Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
Wan gesessen hatte, zu Boden, als er aufsprang. »Das ist ganz und gar nicht lustig!«, brüllte er. Zu Dollys Erstaunen zitterte er. »Mach was zu essen!«, verlangte er und stapfte vor sich hinmurmelnd zu seinem privaten Landefahrzeug.
Es war nicht ratsam, ihn auf den Arm zu nehmen. Dolly bereitete ihm das Abendessen und servierte es mit einem Lächeln, obwohl ihr nicht danach zumute war. Das Lächeln brachte ihr aber nichts ein. Seine Stimmung war übler als sonst. Er schrie sie an. »Blödes Weib! Hast du das ganze gute Essen aufgefressen, während ich nicht hingeschaut habe? Ist denn nichts Genießbares übrig?«
Dolly war den Tränen nahe. »Aber du magst doch Steak«, erwiderte sie.
»Steak! Natürlich mag ich Steak! Aber sieh doch mal, was du als Nachtisch anbringst!« Er schob Steak und Broccoli beiseite und griff nach dem Teller mit den Schokoladentropfenplätzchen. Den hielt er ihr unter die Nase, wobei die Plätzchen in alle Richtungen davonsegelten. Dolly versuchte sie einzusammeln. »Ich weiß, dass du sie nicht besonders magst, Liebling. Aber es ist kein Eis mehr da.«
Er warf ihr einen wütenden Blick zu. »So! Kein Eis mehr! Na schön! Ein Schokoladensoufflé … oder Obsttorte …«
»Wan, davon ist auch kaum noch etwas übrig. Du hast es aufgegessen.«
»Du blödes Stück! Das ist unmöglich!«
»Aber es ist fast alles weg. Außerdem ist das süße Zeug sowieso nicht gut für dich.«
»Ich hab’ dich nicht als Krankenschwester eingestellt! Wenn meine Zähne verfaulen, kaufe ich mir neue.« Er schlug ihr den Teller aus der Hand, dass die Plätzchen nur so herumflogen. »Schmeiß diesen Mist über Bord! Mir ist jetzt der Appetit vergangen!«, fuhr er sie an.
So endete eine typische Mahlzeit an den Grenzen der Galaxis. Typisch war auch, dass Dolly weinte und alles sauber machte. Er war ein schrecklicher Kerl! Und er schien es nicht einmal zu wissen.
Tatsache war aber, dass Wan sehr wohl wusste, wie er war: böse, unsozial, ausbeuterisch – die psychoanalytischen Programme hatten eine lange Liste aufgeführt. In mehr als dreihundert Sitzungen. Sechs Tage die Woche, beinahe ein Jahr lang. Am Schluss hatte er die Analyse mit einem Scherz beendet. »Ich habe eine Frage«, wandte er sich an den holographischen Analytiker, der sich ihm als fesche Frau darstellte, alt genug, um seine Mutter und jung genug, um anziehend zu sein. »Und das ist die Frage: Wie viele Psychoanalytiker braucht man, um eine Glühbirne auszuwechseln?«
Seufzend antwortete die Analytikerin: »Ach, Wan. Sie sträuben sich mal wieder. Na schön! Wie viele?«
»Nur einen«, sagte er lachend. »Aber die Glühbirne muss das Auswechseln auch wirklich wollen. Haha! Und sehen Sie – ich will nicht.«
Sie schaute ihn direkt an und schwieg eine Zeit lang. Für ihn saß sie auf einer Art von Knautschsack, mit untergeschlagenen Beinen, einem Notizblock in der einen und einem Stift in der anderen Hand. Damit schob sie die Brille hoch, die heruntergerutscht war, als sie ihn ansah. Wie alles in diesem Programm sollte auch diese Geste einem bestimmten Zweck dienen, nämlich der tröstlichen Zusicherung, dass sie schließlich auch nur ein menschliches Wesen wie er war und keine strenge Göttin. Selbstverständlich war sie kein Mensch. Es klang aber menschlich, als sie sagte: »Das ist wirklich ein uralter Witz, Wan. Was ist eine Glühbirne?«
Wan zuckte unwirsch mit den Schultern. »Das ist ein rundes Ding, das Licht abgibt«, meinte er. »Aber das ist nicht die Pointe. Ich habe keine Lust mehr, mich ändern zu lassen. Es macht mir keinen Spaß. Ich habe es von Anfang an nicht gewollt, und jetzt habe ich beschlossen, damit aufzuhören.«
Das Computerprogramm sagte besänftigend: »Das ist natürlich Ihr Recht, Wan. Was werden Sie tun?«
»Ich will hinaus und mich auf die Suche nach meinen … Ich will hier raus und mich amüsieren«, erklärte er entschlossen. »Dazu habe ich also das Recht?«
»Ja, sicher!«, stimmte sie ihm zu. »Wan? Wollen Sie mir nicht sagen, was Sie eigentlich sagen wollten, ehe Sie Ihre Meinung änderten?«
»Nein«, erwiderte er und stand auf. »Ich werde Ihnen nicht verraten, was ich vorhabe. Ich werde es stattdessen tun. Leben Sie wohl.«
»Sie wollen sich auf die Suche nach Ihrem Vater machen, nicht wahr?«, rief ihm das psychoanalytische Programm nach. Er aber gab keine Antwort. Das einzige Zeichen, dass er die Worte gehört hatte, war, dass er die Tür zuknallte, statt sie lediglich zu
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