Die Gefahr
Ding entweder abgeschirmt, oder es ist nicht mehr im Anhänger. Vermutlich können wir nur die Strahlenverseuchung messen.«
»Debbie«, warf Reimer ein, »untersuchen Sie das Ding noch mit dem Germaniumdetektor. Das Röntgen schenken wir uns. Lassen Sie die FBI-Leute ein Loch in den Anhänger bohren – schön weit oben, Sie wissen ja, wie man’s macht.«
Hanousek gab die Anweisung an einen ihrer Techniker weiter, der sogleich mit einem schwarzen Kasten zum Anhänger lief. Ein zweiter Mann holte einen Bohrer heraus, und Hanousek zeigte auf eine Stelle im oberen Drittel des Anhängers. Der Bohrer durchdrang das dünne Blech mühelos. Eine kleine Glasfaserkamera mit einem Infrarotlicht an der Spitze wurde durch das Loch geführt.
Hanousek hielt den kleinen Videobildschirm in beiden Händen und schirmte ihn mit dem Schild ihrer Baseballmütze vor dem Regen ab. Gespannt betrachtete sie das körnige Schwarzweißbild. Nach einer Sekunde schloss sie die Augen und sagte: »Der Anhänger ist leer.«
85
WASHINGTON D.C.
Rapp und McMahon standen jeder an einer Seite des Konferenztisches über eine Freisprechanlage gebeugt. Keiner der beiden forderte Debbie Hanousek auf, zu wiederholen, was sie soeben gesagt hatte. Sie hatten nicht nur ihre Worte, sondern auch die Enttäuschung darin mitbekommen. Schweigend standen sie da und versuchten die Konsequenzen dessen zu ermessen, was sie soeben erfahren hatten. Die Bombe konnte praktisch überall sein.
McMahon richtete sich schließlich auf und seufzte frustriert. »Möchten Sie den Präsidenten anrufen, oder soll ich es machen?«
Rapp antwortete nicht gleich. Er stand über die Freisprechanlage gebeugt, die Hände flach auf den Tisch gelegt, die Stirn tief gerunzelt. Diese Männer konnten nicht einfach verschwunden sein. Er blickte zu McMahon hinüber. »Sie müssen irgendein Transportmittel haben«, sagte er schließlich.
Hanouseks Stimme tönte erneut aus dem Lautsprecher. »Das glaube ich nicht. Der Sohn des Hauseigentümers hat mir gerade gesagt, dass der Wagen seiner Eltern noch da ist.«
»Wo sind seine Eltern?«, fragte Rapp.
»Das weiß niemand.«
»Wie sieht der Wagen aus?«
»Es ist einer von diesen großen Cadillacs. Nagelneu.«
»Das verstehe ich nicht. Warum haben sie nicht den Wagen genommen und sind damit weggefahren?«
»Vielleicht hat sie jemand von dort abgeholt?«, warf McMahon ein.
Rapp schüttelte den Kopf. »Nicht sehr wahrscheinlich. Sie sind schließlich auf der Flucht.«
»Was ist mit den Nachbarn?«, fragte Reimer. »Hat schon jemand bei den Nachbarn nachgefragt?«
»Gute Idee«, pflichtete ihm McMahon bei. »Ich sage dem Sheriff, dass er sich gleich darum kümmern soll.«
Rapp richtete sich schließlich auf. Er drehte sich um und blickte auf die Karte an der Wand. Es musste irgendetwas geben, das ihnen bisher entgangen war. Er war selbst oft genug in fremden Ländern auf der Flucht gewesen – deshalb verstand er einfach nicht, warum sie nicht den Cadillac genommen hatten. »Haben die Leute nur dieses eine Auto?«, fragte er schließlich.
Es dauerte einige Augenblicke, ehe Hanousek antwortete: »Ich habe nicht daran gedacht, danach zu fragen. Einen Moment.«
Etwa fünf Sekunden später hörte Rapp, wie Hanousek die gleiche Frage jemand anderem stellte, worauf ein Mann antwortete: »Ja, sie haben nur diesen einen Wagen.«
Rapp starrte immer noch auf die Landkarte und stellte sich die Umgebung des Hauses vor. »Debbie, beschreiben Sie mir doch bitte, wie es dort aussieht. Wie groß ist das Grundstück, wie nah sind die Nachbarn? Gibt es sonst irgendetwas, das Ihnen auffällt?«
»Das Haus hat eine gute Lage. Ein großes Grundstück … vier Hektar oder mehr. Die Nachbarn sieht man überhaupt nicht von hier. Die Straße ist auch völlig abgelegen. Man fährt durch den Wald, bis man schließlich zum Haus kommt, und dahinter fließt der Fluss vorbei.«
Rapp erstarrte für einen Augenblick und beugte sich schließlich über die Freisprechanlage. »Haben Sie eben Fluss gesagt?«
»Ja.«
»Welcher Fluss?«
»Das weiß ich nicht.«
»Fragen Sie den Sohn«, forderte Rapp sie auf und wandte sich wieder der Karte zu.
»Der York River.«
Rapp fand ihn auf der Karte und fuhr mit dem Finger den Flusslauf entlang. Er drehte sich abrupt um und griff nach dem Bericht über al-Adels Verhör, in dem er gelesen hatte, bevor McMahon und Peggy Stealey vor zehn Minuten zu ihm gekommen waren. Er begann rasch darin zu blättern, auf der Suche nach einer
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