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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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unverständlich.
    Ich hob meinen linken, freien Arm. Er schmerzte. Der Bereich um das Metallding war sehr empfindlich und wurde durch eine beginnende Entzündung heiß. Es gab kurz einen Widerstand, dann riss sich das Metallding los und glühender Schmerz durchzuckte mich. Ich wurde aus meiner Apathie gerissen, bäumte mich auf und packte im Reflex Sonnenscheins Handgelenk. Heißes und klebriges Blut bedeckte die Innenfläche meines Ellenbogens und rann über meinen Arm hinab.
    Ich erstarrte kurz. In dem Moment, als die Starre sich legte, durchflutete mich die Erkenntnis: Madding war tot.
    Madding war tot, und ich lebte noch.
    Madding war tot, und nun versuchte sein Vater, der voller Qual aufgeschrien hatte, als mein Blutpfeil sein böses Werk tat, mich zu töten.
    Erst kam die Erkenntnis. Auf dem Fuße folgte ihr Wut.
    Ich versuchte erneut, meinen Kopf zu schütteln. Diesmal kratzte ich mit meinen Fingern über Sonnenscheins Handgelenk. Genauso gut hätte ich auch Massivholz kratzen können — seine Hand gab nicht nach. Instinktiv grub ich meine Fingernägel in sein Fleisch. Ich hatte den absurden Plan, seine Sehnen zu durchbohren, damit sein Griff sich lockerte. Er bewegte seine Hand ein wenig. Dadurch konnte ich kurz Atem schöpfen. Dann schob er meine Hand mit seiner freien zur Seite. Meine Versuche, mich festzuklammern, wehrte er mühelos ab.
    Ein Blutstropfen fiel in mein Auge. Meine Gedanken füllten sich mit Rot. Die Farbe von Schmerz und Blut. Die Farbe der Wut. Die Farbe von Maddings entweihtem Herz.
    Ich presste meine Hand gegen Sonnenscheins Brust. Ich male ein Bild, du Dämonensohn!
    Sonnenschein zuckte einmal zusammen. Seine Hand glitt zur Seite. Schnell kam ich wieder zu Atem. Ich wartete darauf, dass er es erneut versuchte, aber er bewegte sich nicht.
    Plötzlich merkte ich, dass ich meine Hand sehen konnte.
    Einen Moment lang war ich mir nicht sicher, ob es meine Hand war. Ich hatte schließlich meine Hand noch nie gesehen. Sie sah viel zu klein für meine Hand aus. Sie war lang und schlank und faltiger, als ich erwartet hatte. Unter einigen Fingernägeln befand sich Schmutz. Auf dem Daumen erhob sich eine alte Narbe, die ungefähr einen Zoll lang war. Ich erinnerte mich, dass ich sie mir vor einem Jahr zugezogen hatte, als ich mit einer Ahle ausgerutscht war.
    Ich drehte meine Hand um, um mir die Handfläche anzuschauen. Sie war blutverschmiert.
    Es gab einen dumpfen Knall, und Sonnenschein fiel neben mir zu Boden.
    Ich lag kurz unbeweglich da und spürte eine grimmige Befriedigung. Dann begann ich, an den Riemen, die mich festhielten, zu arbeiten. Schnell bemerkte ich, dass man die Schnallen nur mit zwei Händen öffnen konnte. Meine andere Hand war jedoch mit einer Ledermanschette festgezurrt. Diese war innen gepolstert, um Abschürfungen zu vermeiden. Zunächst war ich dadurch außer Gefecht gesetzt, dann aber kam es mir in den Sinn, das Blut an meiner freien Hand zu benutzen. Ich rieb es auf das andere Handgelenk und versuchte, es mit Ziehen und Drehen hindurchzuziehen. Ich hatte so schmale, schlanke Hände. Es dauerte eine Weile, aber schließlich machten das Blut und der Schweiß an meinem Handgelenk das Leder schlüpfrig, und die Hand rutschte heraus. Danach konnte ich den Rest der Schnallen öffnen und mich aufsetzen.
    Doch als ich das tat, fiel ich sofort wieder nach hinten. In meinem Kopf drehte sich alles, und mir wurde speiübel. Ich fiel gegen die Wand, schnappte nach Luft und versuchte, die Sternchen, die ich sah, wegzublinzeln. Ich fragte mich, was im Namen der Götter die Lichter mir angetan hatten. Nur langsam wurde mir klar: all das Blut, das sie mir genommen hatten! Vier Mal. In wie vielen Tagen? Zeit war vergangen, aber offensichtlich nicht genug. Ich war nicht in der Verfassung, zu gehen oder mich überhaupt viel zu bewegen.
    Das war nicht gut, denn ich musste dem Haus der Aufgegangenen Sonne so bald wie möglich entfliehen. Ich hatte jetzt keine andere Wahl mehr.
    Während ich noch mit ausgebreiteten Armen auf dem Bett lag und um mein Bewusstsein kämpfte, schimmerte in der Nähe meiner Füße wieder Licht. Ich hörte, wie Sonnenschein einatmete und dann langsam aufstand. Ich spürte seinen verärgerten Blick schwer wie ein Bleigewicht.
    »Fass mich nicht an«, versetzte ich, bevor er auf dumme Gedanken kam. »Wage es nicht, mich anzufassen!«
    Er sagte nichts. Er bewegte sich auch nicht und stand nur als spürbare Bedrohung über mich gebeugt.
    Ich lachte. Ich empfand keine

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