Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
Vom Netzwerk:
zärtliche Geste von ihm war ich überrascht. »Orees Anwesenheit hat die Dinge natürlich vorangetrieben. Doch Dateh hat sich in den letzten Tagen verändert. Er ist jetzt vollkommen besessen. Wenn ihr Geist nicht zurückkehrt - zum Teufel, auch, wenn er es tut -, steht zu befürchten, dass er ihr das gesamte Blut und das Herz nimmt.«
    Ich bekam eine Gänsehaut. Ich betete, dass Hado es nicht bemerkte.
    Er berührte die Schnalle auf der Mitte meines Körpers und
    schwieg gedankenverloren. Er machte keine Anstalten, uns zu verlassen. Ich begann, mir Sorgen zu machen. Aus dem Winkel der Sonne schloss ich, dass es bereits später Nachmittag war. Wenn Hado nicht bald ging, ging die Sonne unter, und Sonnenschein war machtlos. Wir waren doch auf seine Magie angewiesen, damit es gelang!
    »Du bist nicht ganz du selbst«, sagte Sonnenschein plötzlich. »Etwas von ihm ist noch da.« Hado erstarrte spürbar neben mir.
    »Nicht der Teil, der sich um dich schert«, fuhr er Sonnenschein an. Dann stand er auf und ging zur Tür. »Wenn du noch einmal davon sprichst, werde ich dich höchstpersönlich töten.«
    Mit diesen Worten verschwand er und schloss die Tür lauter als nötig. Plötzlich war Sonnenschein da und zerrte so fest an dem Taillenriemen, dass ich aufschrie.
    »Diener sind kurz nach Mittag gekommen und haben Essen gebracht«, sagte er. »Dann kam ein Doktor, der deine Gesundheit überprüfte. Dann er. Ich frage mich, ob ein Glücksgottkind seine Finger im Spiel hat.«
    Ich schob seine Hände fort und nestelte selbst an dem Taillenriemen. Ich bedeutete ihm, sich um die Beinriemen zu kümmern, was er auch tat. »Wie viel Zeit bis Sonnenuntergang?«
    »Sehr wenig.«
    Götter! »Glaubst du, du kannst das Fenster zerbrechen? Das Glas ist so dick.« Meine Hände arbeiteten nicht so schnell, wie ich es gerne wollte. Ich war immer noch schwach. Aber es ging mir schon besser als vorher.
    »Die Beine der Pritschen bestehen aus Metall. Ich habe sie gelockert. Sie sollten gut als Keulen zu verwenden sein.« Er sprach, als ob das meine Frage beantwortete. Das allein war wahrscheinlich auch eine Antwort.
    Wir lösten die Riemen, und ich setzte mich auf. Diesmal wurde mir nicht schwindlig, aber als ich aufstand, schwankte ich ein wenig. Sonnenschein wandte sich von mir ab. Ich hörte, wie er den Tisch vor die Tür stellte. Das sollte die Wachen aufhalten, die hereinkommen würden, wenn sie hörten, dass Sonnenschein das Fenster zerbrach. Wenn wir erst einmal anfingen, zählte jede Sekunde.
    Er grunzte einmal kurz. Ein metallisches Stöhnen deutete darauf hin, dass er die gelockerten Beine endgültig von der Pritsche löste. So leise wie möglich brachte er die kaputte Pritsche ebenfalls vor der Tür in Stellung. Dann ging er zum Fenster. Ich konnte immer noch den Sonnenschein auf meiner Haut spüren, aber er wurde schwächer, kühler. Bald würde er fort sein.
    »Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, bis meine Magie kommt«, sagte er. Was er nicht sagte war: Oder ob sie überhaupt kommt. Aber ich wusste, dass er es dachte. Ich dachte es selbst auch.
    »Dann falle ich eben eine Weile«, sagte ich. »Bis nach unten ist es ein langer Weg.«
    »Sterbliche sind in Momenten der Gefahr allein an ihrer Angst schon gestorben.«
    Der Zorn, den ich seit Maddings Tod empfand, war nie ganz verschwunden, nur gedämpft. Er stieg wieder in mir auf, als ich lächelte. »Dann werde ich eben keine Angst haben.«
    Er zögerte noch einen Moment, hob dann aber das Pritschenbein.
    Der erste Schlag ließ spinnenwebartige Risse im Fensterglas entstehen. Er war sehr laut und hallte in dem beinahe leeren Zimmer wider. Sofort danach hörte ich Männerstimmen durch die Tür, die Alarm schlugen. Jemand machte sich mit klappernden Schlüsseln am Schloss zu schaffen.
    Sonnenschein holte aus und schwang das Pritschenbein erneut. Er grunzte vor Anstrengung. Ich spürte den Luftzug, als das Bein mit mächtigem Schwung an mir vorbeisauste. Das war das Ende der Fensterscheibe; sie zerbarst, und einige große Stücke flogen heraus. Ein erschreckend kalter Wind fuhr ins Zimmer und blies meinen Kittel gegen meine Haut. Ich zitterte.
    Den Wachen war es gelungen, die Tür ein Stück weit zu öffnen; sie wurden aber durch den Tisch und die Pritsche aufgehalten. Sie brüllten uns an, schrien um Hilfe und versuchten, die Möbel aus dem Weg zu schieben. Sonnenschein warf das Pritschenbein zur Seite und trat so viel Glas wie möglich aus dem Fensterrahmen. Dann nahm er

Weitere Kostenlose Bücher