Die Gefährtin Des Lichts erbin2
wagte es nicht, ihn freizusetzen. Also verschrieb ich mich dem von mir gewählten Pfad.« Er hielt einen Moment inne. »Ich ... bedaure ... was ich getan habe. Es war falsch. Sehr falsch. Aber Bedauern ist bedeutungslos.«
Er schwieg. Ich wusste, ich hätte es auf sich beruhen lassen sollen, da die Schwingungen seines Schmerzes überall um mich herum in der Luft waren. Er war uralt und unfassbar - es gab so vieles an ihm, das ich niemals verstehen würde. Aber ich streckte meine unverletzte Hand aus und legte sie auf sein Knie.
»Bedauern ist niemals bedeutungslos«, sagte ich. »Es ist nicht genug, jedenfalls nicht für sich genommen. Man muss sich auch ändern. Aber es ist ein Anfang.«
Sonnenschein stieß einen langen Seufzer aus, der auf fast unerträgliche Müdigkeit schließen ließ. »Veränderungen liegen mir nicht, Oree. Bedauern ist alles, was ich habe.«
Dann schwieg er noch länger.
»Ich hätte gerne noch etwas von dem Zeug«, sagte ich schließlich. Das Pochen in meinem Arm wurde wieder spürbar - die Wirkung der Flüssigkeit ließ nach. »Aber ich glaube, ich sollte vorher etwas essen.«
Sonnenschein fütterte mich erneut und gab mir auch noch mehr Wasser aus den Spenden der Dorfbewohner. Ich hatte die Geistesgegenwart, etwas davon im Mund zu behalten, damit es das furchtbare Brot aufweichte. »Am Morgen wird es Suppe geben«, sagte er. »Ich sorge dafür, dass die anderen sie uns bringen. Es ist wohl das Beste, wenn wir beide uns eine Weile nicht sehen lassen.«
»Stimmt«, sagte ich seufzend. »Und was machen wir jetzt? Leben wir hier unter den Bettlern, bis die Neuen Lichter uns wieder aufspüren? Hoffen wir, dass ich nicht an einer Infektion sterbe, bevor Maddings Mörder zur Rechenschaft gezogen werden?« Ich rieb mir mit meiner unverletzten Hand das Gesicht. Sonnenschein hatte mir noch mehr von der feurigen Flüssigkeit gegeben, die bereits wirkte. Ich fühlte mich wieder warm und federleicht. »Götter. Ich hoffe, dass es Lil gut geht.«
»Sie sind beide Nahadoths Kinder. Am Ende wird es nur um die Kraft gehen.«
Ich schüttelte meinen Kopf. »Dateh ist kein ...« Dann verstand ich. »Oh. Das erklärt einiges.« Ich spürte, wie Sonnenschein mir einen Blick zuwarf. Na ja, jetzt war es zu spät, das zurückzunehmen.
»Sie ist auch meine Tochter«, sagte er schließlich. »Er wird sie nicht so einfach schlagen können.«
Eine Weile dachte ich verwirrt darüber nach, wie um Himmels willen der Lord der Finsternis und der Brightvater ein Kind zusammen haben konnten. Oder sprach er nur im übertragenen Sinne und zählte alle Gottkinder zu seinen Kindern, egal, wer die Eltern waren? Dann schob ich den Gedanken beiseite. Sie waren Götter. Ich musste nicht alles verstehen.
Wir schwiegen eine Weile und lauschten dem fallenden Tau. Sonnenschein aß den Rest des Brotes und lehnte sich dann gegen eine Wand der Kiste. Ich lag nur da und fragte mich, wie lange es noch bis zum Morgengrauen dauerte und ob es sinnvoll war, lange genug zu leben, um es zu sehen.
»Ich weiß, an wen wir uns um Hilfe wenden können«, sagte ich schließlich. »Ich wage es nicht, noch ein Gottkind herbeizurufen. Ich möchte nicht für noch mehr Todesfälle unter ihnen verantwortlich sein. Doch ich glaube, es gibt einige Sterbliche, die stark genug sind, um es mit den Lichtern aufzunehmen. Wenn du mir hilfst.«
»Was soll ich tun?«
»Bring mich zurück zum Durchgangspark. Zur Promenade.« Das war der letzte Ort, an dem ich glücklich gewesen war. »Dort, wo sie Rolie gefunden haben. Erinnerst du dich?«
»Ja. In der Gegend sind oft Neue Lichter.«
Ja. Um diese Jahreszeit, wenn der Baum kurz vor der Blüte stand, hatten alle Ketzergruppen ihre Leute an der Promenade und hofften, einige Pilger der Lady zu ihrem Glauben zu bekehren. Es war einfacher, bei den Leuten anzufangen, die Bright Itempas bereits den Rücken gekehrt hatten.
»Hilf mir, dass ich ungesehen dorthin komme«, sagte ich. »Zur Weißen Halle.«
Er sagte nichts. Plötzlich stiegen mir aus unerfindlichen Gründen Tränen in die Augen. Trunkenheit. Ich unterdrückte sie.
»Ich muss das zu Ende bringen, Sonnenschein. Ich muss sicherstellen, dass die Neuen Lichter zerstört werden. Sie haben immer noch mein Blut und können noch mehr dieser Pfeile herstellen. Madding ist nicht wie Enefa. Er wird nicht wieder ins Leben zurückkehren.«
Ich sah ihn immer noch vor meinem geistigen Auge. Ich wusste immer, dass du etwas Besonderes bist, hatte er gesagt.
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