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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zu den Wipfeln hinaus. Daneben mußte man sich auch vor sehr spitzigen Dornen in acht nehmen.
    »Seien Sie vorsichtig, ermahnte deshalb Zieger seine Gäste, ich empfehle es Ihnen dringend, wenn Sie nicht halb nackt bei meinem Hause ankommen wollen, und das ist selbst bei uns auf Neumecklenburg noch nicht Sitte.«
    Ihrer Verschiedenheit und ihres prächtigen Aussehens wegen fordern die Baumarten der neuirländischen Wälder unbedingt die Bewunderung des Beschauers heraus. So weit der Blick reichte, erhoben sich hier Hibisken, deren Blätter an die der Linde erinnern, Palmen, mit leicht gewundenen Girlanden umschlungen, Calophyllums, deren Stamm im Umfange oft dreißig Fuß mißt, ferner Rotangs, Pfefferbäume, Cycaspalmen mit schnurgeradem Schafte, aus dem die Eingebornen das Mark zur Herstellung von einer Art Brot benutzen, halb in Wasser stehende Lobelien, Pancratiums mit Zweigen, die wie mit Korallen verziert aussehen und zwischen deren Blättern Skarabäen nisten, unter denen man aber keine Vögel, sondern eine Art Muscheln zu verstehen hat.
    Das ganze Waldgebiet zeigte wirklich Riesenverhältnisse in seinen Kokos-und Sagopalmen, den Brot-und Muskatbäumen, Latanen, den Arekapalmen, deren Endknospe sich wie die des Palmenkohls spaltet und ebenso gut eßbar ist wie dieser. Daneben gab es hier Überfluß an strauchartigen Gewächsen, an Farn mit seinen Blättern, parasitischen Epidendrons und Inokarpen, die hier größer werden als auf allen anderen Inseln des Großen Ozeans, und deren über der Erde sich ausbreitende Wurzeln Naturhütten bilden, worin fünf bis sechs Personen Platz finden.
    Zuweilen traf man auch auf Lichtungen mit einem Rahmen mächtiger Gebüsche und bewässert von klaren Rios. Diese Flächen werden schon angebaut, und zwar mit Zuckerrohr, süßen Pataten, mit sorgsam gepflegten Tarosen. Hier sah man auch schon eingeborne Frauen bei ihrer Arbeit.
    Von Raubtieren oder anderen gefährlichen Vierfüßlern war hier ebensowenig zu befürchten, wie von giftigen Reptilien. Die Tierwelt blieb an Reichhaltigkeit überhaupt gegenüber der Pflanzenwelt zurück. Sie beschränkte sich meist auf wilde Schweine, die harmloser waren als ihre europäischen Verwandten und von denen viele gezüchtet wurden, ferner auf Hunde, in tombarischer Sprache »Pulls« genannt, auf Kuskus, Beutelratten, Eidechsen und auf eine Menge Ratten von sehr kleiner Art. Daneben zeigten sich noch Termiten, jene weißen Ameisen, die ihr schwammähnliches Nest an Baumzweigen hängend erbauen, zwischen denen sich häufig gleich einem Netze die schimmernden Webfäden einer Unmasse purpurroter und azurblauer Spinnen ausspannen.
    »Höre ich da nicht Hunde? sah Nat Gibson sich veranlaßt zu fragen, als ein fernes Gebell einen Augenblick an sein Ohr schlug.
    – Nein, entgegnete Zieger, das sind keine Hunde, die bellen, sondern Vögel, die da schreien.
    – Vögel? wiederholte Hawkins, erstaunt über diese Antwort.
    – Jawohl, erklärte Zieger, jene Laute rühren von einem Raben her, der nur im Bismarck-Archipel vorkommt.«
    Nat Gibson und Hawkins hatten sich ebenso getäuscht wie Bougainville, als er zum ersten Male in die neuirländischen Wälder eindrang. Jener Rabe ahmt das Hundegebell auch wirklich zum Verwechseln ähnlich nach.
    Im übrigen zählt die Ornithologie dieser Inseln zahlreiche und merkwürdige Vertreter, Handlanger, »Mains«, wie die Eingebornen sich ausdrücken.
    Überall hüpfen und flattern hier Loris, eine Art scharlachroter Papageien, neben Papus umher, die eine ebenso heisere und rauhe Stimme haben wie die Papuas, ferner Papageien verschiedener Art, Nikobarentauben, Krähen mit weißem Flaum und schwarzem Gefieder, die die Eingebornen »Cocos« nennen, Lucals, metallisch grüne Gimpel, und eine Art Holztauben mit rötlichgrauem Kopf und Halse und goldiggrünem Rücken mit kupferfarbenen Reflexen, deren Fleisch sehr schmackhaft sein soll.
    Kamen Zieger und seine Begleiter dem Ufer näher, so schwirrten ganze Schwärme von Vögeln davon in die Höhe: Stare und Schwalben, Tauchervögel verschiedener Art, darunter der Alcyon, dem die Eingebornen den Namen »Kiu-kiu« gegeben haben und dessen Kopf und Rücken braungrün, Flügel und sechs Zoll langer Schwanz aquamarinfarbig aussehen; dazwischen flatterten olivengrüne und gelbgeschwänzte Zuckerfresser, Raupenfresser, graue Strandläufer, Fliegenschnäpper, in melanesischer Bezeichnung »Conice, Tenuri, Kine und Rukine«. Und während Schildkröten auf dem Strande

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