Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
die Tasten des Sortierers auf ihrem Schreibtisch, gleichzeitig wütend und besorgt. Ich nahm an, sie wurde danach eingeschätzt, wie viele von uns Faulenzer und Parasiten sie dazu brachte hinauszufliegen, wie es uns anstand. Das erklärte ihre Feindseligkeit – vorausgesetzt, man konnte ihren Wunsch, auf Gateway zu bleiben, damit erklären. Sie wandte sich vom Sortierer ab und stand auf, um einen Karteischrank an der Wand zu öffnen. »Angenommen, ich finde einen Posten für sie«, sagte sie über die Schulter. »Das Einzige, was Sie können, und das hier von Nutzen sein kann, ist Ihr Prospektorberuf, und den üben Sie nicht aus.«
»Ich nehme al… fast alles«, sagte ich.
Sie sah mich prüfend an, dann ging sie an ihren Schreibtisch zurück. Sie war erstaunlich graziös, wenn man bedachte, dass sie eine Masse von hundert Kilogramm mit sich herumschleppte. Vielleicht erklärte der Wunsch einer dicken Frau, nicht zu erschlaffen, die Tatsache, dass sie auf Gateway blieb.
»Sie werden die minderwertigste Hilfsarbeit übernehmen müssen«, warnte sie. »Dafür bezahlen wir nicht viel. Hundertachtzig am Tag.«
»Nehme ich!«
»Ihre Kopfsteuer muss davon bezahlt werden. Ziehen Sie das ab, und vielleicht noch zwanzig Dollar am Tag für Essen, was bleibt Ihnen dann?«
»Ich kann ja immer noch Nebenarbeiten übernehmen, wenn ich mehr brauche.«
Sie seufzte.
»Sie schieben den Tag nur hinaus, Bob. Ich weiß nicht. Mr. Hsien, der Direktor, überwacht alle Bewerbungen scharf. Ich werde kaum rechtfertigen können, dass ich Sie eingestellt habe. Und was machen Sie, wenn Sie krank werden und nicht arbeiten können? Wer bezahlt dann Ihre Steuer?«
»Dann muss ich eben wieder heim.«
»Und die ganze Ausbildung war umsonst?« Sie schüttelte den Kopf. »Sie widern mich an, Bob.«
Aber sie stellte mir eine Arbeitskarte aus, die mich aufforderte, mich beim Vorarbeiter in Etage Grand, Sektor Nord, zur Einteilung im Pflanzbereich zu melden.
Das Gespräch mit Emma Fother behagte mir nicht, aber das hatte man mir schon vorher prophezeit. Als ich am Abend mit Klara darüber sprach, sagte sie, ich wäre sogar gut davongekommen.
»Ein Glück, dass du Emma erwischt hast. Der alte Hsien lässt die Leute manchmal hängen, bis ihr Steuergeld weg ist.«
»Was dann?« Ich stand auf, setzte mich auf ihre Liege und suchte nach meinen Schuhen. »Hinaus zur Luftschleuse?«
»Mach keine Witze, dazu kann es wirklich kommen. Hsien ist ein alter Mao-Typ, sehr hart mit Leuten, die der Gesellschaft nichts bringen.«
»Das musst du sagen!«
Sie grinste, drehte sich herum und rieb ihre Nase an meinem Rücken. »Der Unterschied zwischen dir und mir ist der, Bob, dass ich von meiner ersten Mission ein paar Kröten beiseite gelegt habe«, sagte sie. »Sie hat nicht viel eingebracht, aber doch einiges. Außerdem war ich schon draußen, und sie brauchen Leute wie mich, um Leute wie dich auszubilden.«
Ich lehnte mich an ihre Hüfte und drehte mich halb herum. Es gab gewisse Themen, über die wir nicht viel sprachen, aber …
»Klara?«
»Hm?«
»Wie ist das bei einer Mission?«
Sie rieb kurz ihr Kinn an meinem Unterarm und betrachtete die Holoaufnahme der Venus an der Wand.
»Unheimlich«, antwortete sie.
Ich wartete, aber sie sagte nichts weiter, und das hatte ich vorher schon gewusst. Ich hatte bereits auf Gateway Angst. Ich brauchte nicht auf den Hitschi-Bustrip zu gehen, um zu wissen, was unheimlich war. Ich spürte es schon.
»Es bleibt dir wirklich keine andere Wahl, Bob«, sagte sie, beinahe zärtlich.
Ich wurde plötzlich wütend.
»Nein, die habe ich nicht! Du hast mein ganzes Leben exakt beschrieben, Klara. Ich hatte nie eine Wahl – nur einmal, als ich in der Lotterie gewann und beschloss, hierher zu kommen. Und ich bin nicht sicher, ob ich da die richtige Entscheidung getroffen habe.«
Sie gähnte und rieb sich wieder an meinem Arm.
»Wenn wir mit dem Sex fertig sind«, entschied sie, »möchte ich etwas essen, bevor ich schlafe. Komm mit in die ›Blaue Hölle‹. Ich lade dich ein.«
Im Pflanzbereich wurden die Pflanzen gepflegt, vor allem der Efeu, durch den Gateway bewohnbar blieb. Ich meldete mich zum Dienst, und zu meiner – angenehmen – Überraschung entpuppte sich der Vorarbeiter als mein beinloser Nachbar, Shikitei Bakin.
Er begrüßte mich, wie mir schien, mit echter Freude.
»Wie schön von Ihnen, dass Sie bei uns mitmachen, Robinette«, sagte er. »Ich hatte erwartet, dass Sie gleich
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