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Die Geächteten

Die Geächteten

Titel: Die Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hillary Jordan
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doch er wollte nichts davon hören und antwortete mit dem vertrauten »Das ist persönlich«.
    »Viel Glück bei der Haussanierung«, sagte Kayla.
    Stanton lächelte. »Es ist ein schmerzhafter Prozess, doch am Ende lohnt es sich. Und nun müsst ihr leider wieder in den Kofferraum.« Mit seiner üblichen Galanterie half er ihnen, hineinzuklettern und sich hinzulegen. Er hielt die Kofferraumklappe mit einer Hand fest und sah sie beide an. »Es tut mir wirklich leid«, sagte er mit ehrlichem, fast schon zärtlichem Bedauern. »Aber ihr müsst es nicht lange aushalten.« Vorsichtig machte er den Kofferraum zu und schloss sie ein. Hannah hörte, wie er ins Auto stieg, den Motor startete und klassische Musik anstellte. Sie fuhren rückwärts hinaus, dann beschleunigte er das Tempo. Sie spürte, wie Panik in ihr aufstieg.
    Tief aus Kaylas Kehle kam ein kratziges, zischendes Geräusch. »Guten Abend, hier spricht Ihr Pilot«, sagte sie mit gekünstelter Herzlichkeit. »Willkommen bei Air Klaustrophobie! Wir hoffen, Sie genießen Ihre Zwangsunterbringung. Wenn es irgendetwas gibt, das wir für Sie tun können, damit Sie sich noch etwas verkrampfter und erstickter fühlen, zögern Sie nicht, und sprechen Sie einen der Flugbegleiter an.«
    Trotz der Angst, die ihr die Kehle zuschnürte, musste Hannah lächeln. Was würde sie nur ohne Kayla tun?
    Zehn oder fünfzehn Minuten später hielt der Wagen an. Hannah hörte, wie die Fahrertür aufging und Stanton ausstieg, und dann, wie eine andere Autotür geöffnet wurde und sich ein zweites Paar Schritte näherte. Plötzlich sprang die Klappe des Kofferraumes auf. Das Licht einer Taschenlampe leuchtete in ihre Augen und blendete sie. Dann schwenkte das Licht auf Kayla. Der Finger, der zuvor gegen Hannahs Rücken gepocht hatte, wurde zu einer Faust, die auf sie einschlug.
    »Hübsch«, sagte eine männliche Stimme und zog das Wort lasziv in die Länge. Bevor sich eine der Frauen bewegen konnte, war die Kofferraumklappe auch schon wieder verschlossen.
    »He!«, schrie Kayla. Sie machte einen Satz nach oben, und Hannah hörte den Knall, als ihr Kopf gegen die Klappe stieß. »Verdammter Mist!« Sie begann gegen die Klappe des Kofferraums zu hämmern. »Lass uns hier raus, Stanton!«
    »Beruhigt euch«, bellte der Fremde zurück und schlug fest auf den Kofferraum.
    Kayla atmete laut und keuchend. »Pst«, flüsterte Hannah und versuchte, ihre eigene Todesangst zu überwinden und zu verstehen, was die beiden Männer miteinander sprachen.
    »… ein Jammer«, sagte der Fremde. Dann kam eine unverständliche Antwort von Stanton, und der Fremde sagte: »Wette, sie hätte das Dreifache eingebracht, wenn ihre Verlängerung nicht so bald anstünde. Wer gibt schon für eine tickende Zeitbombe ein anständiges Gebot ab.«
    Gebot? Zeitbombe? Hannah erstarrte. Als sie begriff, was passiert war, spürte sie das blanke Entsetzen. Nein, das konnte er nicht, das würde er nicht getan haben, er, der ihnen Flusskrebse und Brownies serviert hatte . Ihr Verstand wich ihren eigenen Schlussfolgerungen aus und erstreckte sich in alle Richtungen, um nach Alternativen zu suchen. Doch er fand keine.
    Stanton hatte sie verkauft.
    Sie dachte an gestern Abend, als Kayla und sie in ihren sexy Outfits sich vor dem Badezimmerspiegel – der wie im Ankleidezimmer eines Starlets an einem Filmset von einer Reihe leuchtender Birnen erhellt war – zurechtgemacht hatten. Mein Gott, er musste sie die ganze Zeit gefilmt haben. Hinter dem Spiegel musste eine Kamera gewesen sein, die ihre Bilder direkt zu den wartenden Kunden geleitet hatte. Denn natürlich wollten potenzielle Kunden die Ware erst einmal prüfen, bevor sie ein Gebot abgaben. Die Auktion hatte wahrscheinlich später stattgefunden, nachdem Hannah und sie zu Bett gegangen waren, oder heute Nachmittag, als Stanton angeblich eine Führung machen musste. Aber Zeitbombe … ?
    »O mein Gott, er meint mich«, stöhnte Kayla. »Ich bin die Zeitbombe.«
    Die Galle bahnte sich ihren Weg bis in die Kehle, als Hannah die Bedeutung voll und ganz erfasste. Deshalb war Stanton so verärgert darüber gewesen, dass Kayla ihre Verlängerung noch nicht erhalten hatte. Es verkürzte ihre Haltbarkeitsdauer und damit ihren Wert. Tick, tick, tick . An irgendeinem der folgenden Tage würde bei Kayla die Zerstörung beginnen, und bei Hannah wäre es im Februar so weit. Und wenn das geschah, wenn sie so kaputt waren, dass sie für ihre Besitzer keinen Wert mehr hatten … »Ihr müsst

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