Die Gefährtin Des Lichts erbin2
Es waren auch Menschen unterwegs, aber sie bewegten sich ebenfalls leise, als ob sie den Tau nicht stören wollten.
»Im Dorf der Ahnen«, sagte er. Ich blinzelte überrascht. Er hatte uns von dem Shustocks-Schrottplatz aus quer durch die Stadt getragen, von Wescha nach Oscha. Das Dorf lag etwas nördlich von Südwurzel in der Nähe des Tunnels unterhalb der Wurzelwand. Dort hatten sich die Obdachlosen der Stadt eine Art Lager aufgeschlagen. Zumindest hatte man mir das erzählt. Ich war noch nie dort gewesen. Viele der Dorfbewohner waren körperlich oder geistig krank. Sie waren zu harmlos, um sie unter Quarantäne zu stellen, aber zu hässlich, absonderlich oder bemitleidenswert, um von der ordentlichen Gesellschaft des Bright akzeptiert zu werden. Viele waren lahm, stumm, taub ... blind. Als ich noch neu in Schatten war, hatte ich immer Angst, dass ich mich zu ihnen gesellen müsste.
Ich fragte nicht, aber Sonnenschein muss die Verwirrung auf meinem Gesicht gesehen haben. »Ich habe hier hin und wieder gewohnt«, sagte er. »Vor dir.«
Das hatte ich mir zwar schon gedacht, aber ich konnte mich eines gewissen Mitleids nicht erwehren: Früher hatte er Götter regiert und war nun so heruntergekommen, dass er in einer Kiste zwischen Leprakranken und Verrückten leben musste. Ich kannte seine Verbrechen, aber dennoch ...
Erst sehr spät bemerkte ich die Schritte, die sich näherten. Sie waren leichter als Sonnenscheins. Es handelte sich um mehrere ... vielleicht drei Leute? Einer humpelte schwer und zog den zweiten Fuß wie totes Gewicht nach.
»Wir haben Euch vermisst, Lord«, sagte eine Stimme. Sie klang alt, krächzend und war unbestimmbaren Geschlechts; ich vermutete, männlich. »Schön, dass es Euch gut geht. Hallo, schöne Dame.«
»Ahm, hallo«, sagte ich.
Zufrieden wandte der Mann seine Aufmerksamkeit wieder Sonnenschein zu. »Für sie.« Ich hörte, wie etwas auf den Boden der Kiste gestellt wurde. Ich roch Brot. »Schaut, ob sie das runterbekommt.«
»Danke«, sagte Sonnenschein. Ich war überrascht, weil er sprach.
»Demra ist losgegangen und sucht die alten Sume«, sagte eine andere Stimme, die jünger und weniger volltönend war. »Sie ist eine Knochenbiegerin — keine sehr gute, aber manchmal arbeitet sie umsonst.«
»Das wird nicht nötig sein«, sagte Sonnenschein. Natürlich, er hatte ja die Absicht, mich zu töten. Sogar mir war klar, dass diese Menschen nicht viele Gefallen einfordern konnten. Es war das Beste, wenn sie einen so wertvollen nicht auf mich verschwendeten. Dann überraschte Sonnenschein mich erneut. »Etwas gegen ihre Schmerzen wäre allerdings gut.«
Eine Frau kam heran. »Ja, wir haben dies für Euch gebracht.« Wieder wurde etwas abgestellt: ein Glas. Ich glaubte, das Plätschern von Flüssigkeit zu hören. »Es ist nicht das Beste, aber es sollte trotzdem helfen.«
»Danke«, sagte Sonnenschein mit noch weicherer Stimme. »Ihr seid alle sehr gütig.«
»Das seid Ihr auch«, sagte die dünne Stimme. Dann murmelte die Frau noch etwas davon, dass ich jetzt schlafen müsse, und die drei entfernten sich. Nachdem sie verschwunden waren, lag ich da und war schon leicht verblüfft. Leider war ich viel zu müde, um wirklich erstaunt zu sein.
»Da ist etwas zu essen«, sagte Sonnenschein. Ich spürte, dass etwas Trockenes und Hartes meine Lippen streifte. Er hatte das Brot in Stücke gerissen, damit ich meine Kraft nicht mit Kauen verschwenden musste. Das Brot war grob und fad. Selbst die kleinen Stücke, die er abgerissen hatte, ließen meine Kiefer schmerzen. Der Orden des Itempas kümmerte sich um alle Bürger. Niemand verhungerte im Zeitalter des Lichts. Das hieß allerdings nicht, dass sie gut aßen.
Ich ließ ein Stück in meinem Mund und hoffte, dass der Speichel es genießbarer machte. Dabei grübelte ich über das Gehörte nach. Es hatte den Anschein alter Gewohnheit, oder vielleicht sogar eines Rituals. Nachdem ich runtergeschluckt hatte, sagte ich: »Man scheint dich hier zu mögen.« »Ja.«
»Wissen sie, wer du bist? Was du bist?«
»Ich habe es ihnen nie erzählt.«
Sie wussten es dennoch, dessen war ich sicher. In der Weise, wie sie sich genähert und ihre kleinen Spenden dargeboten hatten, lag zu viel Ehrerbietung. »Hast du sie beschützt, als du hier warst?«
»Ja.«
»Und ... hast du mit ihnen gesprochen?«
»Zuerst nicht.«
Aber im Laufe der Zeit ... ähnlich wie bei mir. Unsinnige Eifersucht ergriff mich für einen Moment; es hatte drei Monate
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