Die gefangene Braut
fragen.
»Nein, Mr. Caxton«, sagte sie. »Ich habe einen Sohn -nicht Sie!«
»Dann lassen Sie mich meine Frage umformulieren, Miß Wakefield. Habe ich Ihren Sohn gezeugt?«
Christina wußte, daß sie nicht ausweichen konnte. Paul mußte ihm erzählt haben, wann sie das Kind geboren hatte. Philip hatte es sich ausrechnen können, und jetzt wußte er, daß sie dieses Kind von ihm haben mußte. Außerdem brauchte er nur einen Blick auf Philip junior zu werfen, um selbst zu sehen, daß es sein Sohn war.
Christina sank auf den nächstbesten Stuhl und wandte ihren Blick von den beiden Männern ab, die auf ihre Antwort warteten.
»Ist das wahr, Christina? Ist dieser Mann der Vater deines Kindes?« fragte Tommy mit erstickter Stimme.
»Ja, Tommy, es ist wahr«, flüsterte Christina.
»Wie können sie es wagen, hierherzukommen, Mr. Caxton?« fragte Tommy.
»Ich bin wegen meines Sohnes hier, und ich rate Ihnen, sich nicht einzumischen.«
»Wegen deines Sohnes!« schrie Christina, und sie sprang von ihrem Stuhl auf. »Aber du wolltest ihn doch nie haben. Warum willst du ihn jetzt?«
»Ich fürchte, du hast das, was ich dir vor langem gesagt habe, falsch ausgelegt, Christina. Ich habe dir gesagt, ich hätte dich nicht in mein Lager entführt, damit du mir Kinder gebärst. Ich habe nie zu dir gesagt, daß ich kein Kind will, wenn es dazu kommen sollte, daß du schwanger wirst«, erwiderte Philip ganz ruhig.
»Aber ich … «
Johns Auftauchen in der Tür schnitt Christina das Wort ab. »Was ist das hier für ein Geschrei?« fragte er streng. Dann sah er Philip, der in der Tür lehnte, und er lächelte erfreut. »Philip – ich habe nicht damit gerechnet, Sie so schnell wiederzusehen. Aber es freut mich, daß Sie meine Einladung angenommen haben, uns zu besuchen. Estelle wird begeistert sein, Sie zu sehen.«
»Gütiger Himmel!« platzte Tommy heraus. »Sind denn hier alle verrückt geworden? Weißt du denn nicht, wer dieser Mann ist, John? Das ist der Vater von Christinas Kind.«
Johns Lächeln erstarb. »Ist das wahr, Christina?« fragte er.
»Ja«, hauchte sie ängstlich.
John schlug mit der Faust gegen die Wand. »Verdammt noch mal, Christina! Ich habe mich mit diesem Mann angefreundet! Du hast mir erzählt, der Vater deines Kindes sei ein Araber!«
»Aber Philip ist ein halber Araber, und ich habe dir gesagt, daß er noch einen anderen Namen hat!« schrie Christina zurück.
»Und Sie!« schrie John Philip an. »Sie kommen jetzt mit!«
»John!« schrie Christina auf. »Du hast mir dein Wort gegeben!«
»Ich erinnere mich nur zu gut an das Versprechen, das du mir abgenommen hast, Crissy. Ich habe nichts anderes vor, als mich mit Philip allein in meinem Arbeitszimmer zu unterhalten«, sagte John jetzt ruhiger, und die beiden verließen den Raum.
John schenkte zwei Gläser Cognac ein und drückte Philip eins der Gläser in die Hand. Dann ließ er sich in den schwarzen Ledersessel hinter seinem Schreibtisch sinken.
»Warum sind Sie hierhergekommen? Gütiger Himmel, Philip! Ich habe jedes Recht, Sie zum Duell aufzufordern, denn Sie haben das Leben meiner Schwester zerstört!«
»Ich hoffe, daß es nicht dazu kommt«, erwiderte Philip. »Ich habe von meinem Bruder erfahren, daß ich einen Sohn habe, und ich bin gekommen, um Christina zu heiraten und sie und den Jungen zu mir nach Benfleet zu holen. Aber ich habe gerade mitangehört, daß dieser kämpferische Milchbub ihr einen Antrag gemacht hat, und sie hat ihn angenommen. Daher steht eine Heirat jetzt nicht mehr zur Diskussion. Aber ich will trotzdem meinen Sohn haben.«
»Christina wird ihr Kind niemals hergeben!«
»Dann muß ich Sie um die Erlaubnis bitten, mich hierbleiben zu lassen, damit ich sie bekehren kann, es sich anders zu überlegen. Sie verstehen doch sicher meine Gefühle. Der Junge ist mein Erbe, und ich bin ein reicher Mann. Er hätte nur dabei zu gewinnen, daß ich ihn aufziehe.«
»Ich kann das einfach nicht verstehen. Sie sind ein Gentleman, aber andererseits entführen Sie eine Dame und halten Sie sich als Mätresse. Wie konnten Sie etwas Derartiges tun?« fragte John.
Philip belustigte es, daß John ihm dieselbe Frage stellte, die ihm bereits sein Bruder gestellt hatte.
»Ich habe Ihre Schwester mehr begehrt als jemals eine Frau zuvor. Sie ist so schön, daß Sie mir daraus kaum einen Vorwurf machen können. Ich bin es gewohnt, mir zu nehmen, was ich will, und ich habe sie gebeten, mich zu heiraten, als ich sie in London
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