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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hinkrochen, bewegten sich zweifach kahnförmige Krokodile und Flossenhaie in den Wasserstraßen zwischen dem Ufergestein, und Seeadler mit fast unbeweglich ausgebreiteten Flügeln schwebten darüber in der Luft.
    Der Strand selbst, der je nach dem Stande der übrigens unbeträchtlichen Flut mehr oder weniger weit frei lag, hätte dem Konchyologen große Schätze geliefert, denn darauf fanden sich Krustaceen und Mollusken in großer Auswahl: Krebse, große Garnelen, Krabben, Paquren, Ocypoden, Kegelschnecken, Schwämme, Madreporen, Röhren-und Scheibenkorallen, Kreisel-und Dreifingerschnecken, Hippopen, Porzellan-und Eimuscheln, Halionden, Stachel-und Schüsselschnecken, Austern, Miesmuscheln, und von Zoophyten verschiedene Hoiolurien, Aktinien, Salpas, Meduren und merkwürdige Akalephen.
    Die Muscheltiere aber, die die Aufmerksamkeit Hawkins und Nat Gibsons besonders erregten, waren die Skarabäen, die sich unter die immer feuchten Blätter des Pancratiums am Rande der Buchten zurückziehen, ferner die Bulinen nebst den Schnirkelschnecken, die auch unter Gezweig Zuflucht zu suchen pflegen, und die Mondflußmuscheln, von denen man nicht selten ziemlich weit von jedem Wasserlaufe einzelne an den Zweigen der höchsten Pandanen findet.
    Beim Erblicken einer dieser Wandermuscheln, über die Zieger mehrfach Aufklärung gegeben hatte, sagte Nat Gibson zu dem Geschäftsfreunde:
    »Ich glaube doch gehört zu haben, daß es auch einen Fisch geben soll, der den Mondmuscheln bei ihren Wanderungen nachfolgt, und den die beiden Herren Kip, wenn ich nicht irre, auch auf der Insel Norfolk angetroffen haben…
    – Ah, Sie haben den Springer-Blenny im Sinne, fiel Zieger ein.
    – Ganz recht, diesen meint er…, bestätigte Hawkins.
    – Nun, erklärte Zieger, der fehlt hier ebenfalls nicht, und Sie werden in der Bai von Port-Praslin auch noch Amphibien beobachten können, die im Salz-und im Süßwasser leben, auf dem Ufergelände wie eine Beutelratte umherspringen und wie Insekten auf Bäume klettern.«
     

    Jim nahm den Dolch auf und untersuchte seine gezähnte Klinge. (S. 173.)
     
    Jetzt tauchte die Wohnstätte des Herrn Zieger nahe der Ecke eines kleinen Hochwaldes auf, eine Art Villa, aus Holz errichtet, in der Mitte einer geräumigen Einhegung von lebenden Hecken, worin Orangen-und Kokosbäume, Bananen und manche andere Baumarten aufragten. Beschattet von den hohen Wipfeln lag das freundliche Wilhelmstaf, ein Bauwerk, das nur aus einem Erdgeschosse und ziemlich steilen, geteerten Dache bestand. Ein solches Dach ist hier notwendig wegen der häufigen, starken Regengüsse, die das Klima des so nahe am Äquator liegenden Archipels so erträglich machen.
    Frau Zieger war eine Dame von ungefähr vierzig Jahren und wie ihr Gatte von deutscher Herkunft. Sobald sich die Tür der Einzäunung öffnete, eilte sie ihren Gästen freudig entgegen.
    »Ah, Herr Hawkins! rief sie, dem Reeder die Hand bietend, wie freu’ ich mich, Sie hier zu sehen!
    – Und ich nicht minder, verehrte Frau, antwortete Hawkins, sie auf beide Wangen küssend. Ihre letzte Reise nach Hobart-Town liegt schon vier Jahre zurück…
    – Vier und ein halbes Jahr, Herr Hawkins!
    – Mag sein, erwiderte der Reeder lächelnd, doch wenn seitdem auch schon noch sechs Monate mehr verflossen, finde ich Sie noch immer so aussehend wie früher.
    – Das könnt’ ich von Nat Gibson nicht sagen, bemerkte Frau Zieger. Er hat sich sehr zu seinem Vorteil verändert und aus dem jungen Burschen ist ein junger Mann geworden…
    – Der Sie um die Erlaubnis bittet, es Herrn Hawkins gleich zu tun, antwortete Nat Gibson und gab ihr einen Kuß auf die Wange.
    – Und Ihr Vater?… fragte Frau Zieger.
    – Der ist vorläufig an Bord zurückgeblieben, sagte Hawkins, er wird aber nicht verfehlen, zum Frühstück hier einzutreffen.«
    Das Ziegersche Ehepaar hatte keine Kinder. Beide bewohnten ihre Villa Wilhelmstaf nur allein mit ihren Dienern und einer Haushälterin, ebenfalls einer Deutschen; in einem Nebenhause war eine Kolonistenfamilie untergebracht. Das zur Besitzung gehörige Land wurde mit Hilfe eingeborner Frauen sorgfältig angebaut. Die Felder mit Zuckerrohr, Bataten, Taros und Yamswurzeln hatten eine Ausdehnung von einer (englischen) Quadratmeile.
    Vor dem Wohnhause breitete sich eine Fläche seinen Rasens mit Kasuarinen-und Lalaniengruppen aus, durchschnitten von einem schmalen Wasserarme, der aus einem Rio in der Nachbarschaft abgeleitet war. Hinter den ebenfalls reichlich

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