Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
Vom Netzwerk:
lachte ich, »Ah, ich verstehe. Ich hatte den Tag im Park vergessen, als du dieses ganze Unheil mit deinem Angriff auf Previt ins Rollen gebracht hast.« Ich ballte meine Fäuste auf meinen Oberschenkeln. Den Schmerz, der dabei meinen verletzten Arm durchzuckte, beachtete ich nicht. »Ich erinnere mich an deinen Gesichtsausdruck in dem Moment. Ich hatte die ganze Zeit wahnsinnige Angst um dich, aber du hattest deinen Spaß daran, ein wenig von deiner alten Macht einsetzen zu können.«
    Er antwortete nicht, aber ich war mir ganz sicher. Ich hatte sein Lächeln an dem Tag gesehen.
    »Das muss so schwer für dich sein, Sonnenschein. Nur für so kurze Zeit wieder du selbst sein zu können. Dann wird es immer weniger, bis nur noch ... das hier übrig bleibt.« Ich zeigte auf seinen verblassenden Rücken und verbarg meinen Abscheu nicht. Mir war es inzwischen egal, was er von mir dachte. Ich für meinen Teil hielt nicht besonders viel von ihm. »Schlimm genug, dass du jeden Morgen eine Kostprobe davon bekommst, nicht wahr? Vielleicht wäre es einfacher, wenn du nicht immer daran erinnert würdest, was du einst warst.«
    Er blieb stocksteif stehen. Seine Verdrossenheit steigerte sich auf die übliche Weise zu Wut. Er war so berechenbar. Das war befriedigend.
    Dann fielen seine Schultern ganz plötzlich herab. »Ja«, sagte er.
    Vollkommen verblüfft blinzelte ich mit den Augen. Das machte mich noch wütender. Also sagte ich: »Du bist ein Feigling. Du hast Angst, dass es gelingen könnte, du aber genau wie letztes Mal hinterher noch schwächer bist als vorher und dich nicht mehr verteidigen kannst. Dass du nutzlos zurückbleibst.«
    Wieder diese unerklärliche Nachgiebigkeit. »Ja«, flüsterte er.
    Ich mahlte vor unterdrückter Wut mit den Zähnen. Das gab mir kurzfristig die Kraft aufzustehen und seinen Rücken anzustarren. Ich wollte seine Kapitulation nicht. Ich wollte ... ich wusste es nicht. Aber nicht das hier.
    »Sieh mich an!«, knurrte ich.
    Er drehte sich um. »Madding«, sagte er leise.
    »Was ist mit ihm?«
    Er sagte nichts. Ich machte eine Faust und war dankbar für den Schmerz, als meine Nägel sich in den Handballen gruben. »Was, verdammt nochmal?«
    Sein Schweigen machte mich rasend.
    Mir fehlte die Stärke, um etwas nach ihm zu werfen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nur Worte, also sorgte ich dafür, dass jedes Wort saß. »Dann lass uns doch über Madding reden - warum nicht? Madding, dein Sohn, der auf dem Fußboden starb. Der von Sterblichen getötet wurde, die dann sein Herz herausrissen und aßen. Madding, der dich trotz allem immer noch liebte ...«
    »Schweig«, fuhr er mich an.
    »Oder was, Bright Lord? Wirst du wieder versuchen, mich zu töten?« Ich lachte schallend, bis mir die Luft wegblieb und ich die nächsten Worte nur mit Mühe hervorstoßen konnte. »Glaubst du wirklich ... dass es mich noch interessiert ... ob ich sterbe?« An dem Punkt musste ich aufhören. Ich setzte mich, versuchte, nicht zu weinen, stets in der Hoffnung, dass der Schwindel vorüberging. Zum Glück ließ er langsam wieder nach.
    »Nutzlos«, sagte Sonnenschein. Er sprach leise, fast flüsternd. Mein Keuchen hätte ihn fast übertönt. »Ja. Ich versuchte, die Macht einzusetzen; versuchte, für ihn und nicht für mich selbst zu kämpfen. Aber die Magie wollte nicht kommen.«
    Ich runzelte die Stirn. Meine Wut verflog. Danach empfand ich nichts mehr. In dem darauffolgenden Schweigen saßen wir lange nebeneinander. Nach und nach verblasste sein Schimmern, bis nichts mehr davon übrig war.
    Schließlich seufzte ich und ließ mich mit geschlossenen Augen rücklings auf Sonnenscheins Pritsche fallen. »Madding war kein Sterblicher«, sagte ich. »Deshalb konntest du deine Macht nicht für ihn einsetzen.«
    »Ja«, sagte er. Er hatte sich wieder unter Kontrolle. Sein Tonfall war emotionslos und seine Aussprache deutlich. »Das verstehe ich jetzt. Dein Plan ist dennoch ein törichtes Risiko.«
    »Schon möglich«, hauchte ich. Ich war kurz davor, einzuschlafen. »Aber ich lasse mich von dir bestimmt nicht aufhalten, also kannst du mir genauso gut helfen.«
    Er kam zu mir her und sah so lange auf mich herunter, dass ich einschlief. Zu dem Zeitpunkt hätte er mich töten können. Er hätte mich ersticken können, schlagen können, mit bloßen Händen erwürgen können - er hatte eine große Auswahl an Möglichkeiten.
    Stattdessen hob er mich auf. Durch die Bewegung erwachte ich halb. Ich schwebte wie im Traum auf seinen Armen.

Weitere Kostenlose Bücher