Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
Wohnanhänger bestanden aus zwei oder drei Räumen, und neben der schmalen Treppe war sogar ein kleiner Flecken Grün zu sehen. Bovers Schädeldecke war unbedeckt und litt anscheinend an einem Sonnenbrand; er trug eine schmutzige, unter den Knien abgetrennte Leinenhose und ein T-shirt mit einer Aufschrift in portugiesischer Sprache, die ich nicht verstand, aber auch sie schien schmutzig zu sein. Er schluckte und sagte: »Ich würde Ihnen gern ein Mittagessen anbieten, Broadhead, aber ich esse es eben selbst.«
»Ich will kein Mittagessen. Ich will zu einer Vereinbarung kommen. Ich gebe Ihnen fünfzig Prozent meines Anteils an der Expedition und eine Million Dollar in bar, wenn Sie Ihre Klage zurückziehen.«
Er fuhr mit der Hand vorsichtig über seine Schädeldecke. Es kam mir seltsam vor, dass er so schnell einen Sonnenbrand bekam, weil mir das am Tag vorher noch nicht aufgefallen war – aber dann erinnerte ich mich, dass ich auch keine Glatze gesehen hatte. Er war mit einem Toupé erschienen. Ansonsten gab es jedoch keinen Unterschied zu seinem Auftreten tags zuvor. Mir gefielen seine Manieren nicht, und ebenso wenig, dass sich immer mehr Zuschauer um uns scharten. »Können wir das drinnen besprechen?«, fragte ich.
Er antwortete nicht. Er schob das letzte Stück Gebäck in den Mund und kaute, während er mich ansah.
Das reichte mir. Ich zwängte mich an ihm vorbei und stieg die Stufen hinauf.
Das Erste, was mir auffiel, war der Gestank – schlimmer als draußen, oh, hundertmal schlimmer. Drei Wände des Raumes wurden eingenommen von übereinander gestapelten Käfigen; in jedem befanden sich Kaninchen, in Vermehrung begriffen. Was ich roch, war Kaninchenkot, kiloweise. Und nicht nur von Kaninchen. Ein Säugling mit beschmutzter Windel wurde gerade von einer mageren jungen Frau gestillt. Nein, es war ein Mädchen; höchstens fünfzehn Jahre alt, wie es schien. Sie blickte sorgenvoll zu mir auf, unterbrach aber das Stillen nicht.
Das war also der hingebungsvolle Gläubige am Schrein seiner Ehefrau! Ich konnte mir nicht helfen. Ich lachte laut auf.
Ins Innere zu treten, war keine so gute Idee gewesen. Bover kam hinter mir herein und zog die Tür zu, worauf der Gestank sich verstärkte. Er war nicht mehr leidenschaftslos, sondern zornig.
»Ich sehe, Sie schätzen meine Umgebung nicht«, sagte er.
Ich zuckte die Achseln.
»Ich bin nicht hergekommen, um über Ihr Sexleben zu reden.«
»Nein! Dazu hätten Sie auch kein Recht! Sie könnten das nicht verstehen!«
Ich versuchte das Gespräch dorthin zu lenken, wo ich es haben wollte.
»Bover«, sagte ich, »ich habe Ihnen ein Angebot gemacht, das besser ist als jedes, das Sie von einem Gericht zugesprochen bekommen haben, und viel mehr, als Sie jemals erhoffen durften. Bitte, nehmen Sie es an, damit ich weitermachen kann.«
Er antwortete auch diesmal nicht direkt, sondern sagte zu dem Mädchen ein paar Worte auf Portugiesisch. Sie stand stumm auf, wickelte ein Tuch um den Po des Säuglings und trat auf die Stufen hinaus, wo sie die Tür hinter sich zuzog. Bover sagte, ganz so, als hätte er mich nicht gehört: »Trish ist seit über acht Jahren fort, Mr. Broadhead. Ich liebe sie immer noch. Aber ich habe nur ein Leben, und ich weiß, wie die Aussichten stehen, dass ich es noch einmal mit Trish teilen kann.«
»Wenn wir dahinter kommen, wie man die Hitschi-Schiffe richtig steuert, könnten wir hinausgehen und Trish zu finden versuchen«, sagte ich. Ich befasste mich nicht weiter damit; alles, was ich damit erreichte, war, dass er mich zutiefst feindselig anstarrte, so, als glaube er, ich wollte ihn überlisten. »Eine Million Dollar, Bover«, sagte ich. »Sie können heute hier raus. Für immer. Mit Ihrer Freundin und dem Kind und den Kaninchen. Medizinischer Vollschutz für alle. Eine Zukunft für das Kleine.«
»Ich sagte schon, Sie verstehen das nicht, Broadhead.«
Ich nahm mich zusammen und erwiderte nur: »Dann erklären Sie es mir. Erzählen Sie mir, was ich nicht weiß.«
Er griff nach einem schmutzigen Strampelanzug und nahm ein paar Stecknadeln von dem Stuhl, auf dem das Mädchen gesessen war. Einen Augenblick lang dachte ich schon, er wollte gastfreundlich werden, aber er setzte sich selbst und sagte: »Broadhead, ich lebe seit acht Jahren von der Wohlfahrt. Von der brasilianischen. Wenn wir keine Kaninchen züchten würden, hätten wir kein Fleisch. Wenn wir die Felle nicht verkaufen würden, hätte ich nicht das Geld für den Busfahrschein,
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