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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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ganz und gar nicht gleich an.
    Und unter all den Tausenden Fragen, die ich ihm hätte stellen müssen, fiel mir nur eine ein.
    »Die ganze Zeit hast du bei mir gelebt und nicht mit mir gesprochen«, sagte ich. »Warum nicht?«
    Zunächst dachte ich, er würde nicht antworten. Schließlich aber hörte ich, wie sich auf dem feinen Kies, der das Dach bedeckte, etwas bewegte. Dann spürte ich, wie sein fester Blick sich auf mich richtete.
    »Du warst bedeutungslos«, sagte er. »Nur eine weitere Sterbliche.«
    Mit einiger Bitterkeit bemerkte ich, dass ich mich langsam an ihn gewöhnte. Es schmerzte weit weniger, als ich erwartet hätte.
    Ich schüttelte meinen Kopf. Dann ging ich zu einer anderen Zisternenstrebe, stellte sicher, dass keine Pfützen oder Geröll im Weg waren und setzte mich ebenfalls hin. Die Stille auf dem Dach war nicht vollkommen, denn die Geräusche der Stadt erfüllten die Nachtluft. Dennoch fühlte ich mich irgendwie friedvoll. Sonnenscheins Anwesenheit und meine Wut auf ihn verhinderten, dass ich über Madding, tote Ordensbewahrer oder das Ende des Lebens, das ich mir in Schatten aufgebaut hatte, nachdachte. Also tröstete mein Gott mich sogar in seiner grüblerischen, egoistischen Art.
    »Was zur Hölle machst du überhaupt hier oben?«, fragte ich. Ich sah mich außerstande, ihm irgendwelchen Respekt entgegenzubringen. »Betest du zu dir selbst?«
    »Heute Nacht ist Vollmond.«
    »Ja und?«
    Er antwortete nicht. Mir war es egal. Ich wandte mein Gesicht dem entfernten, kaum wahrnehmbaren Leuchten des Weltenbaumblätterdachs zu. Ich tat so, als ob dort die Sterne waren, von denen ich andere mein Leben lang reden hörte. Hin und wieder sah ich zwischen den Wellen und Strudeln des Blätterozeans ein kurzes Aufblitzen. Wahrscheinlich handelte es sich um vorwitzige Knospen. Der Baum erblühte bald. Es gab Menschen in der Stadt, die ihren Jahresverdienst erarbeiteten, indem sie die gefährliche Aufgabe übernahmen, auf die unteren Zweige des Baumes zu klettern, die silbrigen, handtellergroßen Blüten abzuschneiden und sie an die Reichen zu verkaufen. Allerdings nahmen sie nie viele Blüten. Einerseits hatten sie Angst, die Lady zu beleidigen, andererseits wollten sie nicht, dass die Preise sanken. Ich war auf jeden Fall froh. Ich stellte mir vor, dass die herabfallenden Blüten Sternschnuppen waren.
    »Er sieht und hört alles, was in der Dunkelheit geschieht«, sagte Sonnenschein plötzlich. Ich seufzte und wünschte, er würde wieder aufhören zu reden. »In einer mondlosen Nacht kann er mich hören, auch, wenn er nicht antwortet.«
    »Wer?«
    »Nahadoth.«
    Ich vergaß meine Wut auf Sonnenschein, meine Trauer wegen Madding und mein Schuldgefühl gegenüber den Ordensbewahrern. Ich vergaß alles, außer diesem Namen.
    Nahadoth.
    Wir haben seinen Namen nie vergessen.
    Heutzutage gibt es auf der Welt zwei große Kontinente, aber es waren einmal drei: Hochnord, Senm und das Maroland. Maro war der kleinste der drei, aber auch der bedeutendste. Seine Bäume erstreckten sich tausend Fuß in die Höhe. Er beherbergte Blumen und Vögel, die es nirgendwo anders gab. Seine Wasserfälle waren so riesig, dass man behauptete, ihre Gischt sei noch am anderen Ende der Welt spürbar.
    Die einhundert Clans meines Volkes - das damals noch »Maro« hieß und nicht »Maroneh« - lebten im Überfluss und waren mächtig. Nach dem Krieg der Götter wurden diejenigen bevorzugt, die Bright Itempas über andere Götter gestellt hatten. Dazu gehörten die Amn, das inzwischen ausgestorbene Volk der Ginij und wir. Die Amn wurden von der Arameri-Familie regiert. Ihre Heimat war Senm, aber sie hatten ihre Hochburg auf unsere Einladung hin in unserem Land gebaut. Wir waren schlauer als die Ginij. Allerdings zahlten wir den Preis für unsere gerissenen politischen Aktivitäten.
    Denn es gab eine Art Aufstand. Eine große Armee marschierte mit der Absicht, die Arameri-Familie zu stürzen, über das Maroland hinweg. Das war dumm, ich weiß, aber derartige Dinge geschahen damals. Es hätte nur ein weiteres Massaker gegeben, nur eine weitere Fußnote in der Geschichte, wenn die Arameri-Familie nicht die Kontrolle über eine ihrer Waffen verloren hätte.
    Es handelte sich um den Lord der Finsternis — Bruder und ewiger Feind des Bright Itempas. Er war geschwächt und beeinträchtigt, aber dennoch unvorstellbar mächtig. Und er schlug ein Loch in die Erde. Dadurch entstanden Erdbeben und Flutwellen, die das Maroland in Stücke rissen.

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