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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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gerne teuer bezahlten. Aber er war immer noch ein Gottkind. Deshalb hatte er nie daran gedacht, ein Büro zu eröffnen, als sein Geschäft immer größer wurde. Er hatte einfach sein Haus vergrößert und all seine Untergebenen eingeladen, bei ihm zu wohnen.
    Die meisten hatten sein Angebot angenommen. Auf der dritten Etage befanden sich die Zimmer der Gottkinder, die gerne ein Bett hatten. Außerdem wohnten dort einige Schreiber, die dem Gängelband des Ordens entkommen waren, und eine Handvoll Sterbliche mit anderen Talenten, wie Schwarzmarkthandel, Glasbläserei und Buchhaltung. Die nächste Etage war das Dach. Dort wollte ich hin.
    Ich ging hinauf und entdeckte zwei Gottkinder, die oben an der Dachtreppe faulenzten: Maddings männlicher Adjutant mit der fleckigen Haut und eine distanzierte, gutaussehende Kreatur, die die Form eines Ken-Mannes mittleren Alters angenommen hatte. Im Blick des zweiten lagen gleichermaßen Weisheit und Desinteresse. Er ließ nicht erkennen, ob er meine Anwesenheit bemerkt hatte. Der erste zwinkerte mir zu. Dann rückte er näher an seinen Bruder, um mich vorbeizulassen.
    »Lust auf ein wenig frische Nachtluft?«, fragte er.
    Ich nickte. »Hier oben spürt man die Stadt am besten.«
    »Nimmst du Abschied?« Er schaute mich ein wenig zu scharf an und versuchte, mein Gesicht wie ein Siegel zu entziffern. Ich rang mir als Antwort ein schwaches Lächeln ab, weil ich mir selbst nicht über den Weg traute, falls ich sprach. Sein Ausdruck wurde weich und mitleidig. »Es wäre schade, wenn du fortgehst.«
    Ich senkte meinen Blick. »Ich habe ihm genug Ärger bereitet.«
    »Das macht ihm nichts aus.«
    »Weiß ich. Aber wenn das so weitergeht, dann schulde ich ihm bald meine Seele. Oder Schlimmeres.«
    »Bei dir führt er nicht Buch, Oree.« Er benutzte zum ersten Mal meinen Namen. Das hätte mich nicht überraschen dürfen, schließlich war er schon länger bei Madding als ich. Vielleicht waren sie sogar zusammen in die Welt der Sterblichen gekommen. Zwei ewige Junggesellen, die in der Stadt nach Aufregung suchten. Bei der Vorstellung lächelte ich vor mich hin. Er bemerkte es und lächelte ebenfalls. »Du hast keine Ahnung, wie viel er für dich empfindet.«
    Ich hatte den Ausdruck in Mads Augen gesehen, als er mich bat, zu bleiben. »Doch, ich weiß es«, flüsterte ich. Dann muss- te ich tief Luft holen. »Wir sehen uns später, äh ...« Ich hielt inne. In all der Zeit hatte ich ihn nie nach seinem Namen gefragt. Ich errötete beschämt.
    Er sah amüsiert aus. »Paitya. Meine Partnerin ist Kitr. Aber sag ihr nicht, dass ich dir das verraten habe.«
    Ich nickte und widerstand dem Drang, das ältere Gottkind anzuschauen. Einige Gottkinder waren wie Paitya, Madding und Lil - ihnen war es egal, ob Sterbliche ihnen eine wie auch immer geartete Ehrerbietung entgegenbrachten. Andere, so hatte ich gelernt, betrachteten uns als ausgesprochen minderwertige Wesen. So oder so, der ältere wirkte bereits verärgert, weil ich ihre Ruhe unterbrochen hatte, also war es das Beste, ihn in Ruhe zu lassen.
    Ich ging an Paitya vorbei. »Du wirst Gesellschaft haben«, sagte er. Als ich verstand, wen er meinte, wäre ich fast nicht weitergegangen.
    Dann beschloss ich, dass es zu dem Kummer, der in mir tobte, passte. Man hatte mich als treue Itempanerin erzogen. Im Laufe der Jahre hatte das allerdings nachgelassen. Außerdem war ich nie mit ganzem Herzen dabei gewesen. Dennoch betete ich zu Ihm, wenn ich das Bedürfnis danach verspürte. Genau dieses Bedürfnis verspürte ich jetzt, also ging ich weiter die Treppe hinauf, stemmte den Metallriegel auf und trat hinaus aufs Dach.
    Die Metalltür fiel zu, und das Geräusch hallte auf dem Dach wider. Dann verklang das Echo der Metalltür. Auf einer Seite vernahm ich Atmen. Es war unten am Boden zu hören; wahrscheinlich saß er dort irgendwo gegen eine Strebe der Zisterne gelehnt. Diese Streben nahmen den meisten Platz auf dem Dach ein. Ich spürte seinen Blick nicht, aber er musste gehört haben, dass ich das Dach betrat. Stille breitete sich aus.
    Ich stand dort, wusste, wer er war, und fühlte mich dennoch nicht anders als sonst. Wahrscheinlich hätte ich Ergebenheit, Nervosität oder sogar Ehrfurcht empfinden müssen.
    Mein Geist war allerdings nicht in der Lage, die beiden Vorstellungen in Einklang zu bringen: den Herrn des Lichtes und der Ordnung — und den Mann, den ich im Abfalleimer gefunden hatte. Itempas und Sonnenschein. In meinem Herzen fühlten sie sich

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