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Die Geächteten

Die Geächteten

Titel: Die Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hillary Jordan
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eine dunkle Haut und unter den Augen auberginenfarbene Halbmonde. Seine Haltung zeugte unmissverständlich von Aggression. »Zur Toilette«, sagte sie.
    Er wackelte vor ihr mit dem Finger herum. »Nein. Verchromte dürfen die Toilette nicht benutzen.«
    Ihre Blase brannte schon. Wenn sie nicht sofort zur Toilette käme, würde sie sich das zweite Mal innerhalb von zwei Tagen einnässen. »Oh, kommen Sie. Ich bezahle für eine volle Ladung. Dafür darf ich wohl auch die Toilette benutzen.«
    Sie hatte kaum die Worte ausgesprochen, da wusste sie bereits, dass dies ein Fehler gewesen war. Der Angestellte kam heraus und ging direkt auf sie zu. Er war ein bisschen kleiner als sie, doch sein schlanker Körper war drahtig. Hannah schalt sich selbst für ihre Unvorsichtigkeit. Warum hatte sie ein Gespräch mit ihm angefangen? Sie suchte nach der Pistole in ihrer Manteltasche und stellte fest, dass sie diese im Lieferwagen liegen gelassen hatte.
    Als er sich ihr näherte, wurde sein feindlicher Gesichtsausdruck forschend. Sein Blick fiel auf ihre Brüste und kehrte dann zu ihrem Gesicht zurück. Er lächelte und entblößte seine schmutzigen, schiefen Zähne. »Mädchen, du hast recht, und Farooq hat unrecht. Farooq muss dafür sorgen, dass die Kunden zufrieden sind, so lautet die Regel Nummer eins. Komm, ich zeige dir, wo die Toilette ist.« Er winkte in Richtung des Hintergebäudes, und der Geruch von ungewaschenem Mann wehte zu Hannah hinüber.
    Hannah hatte eine unbändige Angst. Sie sah schnell auf die Straße, doch es waren keine Autos in Sichtweite. Sie war ganz allein mit ihm. »Halb so wild!«, sagte sie.
    Sie begann sich in Richtung Lieferwagen davonzuschleichen. Immer noch lächelnd ahmte er ihre Bewegungen nach, um sie an der Flucht zu hindern. Er spreizte seine Hände. »Warum läufst du weg? Farooq tut es leid, er hätte nicht nein sagen sollen. Er hat eine hübsche, saubere Toilette, gut für Mädchen, glaub mir.« Er machte einen Schritt auf sie zu, und sie ging instinktiv einen Schritt zurück. Noch einige Schritte weiter, und sie befänden sich hinter dem Gebäude und wären damit von der Straße aus nicht mehr zu sehen.
    »Ich muss jetzt wirklich gehen.« Sie überlegte, ob sie zum Lieferwagen laufen sollte, doch sie wusste, sie würde es nicht rechtzeitig schaffen. In ihrem Kopf tobte es, sie versuchte sich an die Bewegungen zu erinnern, die Simone ihr gezeigt hatte. Im Zimmer des Motels hatte sie sich stark und zuversichtlich gefühlt, doch jetzt fragte sie sich, wie sie es zustande bringen sollte. Er machte einen weiteren Schritt auf sie zu. Diesmal blieb sie stehen.
    »Bleib mir vom Hals!«
    Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Sie konnte seine Aggression spüren, die in Wellen auf sie einströmte, wie die Hitze einer frisch geteerten Straße. Nahezu unmerklich machte sie sich breiter, indem sie ihren linken Fuß leicht nach vorn stellte und den rechten anspannte, um zuzutreten. Alles, was sie tun musste, war, ihn so lange außer Gefecht zu setzen, um zum Lieferwagen zu kommen. Er kam näher an sie heran, war aber noch nicht nah genug. Sein Gestank war eklig. Sie bewegte einen Arm leicht nach hinten und legte eine Hand an die Hüfte, um mehr Halt zu haben, wenn sie zutrat. Schlag zuerst auf die Nase und nimm dir dann die Eier vor .
    Just in diesem Moment hörte sie, wie sich ein Fahrzeug näherte, dem Klang nach ein Motorrad. Farooq war sichtlich verärgert und neigte seinen Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch kam, ohne jedoch den Blick von Hannah abzuwenden. Einige lange Sekunden standen sie wie in einer angespannten Verschwörung zusammen, während sich neblige Stränge ihres Atems in der kalten Luft emporwanden. Das Motorrad fuhr langsamer, und sein Heulen wurde schließlich zu einem Summen. Farooq machte ein finsteres Gesicht und warf einen Blick über die Schulter, als das Motorrad in Sicht kam und auf den Parkplatz fuhr. Es war zum Tanken direkt hinter ihren Lieferwagen gefahren.
    Mit wackeligen Knien, aber erleichtert trat Hannah aus dem Schatten des Angestellten, und der Fahrer drehte seinen Kopf, um sie beide ansehen zu können. Sie ging mit schnellen Schritten in Richtung Lieferwagen. Sie war schon auf halbem Wege dort, als er seinen Helm abnahm und sein Gesicht zum Vorschein kam.
    Sein strahlendes, zitronengelbes Gesicht.
    Als sie einige Schritte auf ihn zuging, sah sie, dass er noch jung war, vielleicht in ihrem Alter. Er war groß und hatte afro-amerikanische Züge. Sein Bizeps

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