Die Gefährtin Des Lichts erbin2
was?«
»Er ist ein Schreiber, Lady Oree, und Ihr habt magische Fähigkeiten, die noch nie jemand gesehen hat. Ich denke, er möchte Euch eingehend studieren.«
Wütend ballte ich meine Fäuste. »Und wenn ich Euch die Probe nicht geben will?«
»Lady Oree, Ihr kennt sehr wohl die Antwort auf diese Frage.« Hado hatte jetzt keine Geduld mehr. Ich überlegte, mich trotzdem zu widersetzen und zu sehen, ob er und Erad wirklich Gewalt anwendeten. Das war allerdings dumm, weil sie zu zweit waren und ich allein. Außerdem mussten sie nur die Tür öffnen, um schnell Verstärkung herbeizurufen.
»Wenn es denn sein muss«, sagte ich und setzte mich hin.
Kurz darauf — wahrscheinlich nach einem letzten warnenden Blick von Hado — kam Erad zu mir, nahm meine linke Hand und drehte sie um. »Halt die Schale«, sagte sie zu Hado. Kurz darauf schnappte ich nach Luft, als mich etwas ins Handgelenk stach.
»Dämonen!«, schrie ich und versuchte, meine Hand wegzuziehen. Aber Erads Griff war unerbittlich, als ob sie meine Reaktion erwartet hatte.
Hado packte mich an der anderen Schulter. »Es wird nicht lange dauern«, sagte er. »Wenn Ihr Euch wehrt, wird es aber länger dauern.« Das war der einzige Grund, warum ich nicht weiter dagegen ankämpfte.
Ich schrie auf, weil Erad noch etwas tat, das sich so anfühlte, als ob sie erneut in mein Handgelenk stach. »Was im Namen der Götter macht Ihr da?«, verlangte ich zu wissen. Ich hörte wie Flüssigkeit - mein Blut - in irgendeinen Behälter plätscherte. Sie hatte etwas in mich hineingesteckt, das die Wunde vergrößerte und den Blutfluss aufrechterhielt. Es schmerzte wie tausend Höllen.
»Lord Dateh wünscht etwa zweihundert Drams«, murmelte Erad. Bald darauf seufzte sie zufrieden. »Das sollte reichen.«
Hado ließ mich los und ging zur Seite. Erad nahm das schmerzhafte Ding aus meinem Arm und verband recht unsanft mein Handgelenk. Ich entriss ihr meinen Arm, sobald ihr Griff sich lockerte. Sie stieß ein verächtliches Schnauben aus, ließ mich aber los.
»Wir werden in Kürze jemanden schicken, der Euch das Abendessen bringt«, sagte Hado. Beide gingen zur Tür. »Ihr müsst essen, damit Ihr bei Kräften bleibt. Schlaft gut heute Nacht, Lady Oree.« Sie schlössen die Tür hinter sich.
Ich saß immer noch an der gleichen Stelle und hielt mir meinen schmerzenden Arm. Die Blutung hatte noch nicht ganz aufgehört. Ein Blutstropfen war durch den Verband gesickert und lief an meinem Unterarm herab. Ich spürte seinen Weg nach, wobei meine Gedanken sich ähnlich wanden. Als der Tropfen von meinem Arm auf den Boden fiel, stellte ich mir vor, wie er dort auseinanderspritzte und seine Wärme abnahm. Ich stellte mir seinen Geruch vor.
Seine Farbe.
Jetzt verstand ich. Es gab einen Weg hinaus aus dem Haus der Aufgegangenen Sonne. Er war gefährlich und möglicherweise tödlich. Aber war es sicherer, hierzubleiben und herauszufinden, was sie mit mir vorhatten?
Ich legte mich hin und hielt meinen Arm eng an die Brust ge- presst. Ich war müde, zu müde, um den Versuch in diesem Moment zu unternehmen. Das würde ich am Morgen tun, wenn die Lichter mit ihren Ritualen und Pflichten beschäftigt waren. Dann war genug Zeit, bevor sie kamen und mich holten.
Mit dunklen Gedanken, die voller Blut waren, schlief ich
11
»Besitz«
(Aquarell)
Also ein Mädchen war darin verwickelt.
Ich stellte mir vor - und die Geschichtsbücher deuteten auch darauf hin -, dass sie das Pech hatte, von einem grausamen Mann gezeugt zu werden. Er schlug seine Frau und seine Tochter und missbrauchte sie auf andere Weise. Itempas wird unter anderem der Gott der Gerechtigkeit genannt. Vielleicht hat Er deshalb reagiert, als sie in Seinen Tempel kam und ihr Herz mit unkindlichem Zorn erfüllt war.
»Ich will, dass er stirbt«, sagte sie. »Bitte, großer Lord, lasst ihn sterben.«
Ihr kennt jetzt die Wahrheit über Itempas. Er ist ein Gott der Wärme und des Lichts. Beides empfinden wir als angenehm und sanft. Einst empfand ich auch ihn als angenehm und sanft. Aber ungekühlte Wärme ist heiß; nicht gedämpftes Licht kann sogar in meinen erblindeten Augen schmerzen. Das hätte ich erkennen müssen. Wir alle hätten das erkennen müssen. Er war niemals das, für das wir Ihn hielten.
Also, das Mädchen flehte nun den Bright Lord an, ihren Vater zu töten. Er sagte: »Töte ihn selbst.« Dann schenkte Er ihr ein Messer, das perfekt zu der kleinen, schwachen Kinderhand passte.
Sie nahm
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