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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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dieser das Fernrohr vors Auge.
    »Ja, rief er, sie geben uns Zeichen… sie schwenken ein Stück Leinwand an einem Stocke!«
    Der Kapitän, der nun auch durch das Fernrohr sah, bestätigte die Anwesenheit zweier Männer, die auf den äußersten Felsblöcken der Landspitze standen. Da der Nebel sich verzogen hatte, konnte man sie sogar mit bloßen Augen erkennen. Daß es dieselben beiden Gestalten wären, die Nat am Abend vorher gesehen hatte, war ja nicht zu bezweifeln.
    »Das große Boot ausgesetzt,« befahl der Kapitän.
    Gleichzeitig hißte Flig Balt auf seine Anordnung die britische Flagge an der Gaffel des Besanmastes als Antwort auf das Zeichen.
    Wenn Gibson das große Boot aussetzen ließ, geschah das für den Fall, daß noch mehr als zwei Personen aufzunehmen wären. Es war ja nicht ausgeschlossen, daß hier noch andere Schiffbrüchige von der »Wilhelmina« Zuflucht gefunden hätten, und es wäre ja allen Verunglückten zu wünschen gewesen, daß sie nach der Flucht von der Goëlette diese Küste hätten erreichen können.
    Als das Boot hinuntergelassen war, nahmen der Kapitän und sein Sohn – dieser am Steuerruder – Platz, und vier Matrosen setzten sich an die Ruder. Unter diesen war auch Vin Mod, und als er über die Reling stieg, deutete er dem Bootsmann noch durch ein Zeichen an, wie ihn die ganze Sache erregte.
    Das Boot fuhr auf die Korallenbank zu. Beim Angeln längs der Bank hatte Nat Gibson eine schmale Öffnung entdeckt, die einen Weg durch den Klippengürtel bildete. Die Entfernung bis zur Landspitze betrug von da an nur noch sieben bis acht Kabellängen.
    In noch nicht einer Viertelstunde erreichte das Boot die enge Wasserstraße. Von hier aus bemerkte man die letzten Rauchwölkchen von dem Feuer, das die ganze Nacht hindurch unterhalten worden war und woneben die beiden Männer gestanden hatten.
    Vorn im Boote drehte sich Vin Mod in seiner Ungeduld, diese zu sehen. wiederholt um und störte dabei schließlich die Bewegung der anderen Ruder.
    »Achtung auf die Riemen, Vin Mod! rief ihm der Kapitän zu. Du wirst deine Neugier schon befriedigen können, wenn wir am Lande sind…
    – Ja freilich… am Lande… später!« murmelte der Matrose, der vor Wut am liebsten sein Ruder zerbrochen hätte.
    Die Einfahrt wand sich zwischen hervorstehenden Korallenblöcken hin, mit denen zusammenstoßen nicht ohne Gefahr gewesen wäre. Die spitz auslaufenden, fast stahlharten Kanten hätten den Rumpf eines Bootes leicht ernstlich beschädigen können. Gibson ließ deshalb auch die Fahrgeschwindigkeit verringern. Im übrigen hatte es keine Schwierigkeiten, nach der Landspitze zu gelangen. Der Wind wirkte auch hier auf das Wasser und trieb das Fahrzeug fast allein in der erwünschten Richtung. Am Fuße der Felsen schäumte deshalb auch eine ziemlich starke Brandung.
    Der Kapitän und sein Sohn betrachteten gespannt die beiden Männergestalten, die Hand in Hand, unbeweglich und schweigsam – selbst ohne einen Anruf ihrer Retter – dastanden. Als das Boot dann an der Spitze abschwenkte, konnte auch Vin Mod sie bequem sehen.
    Der eine mochte fünfunddreißig, der andere dreißig Jahre alt sein. Wie sie so barhäuptig und nur mit Lumpen bekleidet dastanden, verriet nichts, daß sie Seeleute wären. Etwa von gleicher Größe, mit blondem Haar und ungepflegtem Barte, ähnelten sie einander so auffallend, daß man beide für Brüder halten mußte. Jedenfalls waren es keine eingebornen Polynesier.
    Noch vor der eigentlichen Landung und als der Kapitän und sein Sohn noch auf der Bank im Hinterteile saßen, trat der ältere der beiden Männer bis ans Ende der Landspitze vor und rief in englischer Sprache, doch mit fremdem Dialekt:
    »Dank euch, daß ihr uns zu Hilfe gekommen seid, tausend Dank!
    – Wer seid ihr? fragte Gibson, jetzt näher am Lande.
    – Wir sind Holländer.
    – Schiffbrüchige?…
    – Ja; von der Goëlette ›Wilhelmina‹.
    – Und die einzigen Geretteten?…
    – Die einzigen, wenigstens nach dem Schiffbruche die einzigen, die an diese Küste gekommen sind.«
    Aus dem unbestimmten Tone der letzten Worte ließ sich erkennen, daß der Mann nicht wußte, ob er auf einem Festlande oder einer Insel Zuflucht gefunden hatte.
    Der Wurfanker des Bootes wurde ans Land gebracht, und nachdem ihn einer der Matrosen in einer Felsaushöhlung festgelegt hatte, stiegen Gibson und die übrigen aus dem Fahrzeug aus.
    »Wo befinden wir uns? fragte der ältere Mann.
    – Auf der Insel Norfolk, antwortete der

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