Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
auch nicht, Robin, so wenig wie seine Anwälte«, sagte er schnell. »Sie sind ganz durcheinander. Aber es ist eine persönliche Mitteilung für Sie dabei, falls die etwas erklärt.«
»Nämlich?«
»Zitat: ›Vielleicht versteht er doch‹, Zitat Ende.«
In einem etwas verwirrenden Leben hatte ich viele verwirrende Tage erlebt, aber dieser war ein ganz besonderer. Ich ließ heißes Wasser in die Wanne laufen und legte mich eine halbe Stunde hinein, bemüht, alle Gedanken zu verbannen. Der Versuch brachte aber keine innere Ruhe.
Bis zum Start der Maschine nach Caracas hatte ich drei Stunden Zeit. Ich wusste nicht, was ich damit anfangen sollte. Es war nicht so, dass ich nichts zu tun gehabt hätte. Harriet versuchte immer wieder, meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Morton wollte den Vertrag mit Bover fixieren, Albert die Bioanalyse der Hitschi-Ausscheidungen besprechen, die irgendjemand eingesammelt hatte. Jeder wollte mit mir sprechen, und zwar über alles. Ich wollte nichts von alledem wissen. Ich blieb in meiner Zeitdehnung stecken und sah die Welt vorüberkriechen. Ich wusste nicht, was ich dagegen tun sollte. Es war schön, dass Bover glaubte, ich verstünde vielleicht. Ich fragte mich, wie er es anstellen würde, mir zu erklären, was ich verstand.
Nach einiger Zeit gelang es mir, so viel Energie aufzubringen, dass ich Harriet einige der entscheidungsreifen Anrufe durchstellen ließ, und ich traf an Entscheidungen, was notwendig erschien; danach hörte ich mir, während ich mit einer Schale Cracker mit Milch herumlöffelte, eine zusammenfassende Nachrichtensendung an. Es war viel die Rede von der Gefangennahme der Herter-Halls, und das konnte ich von Albert alles viel genauer erfahren als von den PV-Sprechern.
Dabei fiel mir ein, dass Albert mit mir hatte sprechen wollen, sodass ich mich vorübergehend wohler fühlte. Das gab meinem Dasein Sinn und Zweck. Ich hatte jemanden, den ich anfahren konnte.
»Schwachkopf«, fauchte ich, als er auftauchte. »Magnetbänder sind ein Jahrhundert alt. Wieso kannst du sie nicht lesen?«
Er blickte mich unter seinen buschigen weißen Brauen hervor ruhig an.
»Sie beziehen sich auf die so genannten ›Gebetsfächer‹, Robin, nicht? Natürlich haben wir das versucht, sehr oft sogar. Wir vermuteten sogar, es könnte eine Synergie vorliegen; aus diesem Grund versuchten wir es mit verschiedenen Arten von Magnetfeldern zugleich, stetig und oszillierend, mit unterschiedlicher Geschwindigkeit oszillierend. Wir versuchten es sogar mit simultaner Mikrowellenstrahlung, obschon, wie sich herausstellte, mit der falschen Art …«
Ich war immer noch in Gedanken versunken, aber nicht so stark, dass ich die Folgerung nicht erkannt hätte.
»Soll das heißen, es gibt eine richtige? «
»Klare Sache, Robin.« Er grinste. »Als wir von den Instrumentenmessungen der Herter-Halls eine genaue Aufzeichnung hatten, kopierten wir sie einfach. Dieselbe Mikrowellenstrahlung, die in der Nahrungsfabrik vorhanden ist, ein Strom von wenigen Mikrowatt einer elliptisch polarisierten Mikrowelle mit einer Million Å. Und dann erhalten wir das Signal.«
»Enorm, Albert! Und was habt ihr dann?«
»Hm, tja«, sagte er, während er nach seiner Pfeife griff, »eigentlich noch nicht viel. Es ist hologrammgespeichert und zeitabhängig, sodass wir eine Art zuckender Wolke von Symbolen erhalten. Und natürlich können wir keines der Symbole lesen. Es ist Hitschi-Sprache, wissen Sie. Aber jetzt handelt es sich nur noch um Kryptographie schlechthin, könnte man sagen. Alles, was wir brauchen, ist ein Stein von Rosette.«
»Wie lange?«
Er zog die Schultern hoch, breitete die Hände aus und zwinkerte.
Ich dachte kurz nach.
»Gut, bleib dran. Noch etwas. Ich möchte, dass du das Ganze in mein Anwaltsprogramm kopierst, die Mikrowellen, Frequenzen, technische Pläne, alles. Irgendwo sollte da ein Patent herausschauen, und das möchte ich haben.«
»Klare Sache, Robin. Hemm. Möchten Sie etwas von den Toten Menschen hören?«
»Was ist mit ihnen?«
»Tja«, sagte er, »nicht alle davon sind menschlich. In diesen Speicherschaltungen finden sich ein paar recht sonderbare Gemüter, Robin. Ich glaube, sie könnten das sein, was Sie die Alten nennen.«
In meinem Nacken prickelte es.
»Hitschi?«
»Nein, nein, Robin! Fast menschlich. Aber nicht ganz. Sie können mit der Sprache nicht gut umgehen, vor allem jene, die zu den frühesten zu gehören scheinen, und ich wette, Sie können nicht einmal
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