Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
Million Dollar. Ich habe das in den Schiffsbestimmungen nachgelesen, als ich das Log kopierte.« Er kramte in seinem spärlichen Gepäck und holte einen Datenfächer heraus, den er ihr zeigte.
Sie nahm ihn aber nicht, sondern fragte nur: »Warum?«
»Na, überlege mal«, forderte er sie auf. »Eine Million Dollar. Wir sind zu zweit, also für jeden die Hälfte. Dann – ich habe es mir auf der S. Ya. mit der dortigen Ausrüstung verschafft. Daher werden wohl die Eigentümer und die gesamte verdammte Mannschaft einen Anteil erhalten. Wir haben Glück, wenn für uns die Hälfte bleibt. Wahrscheinlich sind es aber drei Viertel, die sie verlangen. Außerdem haben wir gegen die Vorschriften verstoßen, wie du weißt. Vielleicht übersehen sie das, wenn sie alles in Betracht ziehen. Aber vielleicht auch nicht. Dann bekommen wir überhaupt nichts.«
Yee-xing nickte. Sie musste das alles erst einmal verdauen, und es war ein harter Brocken. Dann griff sie nach dem Datenfächer. »Du hast das Schiffslog kopiert?«
»War ganz einfach«, antwortete er. Das war es auch gewesen. Während einer seiner Dienststunden, als der Erste Offizier nur in frostiges Schweigen versunken auf dem anderen Sitz saß, hatte Walthers einfach die Daten abgerufen, als er mit dem automatischen Flugschreiber Kontakt hergestellt hatte. Er zeichnete die Informationen so auf, als wären sie Teil seines normalen Dienstes. Die Kopie schob er in die Tasche.
»In Ordnung«, sagte sie. »Was jetzt?«
Nun erzählte er ihr von dem exzentrischen vielfachen Millionär (der zufällig ich war), der bekannt dafür war, dass er Unsummen für neue Hinweise auf die Hitschi ausgab, und den Walthers persönlich kannte …
Sie sah ihn mit neuem Interesse an. »Du kennst Robinette Broadhead?«
»Er schuldet mir noch einen Gefallen«, bemerkte er lediglich. »Ich muss ihn nur finden.«
Zum ersten Mal, seit sie das kleine Zimmer betreten hatten, lächelte Yee-xing. Sie deutete auf das P-Phone an der Wand. »Dann mal ran, Tiger!«
Walthers investierte einiges seiner, was den Inhalt betraf, nicht sehr eindrucksvollen Brieftasche in Ferngespräche, während Yee-xing gedankenvoll die hellen Lichtspuren um die Lofstromschlaufe betrachtete, die wie eine kilometerlange Achterbahn die magnetischen Kabel singen ließ. Die Kapseln landeten mit einem Summen und starteten mit einem Zischen, wenn sie abhoben und Geschwindigkeit aufnahmen. Sie dachte nicht an die Passagiere, sondern an das, was sie und Walthers zu verkaufen hatten. Als er mit unwirschem Gesicht den Hörer auflegte, achtete sie kaum darauf, was er ihr zu sagen hatte.
»Der blöde Hund ist nicht zu Hause«, knurrte er. »Ich habe bloß den Butler am Tappan-See erwischt. Und der hat mir lediglich mitgeteilt, dass Mr. Broadhead auf dem Weg nach Rotterdam ist. Rotterdam, um Himmels willen! Ich habe aber nachgefragt. Wir können einen billigen Flug nach Paris nehmen und dann in Ruhe einen Anschluss suchen. Wir haben genug Geld dafür …«
»Ich möchte das Log sehen«, bat Yee-xing.
»Das Log?«, fragte er.
»Du hast gehört, was ich gesagt habe«, entgegnete sie ungeduldig. »Wir können es auf dem PV abspielen. Und ich will es sehen.«
Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, dachte einen Augenblick nach und zuckte mit den Achseln. Dann schob er es in das PV-Gerät.
Da die Instrumente des Schiffes holographisch waren, zeichneten sie jedes Photon an Energie auf, das sie erreichte. Alle Daten, die sich auf das Ausströmen des Fröstelns bezogen, waren auf dem Fächer. Auf dem PV zeigte sich aber nur ein winziger, formloser weißer Klecks in einem Koordinatensystem. Der Anblick war keineswegs so, dass er einem die Sinne raubte – zweifellos hatten ihm deshalb auch die Sensoren an Bord keine Aufmerksamkeit geschenkt. Vielleicht würde eine Vergrößerung mehr Details bringen; aber die konnte das einfache Gerät in diesem billigen Hotelzimmer nicht zustande bringen.
Aber trotzdem …
Als Walthers hinschaute, fühlte er, wie es kribbelte. Yee-xing flüsterte ihm vom Bett aus zu: »Du hast es nie ausgesprochen, Audee. Sind das Hitschi?«
Er ließ den weißen Klecks nicht aus den Augen. »Ich wünschte, ich wüsste es …« Wahrscheinlich war es allerdings nicht. Es sei denn, die Hitschi waren ganz anders, als man vermutet hatte. Hitschi waren intelligent. Mussten sie sein. Sie hatten vor einer halben Million von Jahren den interstellaren Raum erobert. Die Gehirnströme, die Walthers aufgefangen
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