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Die Gefangene des Highlanders

Die Gefangene des Highlanders

Titel: Die Gefangene des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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holen und Rupert heraus zu rufen. Der Junge glühte vor Aufregung und schien es nicht erwarten zu können, sich in den Kampf zu stürzen. Nur zögernd folgte der alte Mann, hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, seiner Tochter beizustehen und der Verpflichtung, für seinen Herrn zu kämpfen.
    Was plante Braden nur? Glaubte er, die Reiter mit einer hastig zusammengezimmerten Steinschleuder beeindrucken zu können?
    „Jetzt!“
    In diesem Augenblick brach draußen die Hölle los. Wildes Kriegsgeschrei aus rauhen Männerkehlen erfüllte die Luft, das Geräusch von aufprallenden Steinen, wütende Rufe auf der anderen Seite, wiehernde Pferde, Waffenklirren. Marian begriff, dass Braden die heranreitenden Gegner getäuscht hatte, vermutlich war nicht nur die Steinschleuder im Einsatz, sondern auch etliche gute Werfer. Die Steine mussten wie ein Unwetter auf die Reiter prasseln und die Pferde scheu machen.
    Ein lautes Stöhnen dicht neben ihr ließ sie jedoch alles andere vergessen. Aisleen versuchte vergeblich, sich aufzurichten, fiel dann wieder zurück und keuchte.
    „Vater! So hilf mir doch! Vater!“
    Marian rutschte hinüber. Es war soweit, die Wehen waren jetzt so stark, dass es nicht mehr lange dauern konnte. Damals hatte Fia genau so gekeucht, und die alte Sorcha hatte ihr den Bauch massiert damit es rascher ging.
    „Binde mich endlich los, verdammt!“
    „Ich … darf nicht …“, stieß Aisleen hervor.
    „Du musst. Es ist niemand da außer uns beiden.“
    Sie drehte Aisleen den Rücken zu und spürte, wie das Mädchen an den Riemen herumtastete. Dann warf sie sich jammernd zurück, denn eine neue Wehe hatte sie erfasst.
    „Ich schaffe es nicht. Der Knoten ist zu fest!“
    „Hast du denn kein Messer?“
    Auf dem Wall tobten jetzt die Kämpfe Mann gegen Mann. Die Angreifer hatten ihre Pferde zurücklassen müssen, die vor dem Steinhagel scheuten, und trotz der wütenden Gegenwehr den Versuch unternommen, den aufgeschichteten Wall zu erstürmen. Man hörte den Klang harter Schwerter, die auf hölzerne Knüppel trafen, die Schreie der Verwundeten, das Ächzen der miteinander ringenden Männer. Marian war alles vollkommen gleichgültig, was zählte war Aisleen und das Kind, das ausgerechnet jetzt auf diese kriegerische Welt kommen wollte.
    Aisleen hatte die Wehe überstanden, ihre Hand fühlte suchend über die Steine der Mauer und fand das Messer in einer Ritze. Gleich darauf spürte Marian, wie die Riemen sich lösten, und sie zog stöhnend die Arme nach vorn.
    „Zieh die Beine an“, kommandierte sie. „Den Rücken gegen die Wand, stütz dich fest ab … So ist es gut. Keine Sorge, ich halte dich. Wir schaffen es … Du machst das sehr gut, Aisleen. Schrei nur ordentlich, das hilft dir, brüll so laut du kannst …“
    Es war viel einfacher, als sie geglaubt hatte, denn dieses Kind lebte und mühte sich selbst verzweifelt, in die Welt zu gelangen. Sie brauchte es nur an den Schultern zu fassen und herauszuziehen, dann durchschnitt sie die Nabelschnur mit dem Messer und band sie mit dem Riemen ab, der zuvor ihre Hände gefesselt hatte.
    Das erste Quaken des Säuglings wurde von lautem Triumphgeschrei aus männlichen Kehlen übertönt. Marian achtete nicht darauf. Sie hielt Aisleen das Kind hin, es war krebsrot, das kleine Gesichtchen schien nur aus einem offenen, viereckigen Mund zu bestehen.
    „Nimm es weg! Ich will es nicht sehen!“
    „Bist du verrückt?“
    „Hörst du nicht? Nimm es weg!“
    Aisleen rutschte erschöpft aus ihrer sitzenden Stellung zurück auf ihr Lager und schloss die Augen, um das kleine Wesen nicht anblicken zu müssen. Sie war schweißbedeckt und bleich vor Anstrengung, ihre Unterlippe blutete, denn sie hatte sich darauf gebissen.
    „Du bist so dumm wie Bohnenstroh!“, schimpfte Marian wütend und verständnislos. Was hätte die arme Fia darum gegeben, ein lebendiges Kind in ihren Armen zu halten? Und diese da hatte ein kräftiges, kleines Baby zur Welt gebracht und wollte es nicht haben.
    Sie wickelte das Kleine in Aisleens Mantel und drückte es zärtlich an sich. Immer noch erklang das wilde Triumphgeheul von draußen herein, die Männer schienen außer sich vor Begeisterung, ihre Stimmen schnappten über, wütende Drohungen wurden ausgestoßen, Schwüre und Versprechungen in die Luft geschleudert.
    Das erste Morgenlicht erhellte den Raum, und Bradens großer Körper erschien in blasses Rot getaucht, als er durch den Eingang trat. Nie würde Marian den Ausdruck seines

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