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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Küste gerettet. Jedenfalls sollte man ja binnen zwölf Stunden darüber Klarheit haben.
    Die Nacht, es war eben Neumond, wurde sehr dunkel. Ein Nebelschleier in den höheren Luftschichten verdeckte alle Sterne Im Westen war jedoch das Land als eine noch etwas dunklere Masse undeutlich sichtbar.
    Gegen neun Uhr brachte eine leichte Brise dann und wann ein Anklatschen des Wassers am »James-hervor, der sich um ein Viertel vor seinem Anker drehte. Mit diesem aus Südwesten kommenden Winde wär’ es ja möglich gewesen, nach Norden zu zu segeln. Der Kapitän beharrte indes bei seinem Beschlusse und die Brigg blieb also vor Anker liegen.
    Übrigens handelte es sich nur um einen zeitweiligen Windhauch, der den Gipfel des Mount-Pitt streifte, und das Meer glättete sich stets bald von neuem.
    Hawkins saß nebst Gibson und dessen Sohne auf dem Hinterdeck. Sie waren noch nicht in ihre Kabinen gegangen, um die nach der Hitze des Tages doppelt erquickende, frische Nachtluft zu genießen.
    Es mochte fünfundzwanzig Minuten nach neun Uhr sein, als Nat Gibson sich erhebend nach der Küste hinausspähte, während er sich dem Backbord näherte.
    »Ein Feuer! rief er plötzlich. Da draußen lodert ein Feuer!
    – Wie… ein Feuer? wiederholte der Reeder.
    – Ja, Herr Hawkins.
    – Und in welcher Richtung?
    – In der des Felsblockes, wo ich den Mann gesehen habe…
    – Ja, wirklich, bestätigte der Kapitän.
    – Da wäre ja der Beweis, daß ich mich nicht getäuscht hatte!« sagte Nat Gibson mit einer gewissen Befriedigung.
    An der bezeichneten Stelle flackerte ein Feuer, ein Holzfeuer, dessen hohe Flammen in einem dicken Rauchwirbel emporloderten.
    »Gibson, ließ sich Hawkins vernehmen, das ist ein Zeichen, das uns gilt.
    – Ohne Zweifel! bestätigte der Kapitän. Auf der Insel befinden sich Verunglückte!«
     

    »Seht einmal dorthin,« sagte Nat Gibson zu den Matrosen. (S. 93.)
     
    Ob nun Schiffbrüchige oder andere, jedenfalls menschliche Wesen, die Hilfe verlangten. Welche Angst mußten sie ausgestanden und welche Furcht empfunden haben, daß die Brigg schon die Anker gelichtet haben könnte!
    Jetzt galt es deshalb, sie zu beruhigen, was sofort geschehen sollte.
    »Nat, sagte der Kapitän, hole dein Gewehr und beantworte das Signal.«
    Der junge Mann begab sich nach dem Deckhause und kam mit einem Karabiner in der Hand wieder heraus.
    Drei Schüsse krachten… rollend tönte das Echo vom Ufergelände zum »James-Cook« zurück.
    Gleichzeitig schwenkte ein Matrose dreimal eine Fackel, die am Top des Fockmastes befestigt wurde.
    Jetzt war also nur noch das Grauen des Tages abzuwarten, dann sollte sich der »James-Cook« mit dem Landvorsprünge der Insel in Verbindung setzen.
Siebentes Kapitel.
Die beiden Brüder.
    Zur Zeit des Morgenrotes verhüllte ein ziemlich dicker Nebel den Horizont im Westen. Vom Ufer der Insel Norfolk waren kaum die Umrisse der Felsen zu erkennen. Diese Dünste mußten ja voraussichtlich bald verschwinden. Über der Nebelschicht sah man schon den Gipfel des Mount-Pitt in Sonnenlicht gebadet.
    Der oder die Schiffbrüchigen konnten jetzt übrigens nicht mehr so beunruhigt sein; denn obwohl die Brigg augenblicklich für sie unsichtbar war, hatten sie gestern Abend doch sicherlich die Antwort auf ihr Signal gehört und verstanden. Das Schiff konnte seinen Ankerplatz also wohl nicht verlassen haben, und binnen einer Stunde sollte ja wirklich ein Boot ans Land geschickt werden.
    Bevor ein solches jedoch flott gemacht wurde, wollte Gibson mit gutem Grunde warten, bis die Landspitze nebelfrei wäre. Von da hatte ja der Feuerschein herübergeleuchtet und da hatten sich die Verlassenen. gezeigt, die den Beistand des »James-Cook« erflehten. Offenbar verfügten sie nicht einmal über eine Pirogue, denn sonst wären sie doch wohl schon selbst an Bord gekommen.
    Allmählich erwachte eine Brise aus Südosten. Einige an der Linie zwischen Himmel und Wasser lagernde Wolken deuteten darauf hin, daß sie noch am Morgen auffrischen werde. Ohne die Veranlassung, die ihn jetzt vor Anker zurückhielt, hätte Gibson Befehl gegeben, abzusegeln.
    Etwas vor sieben Uhr kam der Fuß der Korallenbank, längs der eine weißliche Brandung aufschäumte, deutlicher zum Vorschein. Die Dunstmassen wälzten sich eine nach der anderen weiter, und die Landspitze tauchte klar sichtbar heraus.
    »Er ist noch da, rief Nat… oder richtiger: sie sind noch da!
    – Mehrere Männer? fragte der Reeder.
    – Zwei, Herr Hawkins.«
    Jetzt nahm

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