Gegenteil. Wenn er nicht darauf bestanden hätte, wäre nicht so viel Wasser an Bord geschleppt worden; hätten sie das nicht getan, wären sie noch schmutziger und verschwitzter gewesen als nach ihrer täglichen Toilette. Wenn man es genau nahm, hatten sie die Nahrungsfabrik viel zu übereilt verlassen. Peter war da im Recht gewesen.
Erstaunt stellte Lurvy fest, dass ihr der alte Mann fehlte. Im Schiff waren sie von allen Nachrichtenverbindungen völlig abgeschnitten. Was trieb er? War er noch gesund? Sie hatten das mobile Bioprüfgerät mitnehmen müssen – sie besaßen nur das eine, und vier Personen brauchten es dringender als eine einzelne. Aber das stimmte auch nicht ganz, denn ohne den Bordcomputer war es zu einer glänzenden, regungslosen Masse zusammengerollt und würde so bleiben, bis sie vom Hitschi-Himmel aus wieder Funkkontakt mit Vera aufnehmen konnten – und was wurde inzwischen aus ihrem Vater?
Das Seltsame war, dass Lurvy den alten Mann liebte und durchaus glaubte, er liebe sie auch. Er hatte das auf jede Weise, nur nicht mit Worten, zu erkennen gegeben. Es war sein Geld und sein Ehrgeiz gewesen, die sie überhaupt zu dem Flug in Richtung Nahrungsfabrik getrieben hatten. Es war sein Geld gewesen, das ihr den Weg nach Gateway ermöglicht hatte, und als dabei nichts herausgekommen war, hatte er ihr nichts vorgeworfen. Jedenfalls nicht direkt und nicht mit Nachdruck.
Nach sechs Wochen in Wans Schiff glaubte Lurvy sich eingelebt zu haben. Sie fühlte sich sogar einigermaßen behaglich, wenn man Gerüche und Ärger und Sorgen nicht rechnete; jedenfalls, solange sie nicht allzusehr über die Flüge nachdachte, die ihr die fünf Spangen auf Gateway eingetragen hatten. Es gab von keinem besonders schöne Erinnerungen.
Lurvys erster Flug war eine Pleite gewesen. Vierzehn Monate Hin- und Rückflug, um bei einem Planeten
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