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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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Frau stieß ein Gelächter aus, das sich wie knirschende Kiesel unter Füßen anhörte. »Das tut dir überhaupt nicht leid.«
    Sie hatte recht. Die Stimme des Jungen - Madding hatte ihn Si'eh genannt — ließ jedes Mitleid vermissen. Um genau zu sein, klang er so befriedigt wie jemand, dem es Vergnügen bereitete, einen Feind am Boden zu sehen. Ich legte meinen Kopf schief, hörte genau zu und versuchte, zu begreifen.
    Sie'eh kicherte. »Natürlich tut es mir leid, Lil. Sehe ich so aus, als ob ich nachtragend wäre? Dann wäre ich ja kleinlich.«
    »Kleinlich«, stimmte die blonde Frau zu, »und kindisch und grausam. Befriedigt sein Leiden dich?«
    »O ja, Lil. Es befriedigt mich ungemein.«
    Diesmal versuchte er gar nicht erst, freundlich zu klingen. In der Stimme des Jungen lag reine sadistische Freude. Ich schauderte und hatte noch mehr Angst um Sonnenschein. Noch nie hatte ich ein Gottkind im Kindesalter gesehen, aber irgendwie schien es mir, als ob sie sich nicht allzu sehr von menschlichen Kindern unterschieden. Menschenkinder waren gnadenlos - besonders dann, wenn sie Macht hatten.
    Ich entfernte mich von Madding und wollte zu dem keuchenden Mann gehen. Madding riss mich zurück. Seine Hand lag wie ein Schraubstock um meinen Arm. Ich stolperte und protestierte. »Aber ...«
    »Nicht jetzt, Oree«, sagte Madding. Er schlug diesen Ton mir gegenüber nicht oft an. Allerdings hatte ich vor langer Zeit gelernt, dass Gefahr im Verzug war, wenn er es tat.
    In jeder anderen Situation wäre ich nur zu gern hinter ihn getreten und hätte mich so unauffällig wie möglich verhalten. Ich befand mich im allerletzten Winkel einer dunklen Gasse, war umgeben von toten Männern und aufgebrachten Göttern. Soweit ich wusste, befanden sich keine Sterblichen in Rufweite. Und selbst wenn - was zur unendlichen Hölle hätten sie schon ausrichten können?
    »Was ist mit den >Bewahrern< geschehen?«, flüsterte ich Madding zu. Es war eine überflüssige Frage. Sie hatten inzwischen aufgehört, zu zischeln. »Wie hat Sonnenschein sie getötet?«
    »Sonnenschein?«
    Zu meiner Bestürzung handelte es sich um Si'ehs Stimme. Ich hatte weder seine Aufmerksamkeit noch die der blonden Frau erregen wollen. Si'eh allerdings schien aufrichtig erfreut. »Sonnenschein? Nennst du ihn wirklich so?«
    Ich schluckte und versuchte zu sprechen. Nachdem der erste Versuch scheiterte, versuchte ich es erneut. »Er wollte mir seinen Namen nicht sagen, also ... musste ich ihn irgendwie nennen.«
    »Musstest du das?« Der Junge klang belustigt und kam näher. Ich schloss aus der Richtung, aus der seine Stimme erklang, dass ich wesentlich größer war als er. Das tröstete mich allerdings nicht. Ich konnte ihn immer noch nicht sehen; nicht einmal einen Umriss oder einen Schatten konnte ich erkennen. Das bedeutete, dass er besser als die meisten Gottkinder dazu in der Lage war, sich zu tarnen. Ich konnte ihn nicht einmal riechen. Spüren konnte ich ihn aber. Seine Gegenwart erfüllte die gesamte Gasse auf eine Weise, zu der keins der anderen Gottkinder fähig war.
    »Sonnenschein«, wiederholte der Junge nachdenklich. »Und er hört auf diesen Namen?«
    »So kann man das nicht nennen.« Ich leckte mir über die Lippen und beschloss, ein Risiko einzugehen. »Geht es ihm gut?«
    Der Junge wandte sich plötzlich um. »Oh, ihm wird es gut gehen. Schließlich hat er keine andere Wahl, nicht wahr?« Ich bemerkte, dass er jetzt noch ärgerlicher wirkte. Mir rutschte das Herz in die Hose. Ich hatte alles noch schlimmer gemacht. »Egal, was mit seiner sterblichen Hülle geschieht, egal, wie oft er sie missbraucht — und ja, o ja, ich weiß davon. Dachtest du, das wäre nicht der Fall?« Er sprach wieder mit Sonnenschein. Seine Stimme zitterte geradezu vor Wut. »Dachtest du, ich würde dich nicht auslachen, wie du so stolz, so überheblich wieder und wieder stirbst, weil du dich nicht um die grundlegendsten Vorsichtsmaßnahmen kümmerst?«
    Plötzlich ertönte ein Rascheln. Sonnenschein grunzte. Dann ein weiteres Geräusch, das eindeutig von einem Schlag herrührte. Der Junge hatte ihn geschlagen oder getreten. Maddings Hand schloss sich — wahrscheinlich unabsichtlich — noch fester um meinen Arm. Es war eine Reaktion auf das, was er sah. Si'eh war kaum noch zurechnungsfähig und knurrte: »Dachtest du ...« Ein weiterer Tritt, diesmal noch fester. Gottkinder waren viel stärker als sie wirkten. »... ich würde dir nicht.. .«Tritt. »... gerne dabei

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