Die gefangene Braut
sich mit langsamen, verführerischen Bewegungen aus. Dann setzte sich sich nackt auf die Bettkante, und es wirkte wie eine Aufforderung. Doch als er zu ihr kam, hob sie ihre Hände und hielt ihn zurück.
»Ich muß mit dir reden, Philip«, sagte Christina, während sie mit ihren dunklen, saphirnen Augen seinen Blick zu ergründen versuchte.
»Später, mein Kleines«, erwiderte Philip heiser, und er brachte sie mit einem Kuß zum Schweigen. Sie raffte sich mühsam dazu auf, ihn trotzdem von sich zu stoßen.
»Bitte, Philip! Es gibt etwas, was ich wissen muß.«
Er sah ihre bebenden Lippen und das tiefe Blau ihrer Augen.
»Was ist los, Tina?«
»Was hast du mit mir vor?«
»Ich werde dich jetzt lieben. Was hast du denn geglaubt?« Er spielte lächelnd mit den Locken, die über ihre Brüste baumelten.
»Nein, ich meine in weiterer Zukunft – wenn du mich nicht mehr willst. Was wirst du dann mit mir tun?«
»Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht«, log er, denn es gab nichts, worüber er nachdenken mußte. Er würde sie niemals gehenlassen.
»Würdest du mich zu meinem Bruder zurückgehen lassen?« wagte sie sich schüchtern vor.
Philip wußte jetzt, was Christina Sorgen bereitete.
Glaubte sie denn wirklich, er würde sie einfach abschieben? Natürlich glaubte sie das, denn sie dachte nur das Schlechteste über ihn.
»Wenn ich deiner müde werde, Tina -ja, dann darfst du zu deinem Bruder zurückgehen.«
»Gibst du mir dein Wort darauf, Philip?«
»Du hast mein Wort darauf. Ich schwöre es dir.«
Er konnte die Erleichterung sehen, die auf ihr Gesicht trat, als sie sich auf das Kissen zurückfallen ließ. Sie lächelte ihn einladend an.
»Sind jetzt alle deine Ängste vergessen, mein Liebes?« flüsterte er, und seine glühenden Lippen versengten ihren Hals.
»Die meisten«, hauchte sie. Sie zog sein Gesicht zu sich und reagierte willig auf seinen leidenschaftlichen Kuß.
Philip fragte sich einen Moment lang, was sonst noch bewirken konnte, daß Christina sich vor ihm fürchtete. Aber gerade jetzt wehrte sie sich nicht, und das wunderte und erregte ihn gleichermaßen. Er grübelte jedoch nicht lange daran herum, denn er hatte keineswegs vor, diesen Moment mit banalen Fragen zu vergeuden.
Als die Dämmerung anbrach, erwachte Christina beim süßen Gesang einer Nachtigall. Sie dachte an die letzte Nacht und daran, wie weit sie gegangen war.
Sie hatte nicht die Hure spielen müssen. Sie hatte Philip bereits dazu gebracht, ihr zu versprechen, daß er sie zu ihrem Bruder zurückschickte. Doch sie hatte ein Geschäft mit ihm gemacht, und sie hatte sich willig hingegeben, um den Pakt zu besiegeln. Es war eine Kleinigkeit gewesen -er hätte sie auch andernfalls genommen.
Christina lächelte bei dem Gedanken daran, wie sehr ihre Zärtlichkeiten wildes Verlangen in Philip ausgelöst hatte. Seine glühende Leidenschaft hatte sie höher denn je hinaufgetragen. Und sie war in demselben Strudel des Begehrens gefangen gewesen und hatte sich von ihm mit-
reißen lassen, bis die Flut sie beide in ein Meer der Seligkeit geschwemmt hatte.
Dieser Abend lag jetzt hinter ihr. Es hatte einen Grund, daß sie sich Philip willig hingegeben hatte. Doch da ihre schlimmsten Ängste beschwichtigt waren, würde Philip sie in Zukunft weniger willig vorfinden. Sie würde sich ihm sogar heftiger widersetzen denn je.
Es wird ein wunderbarer Tag, dachte Christina, als sie aus dem Bett schlüpfte und sich anzog. Ich sollte mich vor mich selbst ekeln, aber ich tue es nicht. Ich bin wirklich glücklich.
Es ging auf den Winter zu, und als Christina am Nachmittag zur Pferdekoppel schlenderte, dachte sie daran, sich wärmere Kleider zu nähen. Als sie Schritte hinter sich hörte, glaubte sie, es sei Philip, und sie drehte sich abrupt um, doch zu ihrem Erstaunen fand sie Amine vor, die sie schüchtern ansah.
»Ich wollte dich nicht erschrecken«, sagte Amine scheu.
»Du hast mich nicht erschreckt. Ich dachte, es sei Abu.«
»Oh, Scheich Abu bewacht dich mit Adleraugen. Ich glaube, er liebt dich sehr.«
»Das ist doch lächerlich. Er liebt mich nicht.« Christina lachte bei diesem Gedanken. »Er begehrt mich nur.«
»Das verstehe ich nicht«, erwiderte Amine mit verwirrtem Blick.
»Das macht nichts, ich verstehe es selbst nicht.«
»Darf ich dir eine Frage stellen?« Amine wirkte sehr verlegen, aber als Christina nickte, fuhr sie fort. »Ist es wahr, daß du am selben Tisch mit Scheich Abu ißt?«
Christina war
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