Die Gefahr
noch am Hemd festhalten, ehe er davonlaufen konnte. Diesmal würde ihm keine Bleischürze mehr im Weg stehen. Er holte aus und stieß Zubair das Messer in den Hals. Als er die Klinge herauszog, schoss das Blut in Fontänen hervor und spritzte ihm in die Augen. Khaled verlor auf dem glitschigen Deck das Gleichgewicht, und der Pakistani riss sich aus seinem Griff los. Zubair taumelte noch ein paar Schritte über das Bootsdeck und stürzte schließlich über Bord.
Das Boot war nun wieder mit über dreißig Stundenkilometern unterwegs. Hasan wandte sich al-Yamani zu. »Was soll ich tun?«, fragte er.
Al-Yamani blickte durch den Regen auf den Fluss hinunter. In seinem verzweifelten Überlebenskampf schlug Zubair mit den Armen um sich, konnte sich aber kaum noch über Wasser halten. Wer so viel Blut verlor, konnte unmöglich überleben. Al-Yamani blickte auf Khaled hinunter, dem das Ganze sichtlich peinlich war. Er war genauso wie das Bootsdeck blutüberströmt, doch das Blut wurde bereits vom Regen weggewaschen.
Al-Yamani blickte geradeaus. »Fahr weiter«, sagte er. »Selbst wenn sie seine Leiche finden, können sie uns nicht mehr aufhalten.«
87
WASHINGTON D.C.
Rapp stürmte durch die Tür hinaus und sprintete über den regennassen Parkplatz zu dem wartenden Hubschrauber. Der Wind hatte ein wenig aufgefrischt, und der Himmel begann sich von Osten her aufzuklaren. Es würde nicht mehr allzu lange regnen; wenn es aufhörte, würden die Leute in Scharen zum Fluss und auf die National Mall strömen. Rapp öffnete die Tür des Bell-430-Hubschraubers und sprang hinein. Die Tür ging zu, sodass der Lärm des Rotors und der beiden Allison-Turbinentriebwerke kaum noch zu hören war.
Vier Männer saßen in der Kabine – in ganz gewöhnlichen Straßenanzügen, so wie er es verlangt hatte. Einer von ihnen trug ein Scharfschützengewehr, die anderen waren mit MP5-Maschinenpistolen bewaffnet. Alle vier Waffen waren mit Schalldämpfern versehen. Rapp wollte sie gleich einweisen, sobald er den Piloten die Situation geschildert hatte.
Er reichte dem Piloten das Foto, das er von der Website des Herstellers heruntergeladen hatte. »Das ist das Boot, nach dem wir suchen. Es ist elf Meter lang, und am Heck steht in goldener Schrift Scandinavian Princess, York River, VA. «
Der Pilot gab das Bild an den Copiloten weiter. »Wo wollen Sie anfangen?«, fragte er.
»Bei der Key Bridge, und von dort flussabwärts.«
Der Pilot nickte, und der schnelle Helikopter schraubte sich in die Luft empor. Das Fahrwerk wurde eingezogen, und die Maschine zog in östlicher Richtung davon.
Nachdem sie entdeckt hatten, dass das Boot fehlte, hatte Rapp direkt mit dem Sohn gesprochen und sich eine genaue Beschreibung des Bootes geben zu lassen. Der Besitzer hatte es zu Ehren seiner Frau auf den Namen Scandinavian Princess getauft. Der Sohn fragte Rapp, ob er glaube, dass seine Eltern wohlauf seien. Rapp brachte es nicht fertig, dem Mann zu sagen, dass seine Eltern höchstwahrscheinlich tot waren, deshalb log er. Al-Yamani hatte vor, zigtausend Menschen zu töten, und Rapp bezweifelte, dass er ausgerechnet mit einem alten Ehepaar Mitleid zeigen würde.
Nach dem Gespräch mit dem Sohn führte Rapp noch drei Telefongespräche. Zuerst sprach er mit General Flood im Pentagon. Rapp teilte ihm ganz genau mit, was er brauchte, und Flood hörte ihm geduldig zu. Der Viersterne-General hatte schon mehrmals mit Rapp zusammengearbeitet und hatte deshalb vollstes Vertrauen in die analytischen und taktischen Fähigkeiten des jungen CIA-Agenten. Er versicherte Rapp, dass er ihm auf dem schnellsten Weg alles liefern werde, was er für die Operation benötige. Anschließend telefonierte Rapp mit der CIA, um einen Hubschrauber und ein Vier-Mann-Sicherheitsteam in Straßenkleidern anzufordern. Zuletzt rief er noch Irene Kennedy an. Er wollte nicht mit dem Präsidenten sprechen, um ihm zu erklären, was er vorhatte, und ihn um Erlaubnis für seinen Plan zu fragen. Irene Kennedy versicherte ihm, dass sie alles an den Präsidenten weitergeben und sich wieder bei ihm melden werde.
Rapp blickte zu den vier Männern auf, die in der Kabine des Hubschraubers saßen. Sie wirkten durchtrainiert und sahen alle vier so aus, als hätten sie bereits bei den Streitkräften gedient. »Wer leitet das Team?«, fragte er.
Drei der Männer saßen ihm gegenüber mit dem Gesicht in Flugrichtung, und ein Mann saß neben ihm mit dem Rücken zu den Piloten. »Ich«, meldete sich der, der
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