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Die Gauklerin

Die Gauklerin

Titel: Die Gauklerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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misstrauisch.
    «Ich habe Auftrag, nach Memmingen zu reiten», fügte Matthes hinzu und hoffte, dass der Bursche keinen Freibrief von ihm sehen wollte.
    «Lasst sie passieren.» Eine gedrungene Gestalt trat hinter den Palisaden hervor. Matthes Herz schlug schneller: Vor ihm stand Batista de Parada.
    «Es tut mir Leid», murmelte Matthes. «Unter anderen Umständen hätte ich mich selbstverständlich von Euch verabschiedet.»
    Der Rittmeister nickte nur. Dann wies er den Reitknecht an zu warten und führte Matthes weg in die Dunkelheit.
    «Ich habe die Nacht nicht geschlafen, und so ist mir Euer Aufbruch nicht verborgen geblieben», erklärte er schließlich. «Warum habt Ihr mir nichts gesagt? Habt Ihr kein Vertrauen?»
    «Ich wollte Euch nicht in Schwierigkeiten bringen. Mir ist bewusst, dass mein Aufbruch als Fahnenflucht ausgelegt werden kann.»
    «Ihr wollt zu Wallenstein, hab ich Recht?»
    Matthes nickte. «Ich kann es noch immer nicht glauben, dass ihn unser Kaiser ausgemustert haben soll wie einen alten Gaul. Wenn dem wirklich so ist, seh ich mich nicht mehr an meinen Eid gebunden.»
    «Nicht der Kaiser steckt dahinter, sondern die Kurfürsten.»
    «Dann will ich erst recht in Wallensteins Diensten bleiben. Und wenn es als Torwächter in seiner Residenz ist.»
    De Parada seufzte. «Ich fürchte, Ihr seid nicht der Einzige, der so denkt. Selbst unter den Offizieren und Obristen ist die Unruhe groß. Gerade unter den besten Männern.»
    «Und was ist mit Euch?»
    «Ich bin nicht mehr der Jüngste. Hinzu kommt, dass ich mich auf nichts anderes verstehe als auf das Kriegshandwerk. Zumal der Kriegsbrand jetzt erst richtig auflodern wird. Die deutschen Protestanten haben auf Gustav Adolf gewartet wie die Juden auf den Messias.»
    «Aber ich habe gehört, dass der Schwede nur lächerliche zwölftausend Mann befehligt.»
    «Das wird nicht lange so bleiben, glaubt mir. Außerdem sagt man, über seine Soldaten besitze er eine solche Macht, dass es der Zauberei gleichkomme. Schade.» De Parada griff nach Matthes’ Hand und drückte sie fest. «Du warst einer der Besten meiner Kompanie. Versprich mir, dass du auf dich Acht gibst, Matthes Marx.»
    Matthes spürte, wie ihm die Kehle eng wurde. «Ja. Und Euch   – Euch behüte Gott.»
    Damit wandte er sich um und kehrte im Laufschritt zurück zum Wachtposten.
    Die ersten Stunden kamen sie nur im Schritt voran. In der stockdunklen Nacht mussten sie mühsam ihren Weg suchen. Matthes hatte beständig seine Begegnung mit Agnes vor Augen. Verräter hatte sie ihn gescholten. Und nun? Machte er sich nicht tatsächlich zum Verräter, nach allen Seiten? Oder konnte er jetzt, da er dem Kaiser den Rücken kehrte, nicht ebenso gut sein Vagantenleben aufgeben und zu seiner Familie zurück? Warum irrte er hier durch die Nacht, mit einem schmächtigen Trossbuben, der vor ein paar Wochen vom Hof seines Vaters weggelaufen war und dessen Namen er nicht mal kannte? Ravensburg war nicht weit – warum ritt er nicht nach Hause? Weil er sich schämte?
    Als im ersten Licht der Morgendämmerung die Türme der Reichsstadt Ulm zu erkennen waren, fragte Matthes seinen Begleiter: «Wie heißt du eigentlich?»
    Der Junge grinste. «Matthes – wie Ihr. Aber Ihr könnt auch Mugge sagen. So nennen mich alle.»
     
    Die Stadt Memmingen lag still, wie erstarrt, in der Nachmittagshitze. Nichts deutete auf dieses unerhörte, unglaubliche Ereignis, darauf, dass der mächtigste Mann im Reich, der siegreichste Feldherr aller Zeiten fortan nicht mehr zu sagen hatteals irgendeiner dieser Söldner, die im Schatten der Hauseingänge herumlungerten.
    Noch unterwegs hatte Matthes erfahren, dass Ossas Truppen auf dem Weg nach Maulbronn, am Tage nach seiner Flucht, die württembergische Grenzfeste Knittlingen überfallen hatten. Es hieß, beim Plündern der Häuser und Ställe hätten sie etliche Bürger niedergemetzelt und hernach die Stadt in Brand gesetzt, dabei nicht einmal Kirche und Rathaus verschont. Matthes hatte es nicht glauben wollen, hatte plötzlich de Parada vor Augen, wie er abseits der tobenden Horden stand mit traurigem Blick. Wenn auch nur die Hälfte der Gerüchte wahr war, so dankte er dem Schicksal, dass er an dieser Gräueltat nicht mitschuldig geworden war.
    Nachdem er die Pferde untergestellt hatte, meldete er sich beim Quartiermeister und ließ sich einen Schlafplatz zuweisen. Anschließend ging er zum Fuggerbau, der von Wallensteins Leibgarde streng bewacht wurde. Die Gesichter der Männer

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