Die Gefahr
Torpedo gedacht war. In der Nähe der Stelle, wo die Waffe ausgegraben worden war, fand man ein Grab, in dem mindestens fünfzehn Tote lagen.
Aufgrund der Strahlungssignatur auf dem Testgelände von Kasachstan und jener von dem Sattelschlepper in Atlanta nahm Reimer an, dass sie es mit äußerst instabilem radioaktivem Material zu tun hatten. Seine NEST-Teams sollten es deshalb nicht allzu schwer haben, den Sprengkopf aufgrund seiner Strahlung zu finden. So schätzten sie die Lage um drei Uhr nachts ein – doch im Laufe des Vormittags begann Rapps Zuversicht immer mehr zu schwinden.
Eine Luftpatrouille war über der Stadt im Einsatz, Batterien von Boden-Luft-Raketen wurden im Pentagon aktiviert, die Flugverbotszone rund um die Stadt wurde auf siebzig Kilometer ausgedehnt, und außerdem wurde jeder Flughafen im Umkreis von über 300 Kilometern von einem AWACS-Flugzeug überwacht. Die Polizei in Richmond hatte begonnen, ein Haus nach dem anderen zu durchsuchen, was jedoch nichts Brauchbares ergeben hatte. Und auch die NEST-Teams suchten bislang vergeblich nach der Atomwaffe. Reimer erklärte das damit, dass der Regen die Sensoren an Bord des Hubschraubers beeinträchtigen würde, mit dem die Gegend südlich und östlich von Richmond abgesucht wurde.
Das Positive am Regen war hingegen, dass er viele Menschen abhalten würde, zur Einweihung des Denkmals in die Stadt zu kommen. Die Park Police schätzte, dass insgesamt 500000 Menschen zu den Festlichkeiten kommen würden, die mit einem Rockkonzert und einem Feuerwerk ausklingen sollten. Der Beginn des großen Festes war für elf Uhr vormittags angesetzt. Bis jetzt hatten sich jedoch nur die Straßenverkäufer, die Sicherheitsleute und eine Handvoll eingefleischter Fans eingefunden, die sich frühzeitig ihren Platz in der ersten Reihe sichern wollten, um ihre Stars aus nächster Nähe bewundern zu können.
Jeder Polizist an der Ostküste kannte die Zeichnung von al-Yamani, das Passfoto des pakistanischen Atomphysikers, das Foto des Taxifahrers und den gefälschten Führerschein, der bei der Verkehrskontrolle in Richmond zurückgeblieben war. Nach einer Suche in der Terroristen-Datenbank der CIA mit Hilfe der Gesichtserkennungssoftware war man sich ziemlich sicher, dass der Mann auf dem Führerschein Hasan Abdul-Aziz war, der aus der berüchtigten saudiarabischen Provinz al-Baha stammte.
In der Gegend zwischen Richmond und Norfolk waren unzählige Polizisten im Einsatz, um die Flüchtigen zu finden. Es war jedoch nirgendwo von einer Atomwaffe die Rede. Es handelte sich offiziell einzig und allein um eine Fahndung nach mutmaßlichen Terroristen, die als extrem gefährlich eingestuft wurden. In den Pressemitteilungen wurde auch das Wort Terroristen vermieden; man sagte den Medien lediglich, dass man die Männer im Zusammenhang mit dem versuchten Mord an einem Polizisten verhören wolle. Die Bilder von dem Polizisten, der von dem Wagen angefahren worden war, wurden immer wieder im Fernsehen ausgestrahlt.
Doch trotz der Präsenz der Fahndung in den Medien und trotz des massiven Polizeieinsatzes war die Suche bislang erfolglos geblieben. Seit gestern Abend war nicht ein einziger Hinweis eingegangen. McMahon hielt sich an die Augenzeugenberichte der beiden Leute, die das Taxi und den Pickup gesehen hatten, doch Rapp hatte seine Zweifel. Entweder die Zeugen hatten sich geirrt oder die Polizei. Der zuständige Sheriff ging davon aus, dass sich die Gesuchten irgendwo in den Wäldern versteckt hielten.
Doch auch daran wollte Rapp nicht so recht glauben, und er wurde mit jeder Minute, die verstrich, immer unruhiger. Der Präsident hatte eine Frist bis Mittag gesetzt; wenn die Bombe bis dahin nicht gefunden war, würde Operation Ark in Kraft treten, um die Regierungskontinuität zu gewährleisten. Wenn es jedoch dazu kam, dann war die Katze endgültig aus dem Sack. Es war ganz einfach undenkbar, dass so viele Leuten die Sache geheim hielten.
Rapp saß im Konferenzzimmer der CT Watch, die Füße auf den Tisch gestützt. Nachdem er vor einer Stunde geduscht und sich umgezogen hatte, fühlte er sich wieder ein wenig frischer. Statt des Anzugs trug er nun eine Khakihose, ein dunkelblaues T-Shirt und eine Einsatz-Weste, in der zwei Handys, Ersatzakkus, ein Headset und einige andere wichtige Kleinigkeiten untergebracht waren.
Dass Rapp immer nervöser wurde, lag jedenfalls nicht am Schlafmangel – schließlich war er es gewohnt, nahezu ohne Schlaf auszukommen – und auch nicht an
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