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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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Dieses Besondere hatte ihn nun getötet. Sein Tod musste der letzte bleiben.
    Sonnenschein stand auf, kletterte aus der Kiste und ging fort.
    Ich konnte mich nicht länger beherrschen und ließ meinen Tränen freien Lauf, weil ich nichts anderes tun konnte. Ich hatte keine Kraft mehr. Ich schaffte es weder allein zur Promenade, noch konnte ich den Lichtern auf die Dauer entkommen. Meine einzige Hoffnung war der Orden. Aber ohne Sonnenschein ...
    Ich hörte seine schweren Schritte und hielt den Atem an. Dann setzte ich mich auf und wischte mir die Tränen ab.
    Etwas Schweres und Bewegliches landete vor meiner Nase. Ich berührte und ertastete es. Ein Umhang. Er stank nach ungewaschenem Körpergeruch und abgestandenem Urin. Doch ich holte tief Luft, als mir klar wurde, was er vorhatte.
    »Leg ihn um«, sagte Sonnenschein. »Und dann los.«
    Die Promenade.
    Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber die Gegend war dennoch bereits ziemlich belebt. Fischer aus einer nahegelegenen Stadt hatten ihre Stände am Rande des Parks aufgestellt und eine kleine Gruppe Köche und Tavernenbesitzer rannte geschäftig umher, kaufte und feilschte. In der Künstlerzeile war noch niemand - ich war immer die Frühaufsteherin der Truppe gewesen -, aber einige Pilger hatten dahinter eine Reihe gebildet. Sie knieten auf den Steinen und murmelten Gebete an die Graue Lady, die in Gestalt der Morgendämmerung anwesend war.
    Sonnenschein und ich strebten schweigend voran. Wir hielten uns in der Nähe der Gebäude, anstatt die Promenade zu überqueren. Das wäre zwar schneller gewesen - die Weiße Halle lag uns direkt gegenüber -, aber auch verdächtiger. Die meisten Dorfbewohner hüteten sich, die Teile der Stadt zu betreten, die von Gästen besucht wurden. Wenn man das tat, wurde man schnell von Ordensbewahrern aufgescheucht. Ich konnte mich nicht darauf verlassen, dass die Ordensbewahrer, denen wir begegneten, mir halfen. Viele von ihnen waren junge Hitzköpfe, die Sonnenschein und mich womöglich lieber mit in ein Lagerhaus nahmen, um sich dort selbst um uns zu kümmern. Wir mussten die Weiße Halle erreichen. Dort tat man wahrscheinlich eher das Richtige und ließ uns hinein.
    Ich hatte meinen provisorischen Stock weggeworfen, da er zu auffällig war. Außerdem hatte ich ohnehin kaum die Kraft, ihn festzuhalten. Das Fieber hatte die wenige Energie aufgezehrt, die ich durch Ausruhen im Dorf gesammelt hatte. Deshalb mussten wir immer wieder stehen bleiben. Ich ging direkt hinter Sonnenschein und hielt mich an seinem Umhang fest. Dadurch spürte ich, wenn er über ein Hindernis hinwegging. Ich war gezwungen, mich nach vorne zu beugen und ein wenig mit den Füßen zu schlurfen, was zu meiner Tarnung beitrug. Allerdings spürte ich, dass Sonnenschein nicht dasselbe tat. Sein Gang war wie immer stolz und aufrecht mit durchgedrücktem Rücken. Hoffentlich bemerkte das niemand.
    Einmal mussten wir stehen bleiben, weil eine Reihe zusammengeketteter Menschen die Straße mit Kehrbesen herunterkam. Sie säuberten vor dem Tagesgeschäft die Kopfsteine. Wahrscheinlich handelte es sich um Schuldner, die kurz davor standen, ihr Dasein ebenfalls im Dorf der Ahnen fristen zu müssen. Als sie verschwunden waren, ging Sonnenschein weiter — und blieb ruckartig stehen. Ich stieß gegen seinen Rücken. Er streckte einen Arm nach hinten, um mich seitlich in die Türnische eines Gebäudes zu schieben. Leider berührte er dabei meinen gebrochenen Arm. Es gelang mir nur mit Mühe und Not, nicht zu schreien.
    »Was ist los?«, flüsterte ich, nachdem ich wieder genug Selbstbeherrschung zum Sprechen hatte. Ich schnaufte immer noch, weil es mir in Anbetracht des Fiebers half, abzukühlen.
    »Eine Patrouille Ordensbewahrer«, sagte er knapp. »Sie haben uns nicht gesehen. Sei still.«
    Ich gehorchte. Wir warteten dort so lange, dass Sonnenscheins Morgenglühen begann. Ich machte mir Sorgen, ob dies die Lichter irgendwie anziehen konnte. Doch die Sorge war unbegründet, weil außer mir niemand je das Glühen seiner Magie wahrgenommen hatte. Vielleicht wirkte es sich aber zu unserem Vorteil aus und zog stattdessen ein Gottkind an ...
    Ich zuckte zusammen, blinzelte und war orientierungslos. Sonnenschein half mir auf und lehnte mich gegen die Tür.
    »Was?«, fragte ich. Meine Gedanken waren verschwommen.
    »Du bist zusammengebrochen.«
    Ich atmete tief ein und zitterte, bevor ich mich zusammenreißen konnte. »Es ist nicht mehr weit. Ich werde es schaffen.«
    »Vielleicht

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