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Die Gefangene des Highlanders

Die Gefangene des Highlanders

Titel: Die Gefangene des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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beruhigen wollte. Aisleen antwortete mit keiner Silbe, doch man hörte, wie ihre Zähne knirschten, sie musste furchtbare Schmerzen haben. Als Rupert ihr einen Becher mit Wasser brachte, hatte er Mühe, ihr die Flüssigkeit einzuflößen, das meiste floss auf den Boden.
    „Du musst ihr den Kopf stützen. Meine Güte, binde mir endlich die Hände los, ich will nichts weiter als ihr helfen.“
    Rupert schenkte ihr keinen einzigen Blick
    „Du bleibst gefesselt. Ich werde mich um sie kümmern.“
    „Das ist Frauensache, du verstehst nichts davon!“
    „Halt endlich den Mund! Der Clanchief weiß schon, was er tut.“
    Marian biss sich wütend auf die Lippen. Sie hätte sich ja denken können, dass Braden dahintersteckte. Oh, wie sie ihn dafür hasste! Nie zuvor hatte ein einfacher Pächter gewagt, in diesem Ton mit ihr zu reden. Wenn ihr Vater sie erst befreit hatte, dann würde sie Braden schon spüren lassen, wie sehr er sie gedemütigt hatte. Falls er dann überhaupt noch lebte …
    Draußen war es ruhiger geworden, nur vereinzelt hörte man noch das Ächzen der Männer und das Geräusch aufeinanderstoßender Steine – vielleicht hatte Braden angeordnet, eine Pause einzulegen um Kräfte für den bevorstehenden Kampf zu sammeln? Vermutlich hatte er Wächter aufgestellt, vielleicht auch Späher ausgeschickt. Oh, sie konnte sich gut vorstellen, dass er klug und vorsichtig handelte. Trotzdem wird er gegen die Ritter meines Vaters nicht ankommen, dachte sie. Es sind viel zu viele kampferprobte, gut ausgerüstete Männer, sie werden einen Weg finden, mich zu befreien. Sie werden Braden und seine Bauern einfach überrennen. Oder sie schließen einen Ring um seinen albernen Wall und hungern uns aus? Ich glaube fast, er hat nicht einmal einen Brunnen auf diesem Hügel …
    Die Vorstellung, mit Braden gemeinsam in diesem Loch zu verschmachten, war nicht besonders angenehm. Sie rutschte zur Wand hinüber und lehnte sich an, aber auch diese Stellung war ziemlich unbequem, denn die auf den Rücken gefesselten Arme schmerzten, und ihre Hände waren schon fast gefühllos. Beunruhigt bewegte sie die Finger und wackelte mit den Zehen – falls Braden vorhatte, sie tagelang in Fesseln zu legen, würden ihr vermutlich Hände und Füße abfallen. Was diesem Mistkerl ganz sicher völlig gleichgültig war.
    Die Stille war lauernd und zerrte an ihren Nerven. Rupert hockte schweigend neben seiner Tochter und strich ihr immer wieder über Stirn und Wangen, Aisleens heftiger Atem hatte sich ein wenig beruhigt, vielleicht bekam sie das Kind ja doch nicht in dieser Nacht. Rupert hatte die Türbretter nicht wieder zurechtgerückt, so dass Marian hinaussehen konnte. Das Licht des Mondes war matter geworden, es war die Stunde zwischen Nacht und Tag, wenn der Mond sinkt und die Dunkelheit noch einmal Besitz von der Erde ergreift, bevor der erste, schwache Morgenschein im Osten hervorbricht. Die Ritter ihres Vaters würden ganz sicher im Morgengrauen angreifen, noch halb im Schutz der Nacht und in der Annahme, dass um diese Zeit alles im Schlummer lag. Es konnte nicht mehr allzu lange dauern …
    Stille, nervenzerfetzende, knisternde Lautlosigkeit. Jedes leise Geräusch schreckte sie auf, ließ ihr Herz hämmern und ihren Puls rasen. Eine Maus raschelte an der erloschenen Feuerstelle, ein Pferd schnaubte, irgendwo schrie ein kleines Tier, das ein Nachtvogel erbeutet hatte. Dann wieder das zähe, lähmende Schweigen der Nacht. Die Augen fielen ihr zu, namenlose Mattigkeit hatte sie erfasst, und doch war an Schlaf nicht zu denken, denn ihre Sinne waren hellwach.
    Dann endlich vernahm sie das Geräusch kleiner Steinchen, die von dem Wall herabkullerten, leise Schritte und Geflüster.
    „Am Waldrand. Bis jetzt zehn Reiter, es kommen noch mehr.“
    „Jeder auf seinen Posten. Wir warten ab, bis sie nahe genug herangeritten sind. Richtet die Schleuder aus.“
    Marian saß hochaufgerichtet, ihr Herz raste wie im Fieber. Jetzt würde er gleich kommen, sie herauszerren und auf den Wall heben, weithin sichtbar als seine Geisel. Im zerrissenen Kleid mit offenem Haar, Hände und Füße gefesselt würde er sie den Rittern ihres Vaters zur Schau stellen, und vermutlich würde er auch noch seinen Spaß dabei haben, genau wie die anderen Kerle, die da draußen bei ihm saßen. Oh, sie würde ihm mit keiner Miene zeigen, wie tief sie diese Schande empfand.
    Doch Braden zeigte sich nicht. Stattdessen schlüpfte Swan in die Unterkunft, um die hölzernen Spieße zu

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