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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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zögerte.
    »Rolie«, sagte sie
    Er nickte, als ob er ihre Aufmerksamkeit erwartet hatte. »Wir tun alles, was wir können.« Er warf mir einen kurzen, beunruhigten Blick zu. »Sogar die Sterblichen untersuchen es. Jeder will wissen, wie das geschehen konnte.«
    Sie nickte langsam und ernst. Dann schwieg sie ein wenig zu lange. Götter taten das manchmal, wenn sie versuchten, das Unfassbare zu ergründen. Meistens versuchten sie, das nicht in der Gegenwart von Sterblichen zu tun; vielleicht war sie noch nicht an Sterbliche gewöhnt.
    »Ihr habt dreißig Tage«, sagte sie plötzlich.
    Madding erstarrte. »Um Rolies Mörder zu finden? Aber du hast versprochen ...«
    »Ich sagte, wir mischen uns nicht in die Angelegenheiten der Sterblichen ein«, sagte sie scharf. Madding verstummte sofort. »Das hier ist eine Familienangelegenheit.«
    Nach einer Weile nickte Madding. Dabei war ihm offensichtlich immer noch unbehaglich zumute. »Ja. Ja, natürlich. Und, äh ...«
    »Er ist wütend«, sagte die Frau. Zum ersten Mal sah auch sie bekümmert aus. »Rolie blieb im Krieg unparteiisch. Aber auch, wenn sie Partei ergriffen hätte ... Ihr seid immer noch seine Kinder. Er liebt euch immer noch.« Sie hielt inne und warf Madding einen Blick zu. Er sah sie nicht an. Ich vermutete, dass sie von Bright Itempas sprach. Man behauptete, dass er der Vater aller Gottkinder war. Natürlich wäre Er wenig erfreut über den Tod eines Seiner Kinder.
    Die Frau fuhr fort. »Also, dreißig Tage. Ich habe ihn davon überzeugt, sich so lange herauszuhalten. Danach ...« Sie brach ab und zuckte mit den Schultern. »Du kennst sein Temperament besser als ich.«
    Madding wurde leichenblass.
    Nach diesen Worten wandte die Frau sich wieder an den Jungen; die beiden wollten uns offensichtlich verfassen. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie einer von Maddings Adjutanten erleichtert ausatmete. Auch ich hätte erleichtert sein sollen, vor allem hätte ich den Mund halten sollen. Aber ich sah, wie die Frau und der Junge fortgingen und konnte nur an eins denken: Sie kannten Sonnenschein. Sie mochten ihn hassen, aber sie kannten ihn.
    Ich tastete nach meinem Gehstock. »Wartet!«
    Madding sah mich an, als ob ich den Verstand verloren hätte. Ich beachtete ihn nicht. Die Frau blieb stehen, drehte sich aber nicht herum. Der Junge sah mich überrascht an. »Wer ist er?«, fragte ich und zeigte auf Sonnenschein. »Könnt Ihr mir seinen Namen sagen?«
    »Oree, verdammt nochmal ...« Madding machte einen Schritt vor. Die Frau aber hob anmutig ihre Hand, woraufhin er schwieg.
    Si'eh schüttelte nur den Kopf. »Die Regeln besagen, dass er als Sterblicher unter Sterblichen leben muss«, sagte er. Dabei schaute er an mir vorbei auf Sonnenschein. »Wenn ihr in diese Welt kommt, habt ihr keine Namen. Also hat er auch keinen. Er bekommt nichts, das er sich nicht selbst verdient. Da er sich nicht besonders anstrengt, wird er wohl nie viel haben.« Er musterte mich kurz und sah mürrisch aus. »Außer einer Freundin, wie es scheint. Nun, wie meine Mutter schon sagte - sogar er hat manchmal Glück.«
    Mutter, stellte der Teil meiner Gedanken fest, der auch nach Jahren in Schatten immer noch von diesen Dingen fasziniert war. Gottkinder pflanzten sich manchmal untereinander fort. War Sonnenschein also Si'ehs Vater?
    »Sterbliche kommen nicht ohne alles auf die Welt«, sagte ich vorsichtig. »Wir haben eine Vorgeschichte. Ein Zuhause. Eine Familie.«
    Si'ehs Lippen kräuselten sich. »Nur die Glücklichen unter euch. So viel Glück hat er nicht verdient.«
    Ich schauderte und musste unwillkürlich daran denken, wie ich Sonnenschein gefunden hatte. Licht und Schönheit waren wie Müll weggeworfen worden. Die ganze Zeit hatte ich geglaubt, dass er einfach nur Pech gehabt hatte. Ich hatte angenommen, dass er an einer göttlichen Krankheit litt, oder dass ein Unfall ihm alles außer den Überresten seiner Macht genommen hatte. Jetzt wusste ich, dass man ihn absichtlich in diesen Zustand versetzt hatte. Jemand — möglicherweise genau diese Götter — hatte ihm dies als Strafe angetan.
    »Was zur unendlichen Hölle hat er nur getan?«, murmelte ich ohne nachzudenken.
    Zunächst verstand ich seine Reaktion nicht. Mit meinen Augen konnte ich nie etwas so gut wahrnehmen wie mit meinen anderen Sinnen. Den Ausdruck auf Si'ehs Gesicht allein konnte ich nicht deuten. Erst als er sprach, wusste ich es: Egal, was Sonnenschein getan hatte, es musste furchtbar gewesen sein, denn Si'ehs Hass war

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