Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
irgendwelcher Lappalien in die Haare kriegen.«
    Als Reith zu Alicia hinüberschaute, sah er, wie im Mondlicht eine Träne auf ihrer Wange glitzerte. Er tätschelte ihr die Hand und versuchte, sie abzulenken. »Ich bin nicht sicher, ob wirklich jemand hinter uns her ist, um uns den Garaus zu machen, aber wir sollten trotzdem kein Risiko eingehen. Ich würde vorschlagen, wir packen noch heute Nacht bei Khamine unsere Sachen und begeben uns auf dem schnellsten Weg an Bord der Zaidun. Kapitän Ozum wird zwar nicht gerade erbaut sein, wenn wir ihn mitten in der Nacht aus den Federn holen, aber er wird sich schon wieder beruhigen; schließlich bin ich ein alter Freund von ihm und ein guter Kunde.«
    Vor dem Gasthof angekommen, hieß Reith den Kutscher draußen warten. Während er bei Khamine ihre Rechnung bezahlte, gingen Marot und Alicia auf ihre Zimmer, um zu packen. Ein paar Minuten später ging er hinauf zu Marot und begann ebenfalls, seine Sachen zu packen. Er war gerade dabei, seine Kleider in seinen Seesack zu stopfen, als er einen gellenden Schrei hörte, gefolgt von einem lauten Klirren. Er packte sein Schwert und hastete hinauf in Alicias Zimmer, damit rechnend, sie ausgeraubt, vergewaltigt oder ermordet auf dem Boden liegend vorzufinden.
    Statt dessen lag sie auf ihrem Bett und trommelte mit den Fäusten auf ihr Kissen ein. Vor der Wand gegenüber dem Bett Tagen die Scherben einer kleinen Vase, die kurz zuvor noch das Nachttischchen geziert hatte. Die grüne und karmesinrote Pflanze und die Erde lagen zwischen den Scherben verstreut.
    »Alicia!« rief Reith und fasste sie bei der Schulter. »Was ist passiert?«
    Sie wälzte sich herum und setzte sich auf. Ihr Gesicht war tränenüberströmt. »Dieses Schwein!« sagte sie mit erstickter Stimme. »Dieses verfluchte Scheusal! Dieser … dieser Drecksack! Wenn ich daran denke, dass ich meine einzige wahre Liebe für nichts geopfert habe!«
    »Komm, sei nicht traurig«, versuchte Reith sie zu besänftigen und nahm sie zärtlich in den Arm. »Ich weiß, dass du wirklich die besten Absichten hattest. Aber den Politikern hier kann man nun genauso wenig trauen wie denen auf der Erde.«
    »Er hat diesen Erlass wirklich aufgesetzt; ich habe ihn mit eigenen Augen gesehen. Ich hätte wohl besser …«
    »Sicher. Aber wenn er ihn in Kraft setzt – falls er ihn in Kraft setzt –, dann wird das auf der Basis politischen Kalküls geschehen, und nicht weil er es irgendwann einmal einer hübschen terranischen Besucherin als Gegenleistung für ihre Gunst versprochen hat.«
    »Ich wünschte, ich wäre tot!« sagte sie düster und begann erneut hemmungslos zu schluchzen. Eine ganze Weile weinte sie leise vor sich hin, den Kopf an Reiths Hemdbrust geschmiegt, dann straffte sie sich mit einem Ruck und wischte sich die Tränen vom Gesicht. »Es tut mir leid, dass ich Khamine seine schöne Vase zerbrochen habe, aber ich musste einfach irgendwo Dampf ablassen. Ich bezahle sie ihm natürlich. Falls du jemals die Gelegenheit haben solltest, Vizman einen aufs Auge zu hauen – meinen Segen hast du.«
    »So ist’s recht! Das klingt schon wieder nach der echten Alicia! Jeder von uns macht mal einen dummen Fehler; der Trick ist, denselben Fehler nicht ein zweites Mal zu machen. Ich wette, Vizman hatte die ganze Sache von vornherein so geplant! Sonst hätte er nicht Shei auf mich angesetzt, mich betrunken zu machen und außer Gefecht zu setzen. Und wir sind ihm voll auf den Leim gegangen.«
    »Das kann man wohl sagen.« Sie brachte ein mattes Lächeln zustande, gefolgt von einem langen fragenden Blick. »Fergus, glaubst du … angenommen … ich meine, wenn du möchtest …«
    »Meine liebe Alicia! Wir müssen los, und zwar pronto! Ich weiß zwar nicht, wer diesmal hinter uns her sein könnte, aber es kämen da durchaus mehrere Herrschaften in Frage. Je eher wir an Bord der Zaidun sind, desto besser. Also, pack deinen Sack, byant-hao!«
    Als Alicia vom Bett aufstand, um ihre Sachen zusammenzukramen, klopfte es an der Tür, und die Stimme des Wirtes rief: »Doktor Dyckman! Ist etwas nicht in Ordnung? Wir hörten ein Krachen.«
    »Kommt herein, kommt herein!« rief Alicia und wischte sich hastig mit dem Bett-Tuch die Tränen ab. »Meister Khamine, ich fürchte, ich schulde Euch den Preis einer Vase.«
    »Was ist geschehen?« fragte Khamine von der Türschwelle.
    »Als ich gerade dabei war, meine Sachen zum Aufbruch zu packen, blickte ich auf und sah einen Geist. Ich glaube, es war der Geist

Weitere Kostenlose Bücher