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Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)

Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)

Titel: Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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ist natürlich eine andere. Im Grunde wäre es für dich das Beste, wenn du mir erlaubst, dass ich mit dir kopuliere.«
    »Ja, das hast du schon gesagt. Weißt du was, Wan? Du redest zu viel.«
    Er schwieg einen Augenblick verwirrt. Gegen diese Anschuldigung konnte er sich nicht verteidigen. Er wusste nicht einmal, weshalb es eine Anschuldigung war. Er ging alles durch, was Tiny Jim ihm beigebracht hatte, dann hellte sich sein Gesicht auf.
    »Ich verstehe. Du willst zuerst küssen«, sagte er.
    »Nein! Ich will nicht ›zuerst‹ küssen, und nimm dein Knie von meiner Blase!«
    Er ließ sie ungern los.
    »Janine, enge Berührung ist für ›Liebe‹ unentbehrlich. Das gilt für die niedrigen Arten so gut wie für uns. Hunde schnüffeln. Primaten putzen sich. Reptilien ringeln sich umeinander. Sogar Rosenschößlinge drängen sich an die reife Pflanze. Tiny Jim sagt das. Allerdings hält er das nicht für eine sexuelle Regung. Aber du verlierst das Fortpflanzungsrennen, wenn du nicht aufpasst, Janine.«
    Sie kicherte.
    »Gegen wen? Gegen die alte, tote Henrietta?«
    Aber er machte ein finsteres Gesicht, und sie hatte Mitgefühl für ihn.
    Sie setzte sich auf und sagte sehr freundlich: »Du hast ein paar wirklich falsche Vorstellungen, weißt du das? Das Letzte, was ich will, falls wir je zu deiner gottverdammten Vereinigung kommen, ist, dass es an einer Stelle wie dieser passiert.«
    »Passiert?«
    »Dass ich schwanger werde«, erwiderte sie. »Das gottverdammte Fortpflanzungsrennen gewinnen. Ach, Wan«, sagte sie und wühlte in seinen Haaren, »du weißt überhaupt nicht, was gespielt wird. Ich wette, wir beide werden uns irgendwann ganz wild vereinigen, und vielleicht heiraten wir sogar und werden das alte Fortpflanzungsrennen haushoch gewinnen. Aber im Augenblick bist du eine Rotznase, und ich bin auch eine. Du willst dich gar nicht fortpflanzen. Du willst nur Liebe machen.«
    »Hm, das stimmt, ja, aber Tiny Jim …«
    »Hörst du jetzt mit Tiny Jim auf?« Sie stand auf, betrachtete ihn eine Weile und sagte zärtlich: »Weißt du was? Ich gehe zurück zu den Toten Menschen. Warum liest du nicht inzwischen ein Buch, damit du dich abkühlst?«
    »Du bist albern«, schimpfte er. »Ich habe hier kein Buch und kein Lesegerät.«
    »Ach, Mensch, dann geh irgendwohin und hol dir einen runter, damit dir wohler wird.«
    Wan sah zu ihr auf und richtete den Blick auf seinen frischgewaschenen Kilt. Da war keine Wölbung sichtbar, aber ein heller, feuchter Fleck. Er grinste.
    »Ich glaube, ich muss gar nicht mehr«, sagte er.
     
    Bis sie zurückkamen, kuschelten Paul und Lurvy sich nicht mehr zärtlich aneinander, aber Janine konnte erkennen, dass sie friedlicher gesinnt waren als sonst. Was Lurvy an Wan und Janine zu entdecken vermochte, war weniger greifbar. Sie betrachtete sie nachdenklich, überlegte, ob sie fragen sollte, was sie getrieben hatten, entschied sich aber dagegen. Paul war außerdem weit mehr an dem interessiert, was sie eben entdeckt hatten.
    »He, ihr zwei, hört euch das an«, sagte er. Er wählte Henriettas Nummer, wartete, bis ihre weinerliche Stimme unsicher »Hallo« sagte, und fragte dann: »Wer bist du?«
    Die Stimme wurde kräftiger.
    »Ich bin eine Computeranalogie«, sagte sie entschieden. »Als ich noch lebte, war ich Mrs. Henrietta Meacham, die Frau von Arnold Meacham, Mission Orbit 74, Tag 19. Ich bin Bakkalaureus der Naturwissenschaft und Magister und Doktor rer. nat. der Universität Pennsylvania, und meine Spezialdisziplin ist Astrophysik. Nach zweiundzwanzig Tagen dockten wir an einem künstlichen Gebilde an und wurden von den Bewohnern gefangen genommen. Zum Zeitpunkt meines Todes war ich achtunddreißig Jahre alt, zwei Jahre jünger als …« Die Stimme stockte. »… Doris Filgren, unsere Pilotin, die …« Sie zögerte wieder. »… die mein Mann … offenbar … die eine Affäre mit … die …« Die Stimme begann zu schluchzen, und Paul schaltete sie ab.
    »Na ja, es ist nicht von Dauer«, meinte er, »aber immerhin. Die dumme alte Vera hat für sie eine Art Verbindung mit der Wirklichkeit geschaffen. Und nicht nur für sie. Hast du den Namen deiner Mutter gekannt, Wan?«
    Der Junge starrte ihn mit vorquellenden Augen an.
    »Den Namen meiner Mutter?«, sagte er schrill.
    »Oder irgendeinen der anderen. Tiny Jim, zum Beispiel. Er war in Wirklichkeit ein Flugzeugpilot von der Venus, der zuerst nach Gateway und dann hierher kam. Er heißt James Cornwell. Willard war Englischlehrer.

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