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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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flatterten um ihn herum, und er hielt schützend die Hand vor das Gesicht, denn Joan hatte etwas nach ihm geworfen.
    «Spionierst du wieder!», schrie Joan. «Verschwinde, du verdammter Scheißefresser!»
    Benlow hatte sich zurück zur Tür geflüchtet. Stroh hing an seinem grün-gelb gestreiften Wams.
    «Ich habe darauf gewartet, dass Ihr mich noch einmal aufsucht, Mylord. Ich kann Euch helfen, versteht Ihr? Ich kann Euch helfen zu finden, wonach Ihr sucht.»
    «Er ist ein verlogener Bastard», keifte Joan. «Mit dem wollt Ihr nichts zu tun haben.»
    «Ich kann Euch helfen.» Benlows Stimme war heiser. «Ich weiß, wer Ihr seid, und ich kann Euch helfen.»
    «Raus! Schaff deinen jämmerlichen Arsch raus aus meinem Haus!»
    Joan Tyrre schnappte sich eine rostige Sichel. Sie schlug nach Benlow, und er duckte sich aus der Tür hinaus.
    «Wirklich, Mylord. Kommt zu mir.»
    Nachdem er verschwunden war, wandte Joan sich wieder mir zu. Die Sichel hatte sie an die Brust gedrückt.
    «Haltet Euch von ihm fern, Herr. Er ist ein mieser Mistkerl. Wenn es jemanden in dieser Stadt gibt, der noch unter mir steht, dann ist es ganz sicher der. Haltet Euch fern.»
    «Ja», sagte ich. «Das werde ich wohl tun.»
    Ein Fehler. Aber wie hätte ich das wissen können, im Zustand meiner plötzlichen Erleuchtung?
    Dennoch zwang ich mich, ruhig zu bleiben. Schließlich war ich mit drängenden Fragen hierhergekommen.
    «Cate Borrow», begann ich.
    «Hat mir mein Auge wiedergegeben, versteht Ihr?»
    Ich nickte.
    «Sie und Lord Merlin. Dieses Auge sieht nun alles. Das Auge, das er mir gab, sieht besser als
zwei
Augen.» Joans gutes Auge funkelte in der Düsternis. «Diese Frau war eine Heilige. Hat mir mein Augenlicht wiedergegeben und ihr Leben verloren. Eine heilige Märtyrerin, das war sie.»
    «Und sie gab Euch niemals das Pulver?»
    «Das brauchte sie nicht. Sie hatte Ihre eigene Magie.»
    «Was hat Matthew Borrow dazu gesagt?»
    «Der Doktor? Sie meinte, er soll besser nichts davon erfahren.»
    «Aber wenn er dabei war, wusste er es doch sowieso, oder nicht?»
    «Der Doktor war nicht dabei. Es waren nur wir zwei und Lord Merlin.»
    «Mistress Tyrre, wie viel wusste Nel von dieser Geschichte? War ihr bekannt, dass Ihr das Pulver der Visionen nie genommen habt?»
    «Mistress Cate sagte, ich soll es niemandem erzählen. Und das habe ich auch nicht. Nicht, bis der Sturm kam und ich wusste, dass sich nun alles ändern wird.»
    «Der Sturm? Meint Ihr den Sturm letzte Woche?»
    «Sie kam zu mir.»
    «Nel … war bei Euch?»
    Joan Tyrre wird mich aufnehmen. Es ist nur eine Hütte, aber immer noch besser als ein Verlies.
    So wie sich die Dinge entwickelt hatten, hatte ich angenommen, dass sie umgehend zum Haus ihres Vaters gegangen war, aber Joan berichtete mir nun, dass sie bis kurz vor Morgengrauen zusammengesessen hatten.
    «Wie ging es ihr? In welcher Stimmung war sie?»
    «Stimmung? Oh, glücklich. So wie es aussah, war sie so glücklich, wie ich sie seit ihrer Kindheit nicht mehr erlebt habe. Wir haben zwei Stunden oder länger miteinander gesprochen …»
    «Und Ihr habt ihr vom Tor erzählt?»
    «Sie fragte mich, warum ich nicht draußen und hinter dem alten Gwyn her war, und ich erzählte ihr von Merlin und Mistress Cate.» Joan lachte. «Als ich von Merlin sprach, muss sie gedacht haben, ich meine den Doktor.»
    «Und habt Ihr Nel von … Merlins Geheimnis erzählt?»
    Sie sah mich an und legte den Kopf schief.
    «Merlins Schatz», sagte ich. «Die Himmelsvision.»
    Aber sie verstand nicht, was ich meinte.
    Ich tätschelte ihren Arm.
    «Habt Dank», sagte ich. «Ich danke Euch, Joan.»
    Sie strahlte mich an.
    «Die Zeit wird kommen, Herr! Macht Euch keine Sorgen.»
    «Ich … hm …?»
    «Ihr fangt zwar spät an, aber das macht Ihr alles wieder wett, versteht Ihr. Ich werdet heiraten …» Sie zählte es an ihren Fingern ab. «Einmal … zweimal …
dreimal
? Herr im Himmel, ganze drei Mal! Und die dritte – hört mir nun gut zu –, die dritte ist
die beste Partie von allen
. Und wisst Ihr was?» Sie lehnte sich vor, und ihr entblößtes Auge schien alles Licht im Raum in sich aufzunehmen. «Sie ist noch nicht einmal geboren. Sie ist jetzt noch nicht einmal geboren! Schönes junges Fleisch! Denkt an meine Worte, Master Londoner!»

XLVI Himmelsvision
    D as Meer in der Ferne wirkte so mattgrau wie ein abgeworfener Brustpanzer auf einem Schlachtfeld. Und das Land … hatte es sich für immer verändert?
    Und ich?
    Ich hatte

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