Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
Metallplatten in V-Form.
»In Gateway-Schiffen haben wir Gurtbänder darüber gezogen«, erklärte Lurvy.
»Was sind ›Gurtbänder‹?«, fragte Wan, und als man es ihm erklärt hatte, sagte er: »Eine gute Idee. Das mache ich in Zukunft auch. Ich kann den Alten das stehlen, was ich dazu brauche.«
Wie in allen Hitschi-Schiffen war die Steuerung fast völlig automatisch. Es gab ein Dutzend gerändelter Drehräder in einer Reihe mit farbigen Lämpchen für jedes Rad. Wurden die Räder gedreht (nicht, dass jemand das während des Fluges getan hätte; das war nachgewiesenermaßen Selbstmord), änderten die Lampen Farbe und Helligkeit und zeigten Streifen von Licht und Dunkelheit wie Spektrallinien. Sie stellten Kurswerte dar. Nicht einmal Wan verstand sie, geschweige denn Lurvy oder die anderen. Seit Lurvys Zeit auf Gateway hatten die großen Elektronengehirne unter hohen Verlusten an Prospektorenleben viele Daten darüber gespeichert. Manche Farben bedeuten gute Aussicht auf Lohnendes. Andere bezogen sich auf die Länge des Fluges, auf die der Kurssetzer eingestellt war. Manche – viele – waren als unberührbar eingestuft, weil jedes Schiff, das mit dieser Einstellung in den ÜLG-Raum eintrat, dort verblieben war. Oder irgendwo. Jedenfalls ohne jemals wieder nach Gateway zurückzukehren. Aus Gewohnheit und den Anweisungen zufolge fotografierte Lurvy jede Veränderung von Steuerlämpchen und Sichtschirm, selbst wenn der Schirm nichts zeigte, was sie als festhaltenswert erkennen konnte. Eine Stunde nachdem die Gruppe die Nahrungsfabrik hinter sich gelassen hatte, begannen die Sternbilder zu einem flackernden hellen Punkt zusammenzuschrumpfen. Sie hatten Lichtgeschwindigkeit erreicht. Dann verschwand sogar der Punkt. Der Schirm nahm das Aussehen von grauem Schlamm an, der von Regentropfen bespritzt worden war, und blieb so.
Für Wan war das Raumschiff natürlich nur sein vertrauter Schulbus, zum Hin- und Herpendeln benutzt, seitdem er alt genug gewesen war, die Startwarze zu drücken. Paul war nie zuvor in einem echten Hitschi-Schiff gewesen und blieb tagelang sehr kleinlaut. Bei Janine war das nicht anders, aber ein Wunder mehr bedeutete in ihrem vierzehnjährigen Leben nichts Besonderes. Für Lurvy war dieses Schiff eine größere Ausgabe der Raumschiffe, mit denen sie sich ihre Flugspangen verdient hatte, also erschreckend.
Sie konnte es nicht ändern. Sie konnte sich nicht einreden, dass zumindest diese Reise nur ein normaler Fährflug war. Sie hatte als Gateway-Pilotin zu viel Angst beim Vordringen ins Ungewisse erlebt. Sie schwebte im riesigen – vergleichsweise riesigen – Inneren umher (beinahe hundertfünfzig Kubikmeter!) und machte sich Sorgen. Es war nicht nur der schlammige Sichtschirm, der ihre Aufmerksamkeit beanspruchte. Da war die goldschimmernde Raute, größer als ein Mensch, von der man annahm, dass sie die ÜLG-Antriebsmaschinerie enthielt, und die bekanntermaßen explodierte, wenn man sie öffnen wollte. Da war die kristallartige Glasspirale, die von Zeit zu Zeit heiß wurde (niemand wusste, warum) und zu Beginn und Ende des Fluges und bei einer anderen, sehr wichtigen Gelegenheit mit winzigen heißen Strahlungspünktchen zu leuchten begann.
Diese Gelegenheit war es, auf die Lurvy wartete. Und als nach genau vierundzwanzig Tagen, fünf Stunden und sechsundfünfzig Minuten seit dem Verlassen der Nahrungsfabrik die goldene Spule zu flackern und aufzuleuchten begann, vermochte sie einen tiefen Seufzer der Erleichterung nicht zu unterdrücken.
»Was ist denn?«, rief Wan mit seiner hohen Stimme argwöhnisch.
»Wir haben jetzt die Hälfte des Weges hinter uns«, sagte sie, während sie die Zeit in ihrem Logbuch notierte. »Das ist der Wendepunkt. Darauf achtet man in einem Gateway-Schiff. Wenn man diesen Punkt erreicht und erst ein Viertel der Lebenserhaltung verbraucht ist, weiß man, dass man auf dem Heimflug nicht verhungern wird.«
Wan schmollte.
»Vertraust du mir nicht, Lurvy? Wir werden nicht verhungern.«
»Es tut gut, es ganz genau zu wissen«, meinte sie grinsend und wurde plötzlich wieder ernst, als ihr einfiel, was am Ende der Reise lag.
So rieben sie sich aneinander, so gut sie konnten, und fielen einander am Tag tausendmal auf die Nerven. Paul brachte Wan das Schachspielen bei, damit er von Janine abgelenkt wurde. Wan übte geduldig – öfter aber ungeduldig. Wan erzählte geduldig – öfter aber ungeduldig – immer wieder alles, was er über den
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