Die Gefährtin Des Lichts erbin2
zusammen.
Rimarn hatte den Schrei ausgestoßen. Ich konnte ihn nicht sehen. Scheinbar war er also wieder in der Lage, seine wahre Natur vor mir zu verbergen, wie er es zuvor bereits getan hatte. Aber auch, wenn ich seine Götterworte hätte sehen können, wären sie wohl in Sonnenscheins Licht untergegangen.
Rimarn war heiser und außer Atem. Er stand bei der Traube aus Männern und sprach mit Sonnenschein. »Bist du ein Narr? Ich habe noch nie einen Mann gesehen, der etwas so Dummes tut.«
Sonnenschein hatte sich nicht gewehrt, als die Priester ihn niederwarfen. Rimarn bedeutete dem Ordensbewahrer, der in Sonnenscheins Nacken kniete, wegzugehen. Meine Schultermuskeln, die mit ihm gelitten hatten, entspannten sich wieder. Dann stieß Rimarn Sonnenscheins Hinterkopf mit seinen Zehen an. »Antworte mir!«, fuhr er ihn an. »Bist du ein Narr?«
Ich musste etwas unternehmen. »Er ... er ist mein Cousin«, platzte es aus mir heraus. »Er ist gerade erst hier angekommen, Previt. Er kennt die Stadt nicht und wusste nicht, wer Ihr seid ...« Das war die dümmste Lüge, die ich je ausgesprochen hatte. Jeder, egal, welcher Nationalität, Rasse oder Stamm er angehörte, erkannte die Priester von Itempas, wenn er sie sah. Sie trugen schneeweiße Uniformen und regierten die Welt. »Bitte, Previt, ich übernehme die Verantwortimg ...«
»Nichts wirst du«, versetzte Rimarn. Die Ordensbewahrer standen auf und zogen Sonnenschein auf die Füße. Er stand ruhig zwischen ihnen und glühte hell. Das Licht, das von seinem Fleisch ausging, ermöglichte es mir, die halbe Promenade zu überblicken. Immer noch hatte er dieses furchtbare, tödliche Lächeln auf den Lippen.
Dann zerrten sie ihn davon. Angst hinterließ einen bitteren Geschmack in meinem Mund. Ich tastete mich ohne meinen Stock unsicher um meine Tische herum in Rimarns Richtung. Dabei fiel noch etwas mit lautem Krachen um. »Previt, wartet!«
»Ich komme später auf dich zurück«, rief er mir barsch zu. Dann marschierte auch er davon und folgte den anderen Ordensbewahrern. Ich versuchte, hinter ihnen herzurennen. Dabei fiel ich über ein unsichtbares Hindernis und schrie auf. Bevor ich auf dem Boden aufschlug, fingen mich raue Hände auf, die nach Tabak, saurem Alkohol und Angst rochen.
»Lass es sein, Oree«, hauchte Vuroy mir ins Ohr. »Die sind so sauer, dass es ihnen nichts ausmachen wird, ein blindes Mädchen windelweich zu prügeln.«
»Sie werden ihn umbringen.« Ich umklammerte seinen Arm. »Sie werden ihn zu Tode prügeln. Vuroy ...«
»Du kannst nichts dagegen tun«, sagte er leise. Ich sackte zusammen, weil er recht hatte.
Vuroy, Ru und Ohn halfen mir, nach Hause zu gelangen. Sie trugen auch meine Tische und meine Waren, weil sie stilischwei- gend übereingekommen waren, dass ich meine Habseligkeiten vorläufig nicht bei Yel unterbringen sollte. In absehbarer Zukunft würde ich nicht zur Künstlerzeile zurückkehren.
Ru und Vuroy blieben eine Zeit lang bei mir. Ohn ging wieder fort. Ich versuchte, ruhig zu bleiben und unbeteiligt auszusehen. Mir war klar, dass sie mir nicht über den Weg trauten. Sie hatten sich im Haus umgesehen und die Abstellkammer, die als Sonnenscheins Schlafzimmer fungierte, entdeckt. Darin hatten sie seine Kleidung gefunden, die ordentlich gefaltet in einer Ecke gestapelt war. Sie dachten, dass ich einen Liebhaber vor ihnen versteckte. Die Wahrheit hätte ihnen sicherlich mehr Angst gemacht.
»Ich verstehe ja, warum du uns nichts von ihm erzählt hast«, sagte Ru. Sie saß mir am Küchentisch gegenüber und hielt meine Hand. Vergangene Nacht hatte Sonnenscheins Blut genau die Stelle bedeckt, an der jetzt unsere Hände ruhten. »Nach Madding ... na ja. Aber ich wünschte, du hättest uns etwas gesagt, meine Süße. Wir sind deine Freunde, wir hätten das schon verstanden.«
Stur schwieg ich und versuchte, nicht zu zeigen, wie frustriert ich war. Ich musste so niedergeschlagen und deprimiert wie nur möglich aussehen, damit sie beschlossen, dass Ruhe und Schlaf das Beste für mich waren. Dann konnte ich darum beten, dass Madding kam. Die Ordensbewahrer töteten Sonnenschein wahrscheinlich nicht sofort. Er hatte ihnen die Stirn geboten und ihnen den Respekt verweigert. Dafür würden sie ihn lange leiden lassen.
Das war schlimm genug. Aber wenn sie ihn töteten und er vor ihren Augen seinen Wiederauferstehungstrick vollführte ... Die Götter allein wussten, was sie dann taten. Die Macht der Magie war denen vorbehalten, die auch
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