Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
ließ sich wieder auf die Knie nieder, während er über seine Wahlmöglichkeiten nachdachte. Die Anstrengung, in den Kontrollraum zu gehen und Kurs zu setzen – der Tumult in seinem Inneren, der ihn dazu veranlasst hatte –, eine halbe Million Jahre Dasein, alles hatte seinen Tribut gefordert. Er brauchte Zeit, um zu »ruhen« – Zeit, dass seine unabhängigen Systeme alle Schäden aufspüren und sie beheben konnten, so gut es ging, und vielleicht würde Zeit allein nicht mehr reichen.
»Weckt mich nicht wieder, bis das geschehen ist«, sagte er; die Lichter begannen abermals wahllos zu flackern und erloschen langsam.
Janine, umfasst von Wans Armen – er hatte den Körper halb zum Ältesten gerichtet, um sie zu schützen, während er vor Angst zitterte –, wusste, ohne es gesagt zu bekommen, dass »aufbewahrt« getötet werden hieß. Auch sie fürchtete sich.
Aber sie rätselte auch.
Die Alten, die während Prozess und Urteil weitergeschnarcht hatten, waren nicht zufällig eingeschlafen. Janine erkannte die Folgen einer Schlafpistole. Janine wusste auch, dass niemand von ihrer Gruppe eine solche besaß.
Aus diesem Grund war Janine nicht völlig überrascht, als sie eine Stunde später, nachdem sie wieder eingesperrt worden waren, draußen ein unterdrücktes Knurren hörten.
Sie war nicht erstaunt, ihre Schwester hereinstürzen zu sehen, die eine Schusswaffe schwang und sie rief, war nicht erstaunt, dass hinter Lurvy ein zerschlissen aussehender Paul über den am Boden schlafenden Tor stieg. Sie wunderte sich nicht einmal oder doch nur wenig darüber, dass sie neben ihm einen anderen bewaffneten Mann sah, den sie beinahe erkannte. Sicher war sie ihrer Sache nicht. Sie war ihm als Kind einmal begegnet. Aber er sah aus wie die Person, die sie auf den PV-Sendungen von der Erde gesehen hatte: Robin Broadhead.
Nicht zur schlimmsten Zeit – nicht einmal, als er sich älter fühlte als der Älteste und so tot wie der tote Peter – hatte Paul so schlimm ausgesehen wie das armselige Wesen, das ihn von der Luke seines eigenen Raumschiffs aus mit einer Pistole bedrohte. Unter dem zottigen, einen Monat alten Bart sah das Gesicht des Mannes wie das einer Mumie aus. Er stank.
»Sie sollten lieber baden!«, fauchte Paul. »Und legen Sie die alberne Waffe weg.«
Die Mumie sank gegen die Schiffsluke.
»Sie sind Paul Hall«, sagte sie und starrte ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Um Himmels willen, haben Sie etwas zu essen?«
Pauls Blick ging an ihm vorbei.
»Ist nicht noch genug da?« Er zwängte sich in das Schiff und stellte fest, dass natürlich noch Stapel von CHON-Nahrungspäckchen unberührt waren. Die Mumie hatte sich auf die Wassersäcke gestürzt und mindestens drei davon aufgerissen; der Schiffsboden war mit Pfützen übersät und schlammig. Paul hielt ihm eine Ration hin.
»Schreien Sie nicht so!«, befahl er. »Wer sind Sie überhaupt?«
»Ich bin Robin Broadhead. Was macht man damit?«
»Hineinbeißen«, fauchte Paul, dem der Geduldsfaden riss – weniger wegen des Mannes selbst oder seines Geruchs, sondern weil er immer noch zitterte. Er hatte befürchtet, es könnte ein Alter sein, auf den er so unerwartet gestoßen war. Aber … Robin Broadhead! Was machte er hier?
Doch er konnte die Frage in diesem Augenblick noch nicht stellen. Broadhead war buchstäblich am Verhungern. Er drehte das flache Nahrungsplättchen mit den Händen, stirnrunzelnd und zitternd, und biss hinein. Sofort als er feststellte, dass man das kauen konnte, schlang er es so gierig hinunter, dass die Brocken aus seinen Mundwinkeln rieselten. Er starrte zu Paul hinauf, während er seinen Mund schneller vollstopfte, als seine Zähne mit der Nahrung fertig wurden.
»Nur langsam«, sagte Paul erschrocken. Aber es war zu spät. Die fremde Nahrung, nach so langer Entbehrungszeit, bewirkte, was zu erwarten gewesen war. Broadhead rang nach Luft, würgte und erbrach sich. »Verdammt!«, fuhr ihn Paul an. »Man wird Sie bis zur Spindel riechen!«
Broadhead lehnte sich keuchend an die Wand.
»Verzeihung«, lallte er. »Ich … dachte, ich muss sterben. Beinahe wäre es so weit gewesen. Können Sie mir Wasser geben?«
Paul tat es, schluckweise, dann gab er dem Mann eine Ecke der braunen und gelben Plättchen, von den geschmacklosesten, die es gab.
»Langsam!«, befahl er. »Sie bekommen später mehr.« Aber er begann zu erkennen, wie gut es war, ein anderes menschliches Wesen bei sich zu haben, nach … wie langer
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