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Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Unterwäsche und eine krishnanische Brille. Da die Gläser, an terranischem Standard gemessen, nur mangelhaft geschliffen waren und überdies nicht exakt dem Grad seiner Kurzsichtigkeit angepasst waren, bekam er nach einer Weile Kopfschmerzen. »Wenigstens bin ich jetzt nicht mehr völlig blind«, tröstete er sich. Er kaufte sich auch eine neue Flöte als Ersatz für die, die bei dem Piratenüberfall verloren gegangen war.
    Alicia hatte sich in den Kopf gesetzt, ein Kleid zu finden, das dem durchsichtigen brustfreien Gewand, das die Farmersfrau ihr geschenkt hatte, so ähnlich wie möglich sein sollte. Nachdem sie mehrere Stunden lang unzählige Geschäfte danach abgeklappert hatten, taten Reith und Marot die Füße weh vom Kopfsteinpflaster der Straßen und Gassen Majburs, und die Knie schmerzten ihnen vom Herumstehen in den Geschäften. Reith brummte: »Ich glaube, ich werde langsam alt, trotz meiner Langlebigkeitspillen. Ich finde eine Viertelstunde Einkaufsbummel anstrengender als einen Fünfzigkilometermarsch.«
    »Ach, du armer, bedauernswerter alter Mann!« spottete Alicia. »Du, der Held von hundert Schlachten, der eherne, kampferprobte Recke, und schon müde vom Anschauen von ein paar Kleidern? Komm, schwing die Hufe! Ich fang jetzt erst langsam an, mich warmzulaufen. Guck mal, da drüben ist ein hübscher Laden!«
    »Aristide«, seufzte Reith matt, »jetzt haben die Mediziner schon gegen alles mögliche Mittel gefunden; gegen Krebs, Alkoholismus, Aids und sogar gegen Homosexualität. Bloß gegen den weiblichen Hang zum Einkaufen scheint noch immer kein Kraut gewachsen.«
    Alicia marschierte zielstrebig in das Geschäft, und nachdem sie fünf Minuten lang in fließendem Majbur-Dialekt auf den Besitzer eingeschwallt hatte, ließ dieser sich dazu erweichen, seine gesamte Kollektion von Gewändern in der Art, wie Alicia sie suchte, vor ihr auszubreiten – mindestens zwei Dutzend an der Zahl. Schließlich, nach ausgiebigem Wühlen, Hochhalten, Befummeln und Verwerfen, hatte sie eines entdeckt, das dem chilihaghischen frappierend ähnlich war. Als sie es anprobierte und sich in dem stählernen Wandspiegel betrachtete, stieß sie einen Schrei des Entzückens aus, küsste Reith und Marot ab und drehte sich in einem kleinen Freudentanz vor dem Spiegel.
     
    Vor dem Schaufenster eines Juweliers blieb Alicia stehen und betrachtete mit leuchtenden Augen den dort ausgelegten Glitzertand. Marot sagte: »Fergus, ich sehe in dem Laden eine Bank für die Kunden. Wenn die kleine Alicia reingeht und ihr Kollier taxieren lässt, können wir beide uns derweil eine kleine Erholung von der Rumsteherei gönnen.«
    Alicia war so entzückt von diesem Vorschlag, dass sie ausnahmsweise sogar einmal vergaß, sich über Marots Unart aufzuregen, sie immer als ›kleine Alicia‹ zu titulieren. Reith sagte: »Okay. Ich bin zwar immer noch davon überzeugt, dass es Talmi ist- Glas und Blech –, aber ich habe nichts dagegen, die Meinung eines Experten dazu zu hören.«
    Drinnen empfing sie hinter einer blankgewienerten Vitrine ein kleiner verwelkter Krishnaner mit einem runzligen Lächeln und einem ehrfurchtsvollen Diener. »Willkommen, edle Terraner! Womit kann ich euch dienen?«
    Alicia nahm das Halstuch ab, das ihr Kollier verdeckte, löste den Verschluss des Kolliers, legte es behutsam auf den mit weichem schwarzem Tuch bedeckten Verkaufstisch vor den Krishnaner und fragte: »Guter Herr, habt Ihr ein Paar Ohrringe, das dazu passen würde?«
    Der Juwelier starrte durch seine Lupe das Kollier an. Das einzige Geräusch im Laden war das Tropfen von Wasser in einer Klepsydra. Schließlich sagte er:
    »Meine Dame, ich bitte Euch, einen kleinen Moment zu warten.«
    Er rief einen Namen, und aus dem Hintergrund des Ladens kam ein noch betagterer, völlig hinfälliger Schrumpelgreis getattert, um seinerseits das Kollier zu examinieren. Er stieß einen unprofessionellen Japslaut aus. Die zwei murmelten kurz miteinander, und dann sagte der erste Juwelier:
    »Ich werde mein Bestes tun, edle Dame, wiewohl ich bezweifle, dass selbst meine feinsten Gemmen an die Eures wahrhaft königlichen Halsschmuckes heranzureichen vermögen. Er ist sehr alt und exzellent gearbeitet. Handelt es sich um ein altes Erbstück aus dem Besitz einer edlen Familie?«
    »So wurde es mir gesagt«, antwortete Alicia vorsichtig. Reith und Marot wechselten verblüffte Blicke.
    Der Juwelier zog einen riesigen Schlüssel hervor, öffnete eine Kassette, die hinter der

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